Insolvenz des Online-Sportartikelhändlers Signa Sports United, Baustopp für das Hamburger Prestige-Projekt Elbtower, dickes Minus in der Bilanz und unzufriedene Anteilseigner: Für René Benkos Signa lief es schon mal deutlich besser. Update 2. November: Nun hat auch Fressnapf-Gründer Torsten Toeller seine Verkaufsoption gezogen. Ebenso soll Signa Development-Vorstand Claus Stadler seinen Rücktritt eingereicht haben.
Seit dem Verkauf der defizitären Möbelkette kika/leiner und ihren postwendenden Konkurs vonseiten des neuen Eigentümers reißen die schlechten Schlagzeilen um René Benkos Immobilienimperium nicht ab. Das aktuelle Zinsumfeld bekam die Signa deutlich zu spüren. Erst vor wenigen Tagen musste der Online-Sportartikelhändler Signa Sports United Konkurs anmelden, nachdem eine zuvor zugesicherte Kapitalspritze in der Höhe von 150 Millionen Euro zurückgezogen wurde. Auch die Bilanz des Vorjahres erwies sich mehr als durchwachsen. So musste der Konzern, wie News berichtet, einen deftigen Verlust in der Höhe von 505 Millionen Euro hinnehmen, dafür summieren die Verbindlichkeiten auf nahezu zwei Milliarden Euro. Das macht auch die Investoren hinter der Signa Prime zunehmend nervös. Wie etwa Berater-Urgestein Roland Berger, der sich nun von seinem 1,64 Prozent-Anteil an Signa Prime trennen will und seine Verkaufsoption ausgeübt hat, wobei er seinen Anteil an Entwickler Signa Development behalten will, die, wie am Mittwoch bekannt wurde, ebenfalls einen Verlust von 190 Millionen Euro hinnehmen musste, während die liquiden Mittel auf 32 Millionen Euro geschrumpft sind. Ebenso hat laut Medienberichten nun auch Fressnapf-Gründer Torsten Toeller seine Verkausoption ausgeübt. Und mit Claus Stadler soll laut Krone nun auch der erste Vorstand der Signa Development das Handtuch geworfen haben.
Auch bei den aktuellen Bauprojekten läuft es alles andere als rund: So ist vor wenigen Tagen der Bau des Hamburger Prestige-Projekts „Elbtower“ gestoppt worden, laut Medienberichten deswegen, weil die Signa Real Estate angeblich Rechnungen nicht bezahlt haben soll. Zumindest bestätigte das das ausführende Bauunternehmen Lupp in einem Kurier-Artikel. Dort sagte Lupp-Geschäftsführer Matthias Kaufmann, dass die Bauarbeiten zumindest „vorübergehend aufgrund ausstehender Zahlungen der Projektgesellschaft eingestellt worden sind“, er gehe aber davon aus, dass die Wiederaufnahme „zeitnah erfolgen kann“. Immerhin: der 245 Meter hohe vom britischen Architekten David Chipperfield entworfene Wolkenkratzer in der HafenCity Hamburg war auch auf der vor wenigen Wochen zu Ende gegangenen Expo Real in München der wichtigste Blickfang am Signa-Stand. Nur: Schlange für das rund eine Milliarde Euro schwere Projekt dürften in Zeiten des Marktabschwungs wenige gestanden sein. Zumindest hat ein immobilien investment-Lokalaugenschein vor Ort ergeben, dass auf den meisten der eleganten grauen Fauteuils bzw. den futuristischen Hockern am Stand noch jede Menge Platz frei war.
Auch das Signa-Projekt „Neue Gänsemarkt-Passage“ in der Hamburger Innenstadt ruht vorerst, ebenso, weil „nicht genügend Mieter gefunden wurden“, zitiert der Norddeutsche Rundfunk einen Sprecher, der erklärte, man sei in Gesprächen mit „vielversprechenden Interessenten“, sobald genügend Mieter gefunden würden, würde weitergebaut, heißt es darin. Der Haken daran: Banken geben in der Regel erst Kredite, wenn sich ein Projekt rentiert – sprich, bereits schon über potenzielle Mieter verfügen kann. Und da geht es Schlag auf Schlag: Mittlerweile sind auch die Bauarbeiten für das Hamburger Projekt „Flüggerhöfe“, das Signa 2019 erworben hatte, gestoppt worden, während in Stuttgart ein Planungsstopp über die Sportarena in der Königstraße Stuttgart verhängt wurde.
Zumindest die Bauarbeiten für das rund 300 Millionen Euro schwere Wiener Innenstadt-Kaufhaus „Lamarr“ am ehemaligen Leinerhaus an der Mariahilferstraße gehen vorerst weiter. Zumindest erklärte Hubert Wetschnig der APA, CEO der bauausführenden HABAU, dass jene Baumeister-Arbeiten, für die Habau von der Signa beauftragt worden ist, zu 99 Prozent abgeschlossen seien und man keinerlei Kenntnis von irgendwelchen Verzögerungen habe. Fertiggestellt werden soll das rund 20.000 Quadratmeter Nutzfläche umfassende Warenhaus im September des kommenden Jahres.
Mittlerweile versucht man bei der Signa aufzuräumen. Vor wenigen Tagen ist bekannt geworden, dass Benko den bekannten Wirtschaftsprüfer und Steuerberater Arndt Geiwitz – er beriet bereits Insolvenzverfahren bei der Drogeriekette Schlecker sowie der (ebenfalls zum Signa-Imperium gehörenden) Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof – an Bord geholt hat. Dieser soll sich nun durch das weit verzweigte Imperium durcharbeiten, eine offizielle Funktion bekleide er aber nicht.