Rück- und Ausblick: Markt wird deutlich ruhiger, Verwertungsgeschwindigkeit nimmt ab.
Das am Wochenende abgelaufene Jahr mit kriegsbedingten Lieferengpässen, höhere Energie- und Baukosten sowie Inflation und Zinserhöhung dürfte dem österreichischen Immobilienmarkt deutlich an Geschwindigkeit herausnehmen. Das geht aus einem Rück- und Ausblick des Immo-Dienstleisters s Real hervor, der für die kommenden drei Jahre mit weniger Fertigstellungen im Erstbau-Neubezug rechnet, allerdings kaum Preiskorrekturen nach unten erwartet. Vielmehr seien private Immobiliensuchende durch sinkende Nachfrage und höherer Zinsen nunmehr in der Lage, länger zu überlegen und genauer zu prüfen, es bleibe durch die Zinserhöhung und sinkende Nachfrage auch mehr Zeit, Möglichkeiten zur Finanzierung zu klären. Durch die restriktiven Kreditvergaberichtlinien würden sich im städtischen Bereich jene Wohnungssuchende, die zwar gerne kaufen wollten, es aber nun nicht mehr können, in Richtung Mietwohnung orientieren.
In Wien sei die Verwertungsgeschwindigkeit auch bei Bestandsimmobilien gedrosselt. Hohe Preisvorstellungen der Verkäufern treffen auf abwartende Kaufinteressierte, es brauche Zeit, bis sich die Marktteilnehmer an die neuen Bedingungen angepasst hätten. Hinzu komme, dass durch die veränderten Kreditvergaberichtlinien jene, die sich nunmehr keine Eigentumswohnung leisten können, sich zunehmend in den Mietmarkt verlagern, das laut s Real ein großes Angebot mit hohen Wohnstandards aufweise.
Anders in den ländlichen, von Einfamilienhäusern geprägten Märkten: Hier gelte gilt die Energieversorgung und Energieeffizienz als verwertungs- und preisrelevant. Generell, so s Real, sei es auch um das Investieren in Wohnimmobilien ruhiger geworden, das gelte sowohl für rein ertragsorientierte Anleger als auch für jene, die ein Wohninvestment als Sicherheitspolster für die Zukunft betrachten.
Größeres Angebot in Salzburg, Vakuum in Oberösterreich
In Salzburg deutet sich eine Trendumkehr an. Während in den ersten acht Monaten die Nachfrage in allen Segmenten extrem hoch war, rechnet s Real für das kommende Jahr ein größeres Angebot am Markt, wobei die Nachfrage weiterhin gut bleibe. In Oberösterreich sieht die s Real über den Winter ein „Vakuum am Immobilienmarkt“, weswegen man allfällige Verkäufe das Frühjahr noch abwarten sollte. Darüber hinaus erwartet s Real Oberösterreich keine pauschalen und groben Preisreduktionen für 2023 in ihrem Bundesland. Dennoch würden die Preise „relativ stabil“ bleiben.
Auch in der Steiermark sei ein deutlicher Rückgang der Nachfrage verzeichnet worden, auch die Transaktionszahlen seien rückläufig. Der Wohnungsmarkt in der Steiermark ist stark geprägt von Graz, dort sei ein über Verhältnis großes Angebot an Neubauten entstanden, weswegen hier die Mieten, bedingt durch eine hohe Fertigstellungsquote in den vergangenen Jahren eher moderat gestiegen sind, ab kommendem Jahr erwartet die s Real dort gar eine Reduktion, da die Mieten im Grazer Neubausegment durch die Baukosten zwar auf hohem Niveau kalkuliert worden sind, der Leerstand aber dennoch hoch sei.
Tirol bleibe nach Einschätzung der s Real hochpreisig. Die hohen Quadratmeterpreise werden sich vor allem in Ballungsräumen und speziell rund um Innsbruck weiter halten und eventuell noch weiter anziehen. Trotz der allgemeinen Weltlage hätten Transaktionsvolumen als auch -anzahl zugelegt, was in den ersten drei Quartalen zu signifikanten Preissteigerungen geführt hat. In Vorarlberg hingegen scheint die Preisobergrenze erreicht, im zweiten Halbjahr hätten sich die Preise rückläufig erwiesen.