Kein Zweifel, nachhaltiges Bauen und Sanieren gewinnt in Österreich – über alle Gebäudekategorien hinweg – stetig an Bedeutung und wird von Bund, Ländern und Gemeinden stark gefördert.
„Für die kommenden zwei Jahre wird mit dem Klimakonjunkturpaket des Bundes rund eine Milliarde Euro zur Verfügung gestellt, um Gebäudehüllen zu sanieren, aus den fossilen Energieträgern auszusteigen und Dächer für die Installation von Photovoltaik zu nutzen“, weiß Franziska Trebut, Leiterin der Bereiche Energie, Innovatives Bauen und Grünes Investment in der Österreichischen Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT). Insbesondere über die Sanierung und den Heizungstausch erwartet man sich, besonders viel Energie einzusparen und den CO2-Anteilzu reduzieren. Schließlich ist der Gebäudebestand für etwa 40 Prozent der Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich und spielt eine zentrale Rolle bei der Aufgabe, die Alpenrepublik bis 2040 klimaneutral zu machen.
Doch auch im Neubau stellen Städte und Gemeinden ihre Weichen auf „Dekarbonisierung“. „Förderlich ist es, wenn ihrerseits übergeordnete Qualitätsstandards gesetzt werden, wie beispielsweise in der Seestadt Aspern in Wien oder im Quartier Campagne – Reichenau in Innsbruck. Unabhängige nachhaltige Gebäudestandards wie der klimaaktiv-Gebäudestandard des Bundesministeriums für Klimaschutz bieten Orientierung und Qualitätsmaßstäbe für Bauträger, Investoren und Planende“, so Trebut.
Nachhaltigkeit ist leistbar
Eine große Zahl nachhaltiger Gebäude ist in der klimaaktiv-Gebäudedatenbank veröffentlicht. Gemeinnützige Bauvereinigungen sind in dieser Datenbank bei den Wohngebäuden federführend vertreten und gelten als „Vorreiter in Sachen Ökologie“, betont Gerlinde Gutheil-Knopp-Kirchwald, wohnwirtschaftliche Referentin beim Österreichischen Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen. Mit ihren (nicht gewinnorientierten) Wohnprojekten tragen sie hier maßgeblich zur Minimierung des CO2-Ausstoßes bei und machen nachhaltiges Wohnen auch leistbar. „Das muss auch so sein“, betont Gutheil-Knopp-Kirchwald, denn: „Ökologie darf heutzutage kein Luxus sein.“
Die Mischung macht’s
Einerseits geht es beim Thema nachhaltiger Wohnbau um den Umstieg auf klimaschonende und erneuerbare Energien wie zum Beispiel Fernwärme, Wärmepumpen oder Photovoltaik-Anlagen. Andererseits kommt es nicht nur auf den richtigen Wärme-, sondern auch auf den optimalen Materialmix an. Laut Expertin Gutheil-Knopp-Kirchwald stehen nachwachsende Rohstoffe hoch im Kurs: „Leuchtturmprojekte, die mit Holz im Bereich mehrgeschoßiger Wohnbau umgesetzt wurden, stehen beispielsweise in Tux in Tirol oder Hörsching in Oberösterreich. Die Holzmenge, die zur Errichtung der Wohnanlage in Hörsching verbaut wurde, wächst in Österreichs Wäldern in sechs Minuten nach.“
Darüber hinaus wird in den Kommunen vielfach auf die Forcierung der Kreislaufwirtschaft geachtet. Wiederverwertbare Baustoffe – Stichwort: Recycling-Beton – gewinnen an Bedeutung, etwa bei einer Wohnanlage in Schwarzach im Pongau.
Last, but not least hält nachhaltige Mobilität immer mehr in Gebäuden Einzug – etwa in Form von Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge, Angeboten zu Bike- und Carsharing oder großzügigen ebenerdigen Radabstellanlagen. „Wichtig bei allen Maßnahmen ist jedoch, die Gesamtbilanz über den Lebenszyklus eines Gebäudes zu betrachten“, so Trebut.