Der heimische Immobilieninvestmentmarkt bleibt erfreulicherweise stabil und erweist sich als krisenresistent: Im ersten Halbjahr 2021 konnte ein Transaktionsvolumen von rund 1,6 Milliarden Euro erreicht werden.
Ein niedriges Zinsniveau und unattraktive Anlagealternativen haben zum Erhalt der hohen Attraktivität des österreichischen Immobilieninvestmentmarkts beigetragen: Von Jänner bis Juni 2021 reduzierte sich das Transaktionsvolumen zwar um sieben Prozent im Vergleich zum Vorjahr, dennoch erzielte man mit rund 1,6 Milliarden Euro ein durchaus sehenswertes Ergebnis.
Wohnen steht hoch im Kurs
Überraschend ist die Verteilung dieses finanziellen Volumens auf die einzelnen Assetklassen: Mit 39 Prozent hat der Retail-Bereich zwar im ersten Halbjahr 2021 die Nase vorne, jedoch wird dieses Bild durch den Verkauf von 45 Prozent der Anteile an der Shopping City Süd in Vösendorf verzerrt. Weiterhin hoch im Kurs stehen mit etwa 30 Prozent institutionelle Wohnprojekte. Danach kommen die Assetklassen Büro sowie Industrie & Logistik. Franz Pöltl, geschäftsführender Gesellschafter von EHL Investment Consulting, bestätigt: „Die gefragtesten Assetklassen sind auch in den Bundesländern Wohnen und Logistik, wobei als wirklich liquide Märkte, in denen laufend investiert wird, vor allem Graz und Linz zu sehen sind.“
Die Investoren kommen – wie schon im Vorjahr – nahezu ausschließlich aus Österreich und Deutschland. Käufer außerhalb der DACH-Region sind derzeit zwar wieder aktiv, allerdings gehen Experten davon aus, dass sich die Abschlüsse noch etwas verzögern werden. „Der mit 30 Prozent relativ hohe Anteil an internationalen Investoren ist auf den Verkauf des 45-Prozent-Anteils an der Shopping City Süd an den Crédit Agricole und der sechs OBI-Märkte an einen südafrikanischen Privatinvestor zurückzuführen“, so Pöltl.
Attraktive Lage für Betriebe
Der Wirtschaftsstandort Österreich punktete im vergangenen Jahr vor allem mit der Investitionsprämie, die sowohl für heimische als auch für ausländische Unternehmen reizvoll war und maßgeblich zur Belebung der Wirtschaft beigetragen hat. Nach Angaben der Austrian Business Agency (ABA) hat sie bis jetzt heimische Investitionen von rund 30 Milliarden Euro ausgelöst. Insgesamt 353 internationale Betriebe hat die ABA 2020 bei der Ansiedelung in der Alpenrepublik betreut. Sie stammen vorwiegend aus Deutschland (95), Italien (35) bzw. der Schweiz (25) und investierten insgesamt 580,2 Millionen Euro – ein Zeichen dafür, dass Österreich selbst in der Krise ein sicherer Hafen für Unternehmen ist. Stärkstes Bundesland nach Wien war Niederösterreich mit 30 Betriebsansiedelungen, gefolgt von Kärnten (28), Salzburg (24) und Oberösterreich (23).
Bundesländer bleiben populär
Äußerst gefragt sind aktuell Baugrundstücke in den Landeshauptstädten, wobei Innsbruck mit 10,63 Prozent – laut Wirtschaftskammer Österreich – den stärksten Preisanstieg verzeichnete.
Im Kreativzentrum Tabakfabrik Linz beispielsweise realisiert die Kufsteiner Bodner Gruppe derzeit auf einer Grundfläche von 10.900 m2 das vierteilige Gebäudeensemble „Quadrill“. Mit 109 Metern Höhe wird das Bauwerk, das moderne Office-Flächen, Kleinwohnungen sowie Gastronomie- und Handelsflächen beherbergt, der höchste Hotel- und Büroturm außerhalb Wiens. Läuft alles nach Plan, soll das Projekt 2025 fertiggestellt werden.
In der Klagenfurter Innenstadt wiederum investiert Lilihill Real Estate 36,5 Millionen Euro in ein innovatives sechsgeschoßiges Büro- und Gesundheitszentrum namens „The Holly“, wodurch 100 Millionen Euro an Wertschöpfung für die lokale Wirtschaft generiert werden. Der Baustart des neuen Landmark-Gebäudes in der Kärntner Landeshauptstadt ist für Oktober 2021, die Finalisierung 14 Monate später geplant.
„Vielfältig durchmischte Standorte sowie Quartierslösungen mit gemeinsamen Infrastrukturangeboten und Serviceleistungen haben Zukunft“, resümiert Bernhard Ölz, Vorstand der PRISMA Gruppe. Das Unternehmen errichtet zum Beispiel mit der Quartiersentwicklung „Wohnen am Campus V“ in Dornbirn ein Ensemble aus vier Wohnhäusern, das sowohl Miet- als auch Eigentumswohnungen offeriert. Die Fertigstellung des Gesamtprojektes ist für das Frühjahr 2023 vorgesehen.
Ein weiteres und vor allem nachhaltiges Stadtquartier mit einem Mischnutzkonzept (u. a. rund 600 Wohnungen, Bildungsangebote, Nahversorger) entsteht auch im Herzen von Wiener Neustadt (NÖ). Die Hallmann Holding möchte bis 2025 mit ihrer Tochtergesellschaft SÜBA ein modernes Areal auf einer Grundfläche von 23.000 m2 fertigstellen.
Fazit
Auch in Zukunft bleiben die Bundesländer für institutionelle Investoren attraktiv. Immobilien werden im Anlagemix weiter an Bedeutung gewinnen. Derzeit erwarten die Experten für 2021 einen spürbaren Anstieg des Investitionsvolumens im Vergleich zum Vorjahr und rechnen mit rund vier Milliarden Euro.