Sie sind klein, größtenteils möbliert und zumeist ziemlich teuer: die Mikrowohnungen. Und sie sind längst nicht nur für Studenten interessant.
Studenten schätzen die modernen Wohnangebote, die sich in den letzten Jahren in vielen Städten entwickelt haben: kompakte Apartments, die in der Regel mit „All-in“ vermietet werden. Das heißt, in der Miete sind sämtliche Betriebskosten, Strom, Möblierung und WLAN enthalten. Großzügige Communityflächen ergänzen das Angebot. Doch das Wohnen hier ist nicht gerade günstig. Je kleiner die Apartments, desto höher die Miete pro Quadratmeter – was ein Report bei unseren deutschen Nachbarn herausgefunden hat, kann auch auf Österreich umgelegt werden. Und diese Kleinstwohnungen sind nicht allein für Studenten interessant. Etwa jedes zweite Apartment, das unter der Rubrik „Micro-Living“ geführt wird, wird von Jobeinsteigern oder Pendlern gemietet.
Alternativ wohnen
Das Micro-Living-Segment, das gerne auch als „alternatives Wohnen“ bezeichnet wird, ist durchaus ein chancenreiches für Entwickler und Investoren. Es unterliegt ähnlichen Dynamiken wie das traditionelle Wohnsegment, ist aber deutlich vielseitiger, da es die verschiedensten Lebensphasen unserer Gesellschaft abdecken kann. Das Spektrum reicht von zeitgemäß ausgestatteten Studentenwohnheimen, die sich vorwiegend an eine internationale Kundschaft richten, über Co-Living-Wohnformen für junge Berufstätige, die für sechs bis 24 Monate eine temporäre Wohnung mit sozialen Anknüpfungspunkten suchen, bis hin zu Serviced Apartments für langfristig orientierte Geschäftsleute sowie Senior-Living-Einheiten, die ein maximal unabhängiges Leben bis ins hohe Alter ermöglichen.
Aber die Coronakrise brachte auch hier Veränderungen mit sich. Die bedingungslose Rallye, immer noch kleinere Apartments zu errichten, ist definitiv vorbei. Gerade in Zeiten des Social Distancing gewinnt die Wohnung als Rückzugsort für die Bewohner wieder an Bedeutung. Umso wichtiger ist es, dass die Apartments diesen Ansprüchen genügen. Konzepte müssen nun überdacht und angepasst werden.
Für Studenten
Das studentische Wohnen wurde zwar von den Corona-Einschränkungen getroffen. Hochschulen haben ihre Tore geschlossen und auf Distance-Learning umgestellt. Klar ist jedoch, dass sich der Bedarf nach der Krise wieder auf dem alten Niveau einpendeln wird. Daher werden sich auch die in Wien in Bau befindlichen Apartments rasch füllen. Noch heuer fertig werden soll der DC Tower 3 mit mehr als 800 Apartments. Die S+B Gruppe verkaufte den Turm um mehr als 100 Millionen Euro an das auf Studentenwohnheime spezialisierte US-Unternehmen Greystar Real Estate Partners.
Ein britisches Family Office hat vor Kurzem das Studentenwohnheimprojekt „Campus Altes Landgut“ im zehnten Wiener Gemeindebezirk in unmittelbarer Nachbarschaft zum FH Campus Wien von der UBM Development AG erworben. Mit dem Bau der 280 modernen Studentenapartments soll noch heuer begonnen werden.
Nur vier Gehminuten von der Johannes Kepler Universität Linz entfernt, bietet der gemeinnützige Studentenheimbetreiber STUWO seit Herbst knapp 200 brandneue, topmoderne Design-Apartments.
Komfort auf kleinem Raum
Das Serviced-Apartment-Segment leidet aktuell am meisten unter der Coronakrise. Der Einbruch im Reiseverkehr wirkt sich ähnlich auf die Auslastungszahlen von Hotels aus. Serviced Apartments bedienen jedoch nebst langfristig orientierten Geschäftsleuten auch die lokale Nachfrage nach temporärem und möbliertem Wohnraum. Damit sind Serviced Apartments breiter aufgestellt als der traditionelle Hotelsektor. Corestate ist einer der führenden Investoren für Micro-Living-Projekte in Wien. Das jüngste Investmentobjekt für einen Individualfonds im Bereich Serviced Apartments ist der Turm 3 des Projektes „TRIIIPLE“. Das Unternehmen brachte sich in die Gestaltung der rund 670 Micro-Apartments ein, die nach Fertigstellung unter der Marke „Linked Living“ vermietet werden.
Ein aktuell in Bau befindliches Projekt liegt in der Nähe des Hauptbahnhofs. Das Österreichische Siedlungswerk errichtet dort im Projekt Music-Box Kurzzeitwohnen für Musikschaffende – mit 121 Serviced Apartments von room4rent. Die Fertigstellung soll Mitte 2021 erfolgen.
In Innsbruck im Stadtteil Wilten realisiert ZIMA Tirol das Stadtquartier „Stadt Carré“. Auf einer Grundstücksfläche von 5.200 Quadratmetern entsteht bis Ende 2023 ein vierteiliges Gebäudeensemble, das u. a. auch 73 moderne, vollmöblierte Micro-Living-Apartments (bis 26 Quadratmeter) umfassen wird. „Micro-Living im Stadt Carré ist unsere Antwort auf den Wunsch nach Komfort und Flexibilität im Leben. Durch die smarte und dynamische Gestaltung wird jeder Zentimeter optimal genutzt. Hier finden vor allem Singles jeder Altersklasse, Studenten und Pendler ein sorgenfreies Zuhause mitten in der Stadt“, so Geschäftsführer Alexander Wolf.