Der Einsatz digitaler Lösungen soll die Abfallwirtschaft effizienter machen. Erste Pilotversuche verlaufen vielversprechend.
Wertstoffe wie Altpapier, Plastikverpackungen und Bioabfälle gehören nicht in die schwarze Tonne. Trotzdem macht deren Volumen im Restmüll noch immer bis zu 70 Prozent aus. Vor allem die Bioabfälle können dadurch nicht mehr verwendet werden. Das Entsorgungsunternehmen Saubermacher und die Stadt Villach haben deshalb ein Pilotprojekt gestartet, in dem bis Ende 2021 mittels Wertstoffscanner die Qualität der Mülltrennung ausgewertet werden kann. In einem ersten Versuch in der Steiermark konnten die Fehlwürfe damit halbiert werden.
In Villach wurden 500 Hausmüllbehälter mit Chips namens „FRITZ“ (Fortschrittlich, Recyclingfördernd, Innovativ, Technologisch, Zukunftsorientiert) ausgerüstet. In einem eigens mit einem Wertstoffscanner ausgerüsteten Müllwagen wird der Müll beim Entleeren analysiert, und die Teilnehmer des Pilotprojekts bekommen per SMS und Müll-App Tipps zur besseren Trennung des Mülls. „Die direkte Rückmeldung ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor, weil umweltfreundliches Verhalten unmittelbar belohnt und positiv verstärkt wird“, freut sich Saubermacher-Gründer Hans Roth über das weltweit einzigartige Konzept.
Der Wertstoffscanner wurde übrigens von Joanneum Research, der TU Graz, Saubermacher und dem Fahrzeugbauer Stummer gemeinsam entwickelt.
Pandemie als Treiber
Die Covid-Pandemie und die verstärkte digitale Kommunikation zwischen Gemeinden, Behörden und Bürgern treiben die Digitalisierung in der sonst eher traditionellen Abfallwirtschaft auch in anderen Bereichen voran. So wurden im Abfallwirtschaftsverband Villach 1.100 Altglas-Container mit Sensoren ausgerüstet. Diese erkennen, wann der Container voll ist, und ermöglichen somit einen optimierten Tourenplan für den Entsorgungsbetrieb.
„Das heißt also, dass es in Zukunft möglich sein wird, Glascontainer nach Bedarf zu entleeren und nicht nach festgelegten Intervallen“, erklärt der Villacher Bürgermeister Günther Albel.
Die Organisation der Altglasentsorgung obliegt in Österreich der Austria Glas Recycling (AGR). Die vielversprechenden Ergebnisse eines Pilotprojekts in Niederösterreich waren der Anlass für den Projektstart in Villach.
Homeoffice & Co
2019 betrug die Gesamtabfallmenge in Österreich rund 71 Millionen Tonnen. Interessant sind die durch die Pandemie bedingten Verschiebungen im Jahr 2020. Während es im ersten Halbjahr 2020 einen regelrechten Sperrmüll-Run auf die Sammelzentren gab, sank der Anteil im zweiten Halbjahr so deutlich, dass „unterm Strich“ kein Mehraufkommen zu verzeichnen war. Einem Plus an Volumina bei Karton und Verpackungsmaterial steht ein deutliches Gewichtsminus bei Katalogen und Prospekten gegenüber. Die Menge an Bauabfällen blieb relativ stabil, jedoch variierten die Zahlen bei den Gewerbeabfällen. Insgesamt lagen diese aber bei minus 20 bis 30 Prozent. Die Speiseabfälle aus der Gastronomie sanken um 90 Prozent – und trotz Homeoffice und Lockdown stieg die Menge des Hausmülls nur um rund fünf Prozent.