Jasmin Soravia, Geschäftsführerin der Kollitsch & Soravia Immobilien GmbH, im Interview über neue Projekte und nachhaltige Entwicklung.
Sie haben 2020 gemeinsam mit Günther Kollitsch die Kollitsch & Soravia Immobilien GmbH gegründet. Wofür steht Ihr junges Unternehmen?
Die Kollitsch Unternehmensgruppe – ein Familienunternehmen, in dritter Generation geführt – hat sich in den letzten Jahren zu einem der führenden Kärntner Betriebe in der Architektur-, Bau- und Immobilienbranche entwickelt und steht für höchste Qualitätsansprüche. Die Kollitsch & Soravia Immobilien GmbH wird nun Projekte im Eigentumswohnbau entwickeln. Gemeinsam wollen wir die Qualität und das Image der Kollitsch Unternehmensgruppe auch nach Wien und Niederösterreich bringen. In Kärnten und inzwischen auch schon in Graz wissen die Käufer ganz genau, was sie von einer Kollitsch-Wohnung erwarten dürfen. Das Gleiche soll nun auch für unsere Wohnprojekte in Wien, Wien-Umgebung und Niederösterreich gelten.
Was ist Ihre Aufgabe im Unternehmen?
Mein Fokus liegt momentan stark auf dem Bereich Akquise, ich suche die Liegenschaften und verhandle mit den Käufern, was mittlerweile zur großen Herausforderung geworden ist. Grundstücke sind heiß begehrte Investmentobjekte.
Wo wird bereits entwickelt beziehungsweise soll entwickelt werden?
In Bau befindet sich unser Projekt „Überflieger“ in Langenzersdorf. In Wien werden zwei kleine, aber feine Wohnanlagen mit Eigentumswohnungen im 14. und im 19. Bezirk entwickelt. Weiters haben wir bereits 2020 eine Liegenschaft in Baden in Zentrumsnähe gekauft sowie im Frühjahr 2021 eine schöne Liegenschaft in Wiener Neustadt. An beiden Standorten wollen wir hochwertigen Lebensraum schaffen.
Stichwort hochwertiger Wohnraum. Worauf legen die Kunden beim Kauf einer Wohnung wert?
Eigengärten oder große Balkone und Terrassen sind absolut essenziell. Ebenso wichtig sind individuell anpassbare Grundrisse; diese sollten bis zu einem bestimmten Bauabschnitt flexibel planbar sein. Aber auch gut durchdachte Wohn-, Ess- und Kochbereiche sowie genügend Aufbewahrungsmöglichkeiten in den Schlafbereichen sind sehr gefragt. Was für uns Frauen natürlich nicht ganz unbedeutend ist. Wir nehmen uns bei der Planung der Grundrisse sehr viel Zeit, beraten uns mit dem Vertrieb, stoßen Pläne auch um, nur damit jede Fläche für sich wirklich effizient genutzt werden kann.
Ein weiblicher Touch fließt also in die Planung ein?
Ja, das ist absolut richtig! Wir schauen bei allen künftigen Projekten auch mit den Augen von Frauen auf das Projekt. Sie sind es nämlich oftmals, die maßgeblich für die Kaufentscheidung verantwortlich sind.
Der Wohnraum hat – nicht zuletzt dank der Pandemie – an Bedeutung gewonnen. Sind die Kunden anspruchsvoller geworden? Haben sich ihre Wünsche geändert?
Wie schon gesagt, ist Freiraum ein hohes Gut geworden. Was sich verändert hat, ist die Akzeptanz von Erdgeschoßwohnungen. Früher wollte niemand in eine Wohnung im Erdgeschoß ziehen, das waren einst die billigen Wohnungen. Jetzt sind Wohnungen mit Gartenanteil besonders begehrte Objekte. Wenn es das Grundstück hergibt, wollen wir natürlich auch Wohnen mit Eigengarten ermöglichen, wie zum Beispiel in Langenzersdorf.
Inwiefern sind Sie als Bauträger von den Teuerungen der Rohstoffe betroffen?
Wir haben Glück. Beim Projekt in Langenzersdorf haben wir bereits vor der Preissteigerung einen Großteil der Materialien gekauft. Die anderen Projekte sind aktuell noch im Entwicklungsprozess, und somit haben wir noch ein wenig Zeit für die Materialanschaffung. Aber die Branche insgesamt kämpft mit diesen massiven Preissteigerungen am Rohstoffmarkt.
Sie sind im Advisory-Board der Grünstattgrau Forschungs- und Innovations GmbH: Hier geht es in erster Linie um Bauwerksbegrünung. Wie wichtig ist Ihnen das Thema Grün bei der Projektentwicklung?
Definitiv ist das ein Thema für uns, das wir auch bereits beim Projekt „Überflieger“ umsetzen. Bauwerksbegrünung ist für uns nicht nur ein Trend, den wir verfolgen wollen, sondern wir wollen damit auch etwas bewirken, nämlich die Lebensqualität verbessern. Zum einen kann damit die Natur vors Fenster geholt werden. Zum anderen wurde bereits nachgewiesen, dass sich die Umgebungstemperatur durch das Blattwerk um zwei bis drei Grad reduzieren lässt. Diese kühlere Luft zieht dann auch in die Wohnungen hinein.
Wie leicht oder schwer ist diese Begrünung für den Bauträger umzusetzen?
Eigentlich ist es gar nicht schwer. Dieses Thema ist gekommen, um zu bleiben. Immer mehr Bauordnungen werden dahingehend verändert, und auch Förderungen werden in Aussicht gestellt.
Auch um das Thema Nachhaltigkeit kommen Bauträger heute nicht mehr herum. Müssen nachhaltige Gebäude aber unbedingt teurer für den Käufer sein?
Selbst wenn Wohnungen in nachhaltigen Gebäuden teurer in der Errichtung und damit auch teurer in der Anschaffung sind, relativiert sich das relativ schnell durch die deutlich günstigeren Betriebskosten. Außerdem: Wenn man bei einem Neubau von Beginn an nachhaltig plant, ist die Kostensteigerung überschaubar. Der Kunde ist sogar bereit, etwas mehr für etwas Werthaltiges, etwas Nachhaltiges zu bezahlen.
Fordern Käufer mittlerweile energieffiziente Gebäude ein?
Der klassische Wohnungskäufer schaut sicher weniger auf Nachhaltigkeit als der Häuslbauer, der energieautark und energieeffizient leben will. Aber wenn ein Bauträger ein Mietobjekt an einen Fonds verkaufen will, kommt er um Nachhaltigkeit gar nicht mehr herum. Auch bei den Banken erhält man für nachhaltiges Bauen bessere Zinsen.Denken wir ein wenig größer: Sie sind Vorsitzende des ULI – Urban Land Institute Austria, eines der ältesten Immobiliennetzwerke mit weltweit 47.000 Mitgliedern und eine Einrichtung, die sich mit nachhaltiger Stadtentwicklung beschäftigt. Wie sieht Ihrer Meinung nach eine nachhaltige Entwicklung aus?
Für eine erfolgreiche und nachhaltige Entwicklung braucht es eine gemischte Nutzung, also Wohnungen, Büros und Gewerbe, damit auch die Wege innerhalb des Quartiers später kurz bleiben können. Bei der Errichtung sollten alle Bauträger miteinander kommunizieren, damit sie zum Beispiel das Thema Energieeffizienz oder die Errichtung von Gemeinschaftsflächen gemeinsam angehen können. Dazu ist ein ordentlicher Masterplan erforderlich, und am besten kommt noch ein Quartiermanagement dazu. Dann kann auch Qualität garantiert werden.