Von der Klimakrise bis zur Corona-Pandemie: Städtebund-Präsident Michael Ludwig über die Herausforderungen, die Österreichs Städte zu bewältigen haben.
Welche Herausforderungen werden die Städte aufgrund der Corona-Pandemie noch länger beschäftigen?
Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Städte sind ganz besonders weitreichend, weil hier besonders viele Menschen auf engem Raum leben: Nicht jeder hat einen eigenen Garten, um an der frischen Luft zu sein. Gleichzeitig haben auch die Städte besonders rasch reagiert: Teststraßen, Impfzentren und auch die engmaschige Versorgung mit Kinderbetreuung und sozialer Betreuung wurden rasch und unbürokratisch umgesetzt – mein Dank gilt allen Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern, die bewiesen haben, dass sie mit dieser schwierigen Situation klarkommen und rasch Lösungen finden im Sinne der Bürgerinnen und Bürger. Gleichzeitig haben wir jetzt noch immer keine Lösung für die unmittelbare Rückerstattung dieser Kosten, denn die Hilfe der Bundesregierung für die Städte und Gemeinden deckt nur einen Teil ab. Und wir wissen nicht, wie die wirtschaftlichen, auch sichtbaren Folgen der Pandemie sein werden: wie viele Nahversorger, wie viele kleine und mittlere Wirtschaftsunternehmen für immer schließen mussten und wie viele Menschen in Not gekommen sind.
Wie kann der Städtebund die Städte bei der Bewältigung der Krise unterstützen?
Wir konnten schon zu einem frühen Zeitpunkt Informationen für unsere Mitglieder bereitstellen, unter anderem über einen regelmäßigen Covid-Newsletter. Wir waren – spät, aber doch – auf technischer Ebene in die Covid-Beratungen eingebunden. Wir haben uns sehr engagiert, als es darum gegangen ist, die Hilfsgelder der EU aus der Recovery and Resilience Facility (RRF) für die kommunale Ebene einzufordern und so einzusetzen, dass nachhaltig und klimaschonend investiert wird – beispielsweise regionaler öffentlicher Verkehr gefördert wird. Wenn die Wirtschaft wieder hochgefahren wird, müssen wir in Zukunftsprojekte investieren und die kommunale und regionale Wirtschaft stärken.
Digitalisierung und Breitband: Warum sind Investitionen in diesem Bereich für Österreichs Städte so wichtig?
Die große Chance der Digitalisierung liegt für die Städte in einer Integration von Services und Daten zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger, um die lebenswerte Stadt zu einer „Smart City“ zu transformieren. Die Bandbreite reicht von intelligenten Steuerungssystemen zur Vermeidung von Überhitzung in ganzen Stadtteilen bis hin zu einer Vernetzung der verschiedenen Mobilitätsangebote mit dem Ziel einer noch stärkeren Attraktivierung des öffentlichen Verkehrsangebots oder zu intelligenten Verkehrsleitsystemen für die dynamische Steuerung von Verkehrsströmen, um Staus zu Verkehrsspitzen zu minimieren.
Stadtplanung und Klimawandel: Was müssen Österreichs Städte tun, um klimafit zu werden bzw. zu bleiben?
Städte haben eine wichtige Rolle beim Klimaschutz – gerade in Städten zeigen sich die Auswirkungen des Klimawandels besonders stark und eindringlich. Aber hier sind Lösungen auch besonders wirksam und weitreichend. Mobilität in Städten und Stadtregionen ist dabei ein Schlüssel: Wenn wachsende Stadtregionen auch die besten Mobilitätsangebote bieten, also eine sehr gute Versorgung mit Öffis, Fuß- und Radwegen, Grünraum und Freiflächen, dann ist das gut für die Bewohnerinnen und Bewohner, aber genauso gut fürs Klima. Lebensqualität geht mit Klimafitness eng einher.