Die Situation in den CEE-Staaten ist derzeit angespannt. Dennoch sind die heimischen Projektentwickler weiterhin unterwegs – allen Widrigkeiten zum Trotz. Und sie realisieren nicht nur neue Projekte, sondern bringen auch viele Innovationen in die Länder.
Es ist derzeit nicht ein Ereignis allein, das auf die Immobilienmärkte einwirkt. Die Herausforderung ist, dass es eine unangenehme Mischung aus mehreren Faktoren gibt. Das macht die Situation – nicht nur in CEE – schwierig. „Die Zeiten der Planbarkeit und der Sicherheit sind vorbei“, hält Dietmar Reindl, COO der IMMOFINANZ, fest: „Wir müssen deutlich flexibler werden.“
Die Projektentwickler haben derzeit Sorgen wegen der steigenden Baukosten und der Materialverfügbarkeit. Wobei sich die größeren Developer etwas leichter tun, eine Lösung zu finden, wie Reindl sagt: „Die Verfügbarkeit von Materialien ist schwierig. Wir bündeln unsere Bestellungen und bekommen eine Materialgarantie.“ Die Zulieferer wollen jedenfalls auf Nummer sicher gehen und schließen lieber mit größeren Unternehmen ab, bei denen sie „die größeren Volumina mit höherer Sicherheit bezahlt bekommen“. Auch CA-Immo-CEO Silvia Schmitten-Walgenbach betrachtet die Situation mit Sorge: „Wir können nicht sagen, wie sich die Wirtschaft weiter gestalten wird. Es ist schwierig, die weitreichenden geopolitischen Konsequenzen abzuschätzen und Prognosen für 2022 abzugeben.“ Dennoch blicken die österreichischen Unternehmen nach vorne und setzen weiterhin ihre Pläne um.
Die Immofinanz – jetzt bereits größter Retail-Park-Anbieter Europas – plant 2022 ein Portfoliowachstum mit den Marken STOP SHOP und myhive mit innovativen und flexiblen Office-Lösungen von aktuell fünf Milliarden Euro auf rund sechs Milliarden. Die Expansion soll mit Ankäufen und Developments unter anderem in der Adriatic Region, Polen und Rumänien weitergeführt werden. Nach dem Markteintritt in Italien setzt man die Expansion der erfolgreichen Retail-Park-Marke STOP SHOP in der Adria-Region strategiekonform fort. In Kroatien soll die Anzahl der STOP SHOPs mittelfristig von aktuell vier auf mehr als 20 Standorte erhöht werden. Dietmar Reindl: „Kroatien ist ein vielversprechender Markt, der mit einer kräftigen Rückkehr des Wirtschaftswachstums sowie einem steigenden verfügbaren Einkommen und Verbrauchervertrauen punktet.“
Zudem soll der Einstieg in den Markt für nachhaltiges und leistbares Wohnen mit Top on STOP zusätzliches Ertragspotenzial und Diversifikation schaffen. Generell geht man bei der Immofinanz davon aus, rund 50 Prozent der bestehenden und künftigen europaweiten STOP-SHOP-Standorte mit leistbarem und nachhaltigem Wohnen überbauen zu können. Auch das myhive-Portfolio soll weiter ausgebaut werden. Aktuell gibt es 27 Standorte in sieben Städten mit einem Buchwert von rund 1,8 Milliarden Euro und einer vermietbaren Fläche von mehr als 600.000 Quadratmetern. So wird auch das zuletzt um rund 36 Millionen Euro erworbene Bucharest Financial Plaza in Bukarest bis 2024 ein myhive. Geplant ist die Modernisierung der Immobilie zu einem hochwertigen und „grünen“ Gebäude mit zumindest Gold-Nachhaltigkeitszertifizierung. „Im Zuge des geplanten Refurbishments werden wir auch dem öffentlichen Raum mehr Platz und mit einer begrünten Stadtterrasse einen hochattraktiven Anziehungspunkt für die Bewohner Bukarests bieten“, sagt Dietmar Reindl über die Pläne.
Die S IMMO AG ist inzwischen seit mehr als 20 Jahren auf dem ungarischen Immobilienmarkt aktiv – „wir haben immer an den Budapester Büromarkt geglaubt und sehen hier trotz Covid-Krise nach wie vor eine sehr stabile Entwicklung“, sagt Friedrich Wachernig, Vorstand der S IMMO AG. „Gleichzeitig erleben wir, dass die Nachfrage nach qualitativ hochwertigen und insbesondere nachhaltigen Büroimmobilien weiterhin gegeben ist. Dementsprechend war ein Büroprojekt wie ,Essence Garden‘ der logische Schritt.“ An einem der wichtigsten Bürostandorte Budapests, der Váci út, plant das Unternehmen ein Ensemble aus drei Büroimmobilien mit einer Nutzfläche von rund 29.000 Quadratmetern, das nicht nur den Zeitgeist trifft, „sondern auch einen weiteren Meilenstein in unserem Nachhaltigkeitsbestreben darstellen soll“.
Ebenfalls ein zukunftsweisendes Projekt der S IMMO AG entsteht in Bratislava im Stadtteil Petržalka. An der Panónska cesta, einer wichtigen Verbindungsstraße zwischen der Innenstadt und dem südlichen Teil von Bratislava, ist eine ökologische und moderne Büroimmobilie geplant, die im Sinne der „Stadt der kurzen Wege“ nahe bei den Wohnungen der Menschen liegt. Bewusst steht sie im Gegensatz zu innerstädtischen Bürohäusern, wie Wachernig erklärt: „Aus diesem Grund sieht unser Projekt eine besonders ,grüne‘ und moderne Büroimmobilie vor. Wir möchten einen Ort schaffen, der sich durch seine hohe Aufenthaltsqualität innen wie außen abhebt und für seine Nutzer weit mehr als nur ein Büro darstellt.“
Mehr als Büros plant auch die Warimpex. „Das Thema Nachhaltigkeit spielt bei Bürogebäuden eine immer wichtigere Rolle – ganz unabhängig vom jeweiligen Markt. Wir legen bei allen Immobilienentwicklungen und Bestandsobjekten besonderen Wert darauf“, sagt CEO Franz Jurkowitsch über das Grundkonzept. Auch beim Mogilska 35 Office im Geschäftsviertel Grzegórzki in Krakau ist eine BREEAM-Excellent-Zertifizierung das Ziel, wie sie bereits für andere Bürogebäude von Warimpex vorliegt. Das Bürogebäude wird aus sechs Büroetagen bestehen, im Erdgeschoß sind Einzelhandels- und Dienstleistungseinheiten untergebracht. Zahlreiche Firmen suchen abseits der „Hauptstadt-Preise“ nach günstigeren Büros in polnischen Städten mit guter Infrastruktur – beispielsweise in Krakau, Lodz oder Białystok.
In Polen hat die S+B Gruppe mit den Widok Towers kürzlich das neue Landmark von Warschau fertiggestellt. Vis-à-vis vom Kulturpalast ragt das Immobilienjuwel 28 Stockwerke in die Höhe. Das neue Wahrzeichen erhebt sich am Fuß der Rotunde, an der Kreuzung der Straßen al. Jerozolimskie und ul. Marszałkowska oder anders gesagt direkt über der U-Bahn-Station Centrum. Ein lebendiger Ort voller Geschäfte, Restaurants und Cafés. Für den Hochhauskomplex Widok Towers konnte die höchste Auszeichnung für nachhaltiges Bauen, nämlich die LEED-Platin-Zertifizierung, erreicht werden.
Tschechien ist das Land mit der höchsten Entwicklung und der besten Bonität in der CE-Region. Sowohl für die CA Immo als auch für UBM ist es ein ideales Betätigungsfeld. Die beiden im Bau befindlichen Bürogebäude Mississippi House und Missouri Park der CA Immo AG ergänzen das architektonisch und qualitativ herausragende CA-Immo-Büroensemble Danube House, Nile House und Amazon Court im Herzen des zentralen achten Prager Bezirks. Wohnen und Büro ist das Thema für UBM. Das „Astrid Office“ ist ein außergewöhnliches Projekt im Herzen von Holešovice, das bereits fertiggestellt wurde, zwei weitere Wohngebäude sind in Bau. Mit „Astrid Garden“ entsteht durch die Kombination von qualitativ hochwertiger Architektur, puristischem Design und moderner Technologie ein zeitloser Gebäudekomplex zum Leben und Arbeiten. Die Fertigstellung ist für 2023 vorgesehen. Ebenfalls in der tschechischen Hauptstadt, aber im schnell wachsenden Prager Stadtteil Stodůlky verwirklicht UBM das Wohnbauprojekt „Arcus City“.
Auch wenn der Timber Pioneer von UBM in Frankfurt steht und sich das LeopoldQuartier in Wien befindet, werden die Ideen hinter den Projekten auch nach CEE ausstrahlen. „Beide Projekte sind absolute Vorzeigeprojekte hinsichtlich unserer Ausrichtung auf ‚green. smart. and more.‘“, so Martin Löcker, COO der UBM Development AG: „Mit hochwertigen Projekten in Holzbauweise gehen wir konsequent unseren Weg hin zu nachhaltigen, ESG- und Taxonomie-konformen Investments. Unser nächstes Ziel ist es, 100.000 Quadratmeter in Holzbauweise zu realisieren.“ UBM hat es sich zum Ziel gesetzt, Europas größter Developer von Holzbauten zu werden, und so werden auch in Zukunft Gebäude dieser Art in CEE entstehen.