Die galoppierenden Energiepreise zwingen Österreich zum Handeln: Österreichs Schulen sollen energieeffizienter und nachhaltiger werden. Welche Ansätze verfolgt dabei die Bundesimmobiliengesellschaft? Es geht nämlich nicht nur um Kosten, sondern auch um Qualität.
Die Begeisterung zum Start des Schuljahres hielt sich bei den rund 1,1 Millionen österreichischen Schülern diesmal eher in Grenzen. Das vor allem, weil die Energiekrise im Herbst trotz rauchender Köpfe eher kühle Temperaturen in den Klassenzimmern mit sich bringt. Mehr als 19 Grad ist oft nicht drin, viele Schüler waren in Feature-Beiträgen der TV-Nachrichten zu sehen, wie sie sich in Jacken gehüllt haben, um die verordneten niedrigeren Temperaturen zu ertragen. Sich permanent mit kalten Händen und Füßen auseinandersetzen zu müssen hemmt nun einmal die Fähigkeit, den Unterrichtsstoff aufzunehmen. Es müsse also gehandelt werden, hat vor wenigen Wochen das Bildungsministerium gesagt – und hat die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) als größten Assetmanager österreichischer Schulgebäude damit beauftragt, mögliche Potenziale hinsichtlich Energieeffizienz und Nachhaltigkeit auszuloten. Damit soll auch nicht nur der Kälte in den Klassenzimmern und den hohen Kosten der Kampf angesagt werden, Schulen sind auch ein nicht unwesentlicher Baustein, um den Ausstieg aus fossilen Energieträgern zu forcieren.
Pilotprojekt als Blaupause
Schon seit geraumer Zeit hat sich die BIG mit dem Thema nachhaltiger Schulbau auseinandergesetzt und diesbezügliche Maßnahmen in einigen Neubau- und Sanierungsprojekten umgesetzt. Das soll nun flächendeckend passieren. Ein Pilotprojekt, das dieses Ansinnen skizziert, gibt es bereits. Die Höhere Bundeslehranstalt für wirtschaftliche Berufe (HLW19) in der Strassergasse in Wien wurde soeben fertiggestellt. Sie ist mit einer Photovoltaikanlage und einer nachhaltigen Energiezentrale ausgestattet, in der Photovoltaik, Wärmepumpen, Pelletskessel und ein Wärmekessel miteinander kombiniert werden. Das soll als Grundlage für alle künftigen Neubau- und Sanierungsmaßnahmen dienen. Dass man mittels Um- bzw. Aufrüstung in Bestandsimmobilien Energie und damit Kosten sparen kann, zeigt sich anhand des Umstands, dass die BIG schon seit geraumer Zeit auf Energie-Contracting und energieoptimierte Betriebsführung setzt, womit man laut eigenen Angaben rund 20 Prozent an Strom und Wärme einsparen kann. Derzeit werden 165 BIG-Liegenschaften betreut, weitere Schulen sollen sukzessive folgen.
Drei-Phasen-Plan für schnellere Umsetzung
Die Zeit drängt aber, nicht nur hinsichtlich der kälteren Jahreszeit, sondern vor allem des Klimas. Die Umsetzung soll über einen Drei-Phasen-Plan geschehen. Phase I sieht eine Potenzialanalyse vor, Phase II die Ausarbeitung kurz- und mittelfristiger sowie günstiger Maßnahmen wie eines Einbaus von Bewegungsmeldern und Phase III kostenintensivere und komplexere Maßnahmen wie die Modernisierung der Gebäudetechnik. Die Umsetzung erfolge in Form eines gemeinsamen Finanzierungsmodells von BIG und Bildungsministerium, das langfristig zu Einsparungen führen soll. Auch sind die Ziele ambitionierter gesteckt worden – wollte man im Schulentwicklungsprogramm 2020 bei Sanierung und Neubau einen Klimaaktiv-Silber-Standard implementieren, soll dieser jetzt auf Gold upgegradet werden. In der Vergangenheit ist durch die BIG im Schulbau bzw. in der Sanierung auch verstärkt Holz als Baumaterial zum Einsatz gekommen, wie etwa bei der HTL für Bau & Design in Innsbruck, beim Südtrakt der HTBLA Pitzelstätten, die in Niedrigstenergiebauweise errichtet wurde, oder bei der HTBLA Hallstatt.
Nicht zuletzt sind die energetischen und bautechnischen Maßnahmen der BIG bei Neubau und Sanierung nicht nur für die Einsparung der Energie nützlich. Sie helfen auch den Nutzern, sprich Schülern und Lehrern. Denn die Arbeitswelten werden für die kommenden Generationen andere sein und damit auch die Immobilien. Was man übrigens bei den Schulliegenschaften in Österreich bereits antizipiert, könnte man auch bei der Gestaltung des Unterrichts tun. Die Immobilien werden dann die Flexibilität erlauben, die im Unterricht noch fehlt. Zumindest aber wird man nach dem CO2-Ausstieg im Winter nicht mehr im Klassenzimmer frieren müssen.