Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky über klimaneutrales Wohnen und Maßnahmen für eine coole Stadt.
Die rot-pinke Koalition hat das Förderprogramm „Lebenswerte Klimamusterstadt“ ins Leben gerufen. Was steckt dahinter?
Mit unserem Förderprogramm „Lebenswerte Klimamusterstadt“ stehen bis 2025 pro Jahr 20 Millionen Euro für Projekte der Bezirke im Kampf gegen den Klimawandel und dessen Folgen zur Verfügung. Das ist so viel Geld wie noch nie zuvor. Das ist Klotzen, nicht Kleckern. Gefördert werden Projekte im Rahmen der Umgestaltung des öffentlichen Raums – von der Entsiegelung von Flächen und Pflanzungen von Bäumen über die Attraktivierung von Plätzen mit Cooling Spots bis hin zu Wasserspielen, Trinkbrunnen und Nebelduschen in Parks. Schon jetzt, kurz nach Programm-Start, wurden zahlreiche Projekte eingereicht. Damit werden wir als Stadt gemeinsam mit den Bezirken die Lebensqualität in Wien durch mehr Grün und kühlere Plätze, Straßen und Parks weiter verbessern.
Die Zukunft des Wohnens soll klimaneutral sein. Wie soll das gelingen?
Ein zentraler Baustein am Weg zur Klimaneutralität 2040 ist die Wärmewende. Künftig werden Wohnungen verstärkt durch Erdwärme und mithilfe von Wärmepumpen geheizt und gekühlt. Daher verdoppeln wir heuer die Förderungen für Wärmepumpen auf eine Million Euro. Neben der erhöhten Förderung für Solaranlagen ist dies ein weiterer Schritt in Richtung Ausstieg aus fossilen Energien.
Coole City: Was tut die Stadt, um Wien und damit auch ihre Bürger vor Überhitzung zu schützen?
Die klimawandelbedingte Hitze macht allen Menschen zu schaffen, besonders Kindern und älteren Menschen. Umso wichtiger ist es, im öffentlichen Raum Abkühlungsmöglichkeiten zu schaffen. Daher baut die Stadt ihre Cooling-Maßnahmen für Hitzetage über 30 Grad weiter aus. Insgesamt rund 260 Nebelduschen, coole Stelen und Trinkbrunnen mit Sprühfunktion stehen den Wienerinnen und Wienern für einen „coolen Sommer“ zur Verfügung. Auch die Wasserspiele in Wiener Parks werden ausgeweitet: 111 Spielplätze mit Wasserspielmöglichkeiten gibt es, fünf neue Anlagen werden heuer fertiggestellt. Darüber hinaus bieten rund 1.100 Trinkbrunnen in der ganzen Stadt frisches Trinkwasser.
Wie möchte die Stadt Wien den Ausbau der Sonnenenergie forcieren?
Wir haben uns vorgenommen, die Produktion von Sonnenstrom bis 2025 zu verfünffachen. Das ist die größte Photovoltaik-Offensive in der Geschichte. Ziel ist, dass wir bis zum Ende der Regierungsperiode jedes Jahr so viele Photovoltaik-Anlagen errichten wie in den letzten 15 Jahren zusammen. Das ist eine Fläche von 100 Fußballfeldern pro Jahr. Also eine ganze Menge. Mit einer weiteren Ausbaustufe bis 2030 sollen zehn Prozent des benötigten Stroms aus Solarenergie erzeugt werden. Damit können 530.000 Wienerinnen und Wiener mit Sonnenstrom versorgt werden. In Wien setzen wir auf einen städtetauglichen Ausbau. Das heißt: Flächen, die es schon gibt, wollen wir mit PV-Paneelen ausstatten. Wie beispielsweise Dächer, Fassaden, Parkplätze, Lärmschutzwände und vieles mehr. Möglichkeiten gibt es schon viele, auch Vorzeigeprojekte wie die größte PV-Anlage Wiens am Schafflerhof.