Die Innenstadt aufwerten und nachhaltige Projekte forcieren: Der Wiener Neustädter Bürgermeister und Vizepräsident des Österreichischen Städtebundes, Klaus Schneeberger, hat in den kommenden Jahren viel vor. Wir baten ihn zum Interview.
Die Pandemie hat große Löcher in die Haushalte von Städten und Gemeinden gerissen. Wie steht es derzeit um die Gemeindebilanzen in Ihrer Stadt?
Natürlich hat Covid auch bei uns budgetäre Spuren hinterlassen – und zwar im Ausmaß von rund zehn bis 15 Millionen Euro pro Jahr. Umso wichtiger war und ist es, dass wir unsere Finanzen in den Jahren 2015 bis 2020 in Ordnung gebracht und somit Spielräume geschaffen haben.
Welche Maßnahmen werden getroffen, um die Innenstadt zu attraktivieren?
Die Attraktivierung der Innenstadt ist eines meiner Herzensanliegen, die ich in meiner gesamten Amtszeit verfolge. Der innerstädtische Handel wurde von der Pandemie ganz besonders hart getroffen. Wir haben mit dem „Weihnachtsgutschein für die Innenstadt“ zwei Mal eine Million Euro für die Unternehmen lukriert, das ist ein unglaublicher Erfolg, auf dem man aufbauen kann.
Was erhoffen Sie sich vom geplanten Musischen Bildungscampus auf dem ehemaligen Leiner-Areal? Wann fällt hier der Startschuss?
Dieses Projekt ist außergewöhnlich. Wir stärken damit den Bildungsstandort, investieren in die Kultur und unterstützen die Innenstadt. Im Laufe des Frühjahrs werden wir die konkreten Pläne präsentieren. Was das weitere neue Stadtquartier auf dem ehemaligen Leiner-Areal mit einem Mix aus Wohnungen, Büro- und Geschäftsflächen betrifft, sind die Architekten momentan in der Endabstimmung der Pläne. Einen exakten Zeitplan gibt es hier noch nicht.
Welchen wirtschaftlichen Standortvorteil hat Wiener Neustadt? Gibt es Pläne, mehr Lehrlinge und Fachkräfte für die Unternehmen zu begeistern?
Unsere Standortvorteile sind eine perfekte verkehrstechnische Anbindung, ein tolles Lebensumfeld, alles an Infrastruktur für die Bediensteten und ein Einzugsgebiet für fast eine halbe Million Menschen. Zum Glück bilden unsere Unternehmen sehr viele Lehrlinge aus. Auch wir bei der Stadtverwaltung nehmen Jahr für Jahr Lehrlinge auf, um jungen Menschen eine Perspektive zu geben.
Welchen Beitrag leistet die Stadt zum Thema Klimaneutralität? Auf welche nachhaltigen Projekte sind Sie stolz?
Wiener Neustadt hat als Klima- und Energiemodellregion eine Vielzahl von Maßnahmen ergriffen. Ich erwähne hier die Offensive bei Photovoltaikanlagen, die Baumpflanzinitiative, die Bausperre für großvolumige Wohnbauten, die Baumschutzverordnung und vieles mehr. Der neue Stadtentwicklungsplan 2030+ verstärkt all dies noch einmal massiv.
Der digitale Wandel schreitet voran. Wie wird er von Wiener Neustadt begleitet?
Eine urbane Metropole kommt an diesem Thema natürlich nicht vorbei – sei es durch den Aufbau eines öffentlichen WLAN, sei es durch Online-Behördenwege, sei es durch Bürgerinteraktion auf sozialen Plattformen und vieles mehr. Wir als Stadtverwaltung sind hier in einem permanenten Prozess. Und auch unsere Wirtschaftsbetriebe sind enorm modern aufgestellt und stärken damit den Standort.
Letzte Frage: Sie sind seit 2021 auch Vizepräsident des Österreichischen Städtebundes – was reizt Sie an dieser Aufgabe?
Der Städtebund hat in der Zweiten Republik eine große Rolle bei der Entwicklung der Kommunen gespielt. Diese Erfolgsgeschichte nunmehr federführend mitgestalten zu dürfen ist eine große Ehre für mich. Meine neue Funktion wirkt in beide Richtungen positiv: von Wiener Neustadt zum Städtebund und umgekehrt.