Rezession in Österreich und Deutschland verstärkt Zurückhaltung bei Investoren: Transaktionsvolumen lag knapp unter 660 Millionen Euro.
Auch wenn es für das laufende vierte Quartal mit zwei Transaktionen – den Kärntner-Ring-Hof und die ÖBB-Zentrale – über 150 Millionen Euro zwei namhafte Deals gegeben hat, dürfte sich vorerst daraus noch kein allgemeiner Trend ableiten: Die Rezession in Deutschland wie auch in Österreich hat laut EHL Investment Consulting die Zurückhaltung der Investoren eher verstärkt. Für das abgelaufene dritte Quartal weist EHL ein Transaktionsvolumen von knapp unter 660 Millionen Euro aus. Gerechnet auf die zurückliegenden neun Monate sind 1,7 Milliarden Euro in österreichische Immobilien investiert worden, was sogar deutlich unter dem Vergleichszeitraum des Vorjahres mit 2,2 Milliarden Euro liegt.
Die Folgen des Kriegs in der Ukraine und die unsichere konjunkturelle Lage hätten laut EHL den österreichischen Immobilienmarkt jedenfalls nachhaltig beeinflusst – und das lasse sich auch an den Unsicherheiten wie auch der Zurückhaltung der Investoren im Vergleich zu den Jahren vor Kriegsbeginn im Februar 2022 ablesen. Aber: Trotz des schwierigen Umfelds gebe es auch positive Signale, insbesondere in spezifischen Marktsegmenten. Zinssenkungen würden zwar einen gewissen Spielraum bieten, werden jedoch noch weitgehend durch steigende Risikomargen neutralisiert. Investitionen in Core-Objekte sowie in Grundstücke mit guter Verkehrsanbindung bleiben weiterhin attraktiv, wenn auch zu reduzierten Preisen.
Im Jahresverlauf hätte sich die Performance der einzelnen Assetklassen unterschiedlich entwickelt. Büroimmobilien stellten mit rund 50 Prozent des bisherigen Transaktionsvolumens das stärkste Segment dar. Mehrere Großtransaktionen sowie Deals im Bereich von 20 bis 60 Millionen Euro trugen zu diesem Ergebnis bei. Zudem befinden sich weitere Transaktionen in der Pipeline, was auf eine beständige Nachfrage nach Büroimmobilien hinweist. Besonders in etablierten Lagen und bei Objekten mit stabilen Mieteinnahmen sieht EHL ein hohes Interesse vonseiten der Investoren.
Im Vergleich zu anderen Assetklassen zeigte sich der Markt für Einzelhandelsimmobilien 2024 mit einem Anteil von nur 5 Prozent am Transaktionsvolumen schwach. Der stationäre Handel, insbesondere im Bereich Textil und Schuhe, steht weiterhin unter Druck, da sich die Konsumgewohnheiten durch den Online-Handel stark verändert haben. Dies drückt auf das Investoren-Sentiment in diesem Segment und führt zu einer Zurückhaltung bei neuen Einzelhandelsinvestitionen.
Der Wohnimmobilienmarkt machte etwa 25 Prozent des bisherigen Transaktionsvolumens aus, wobei der Fokus auf Bestandsobjekten liegt. Der Hotelsektor zeigt hingegen Anzeichen einer Erholung. Mehrere Transaktionen, die zu Beginn des vierten Quartals erwartet werden, deuten auf einen Rebound im Investmentbereich hin.
Die Renditen am österreichischen Immobilienmarkt haben sich 2024 weitgehend stabilisiert, bleiben jedoch auf hohem Niveau. Zinssenkungen bieten zwar Potenzial, werden aber durch die erhöhten Risikomargen teilweise ausgeglichen. Im Bürosektor bewegen sich die Spitzenrenditen in zentralen Lagen Wiens (CBD) zwischen 5,00 und 5,50 Prozent, in weniger zentralen Lagen zwischen 6,00 und 6,50 Prozent. Der Wohnimmobilienmarkt zeigt in Wien Renditen zwischen 4,50 und 5,00 Prozent, während sie in den Bundesländern leicht höher liegen.
Ungeachtet der aktuellen Herausforderungen gebe es am österreichischen Immobilienmarkt Chancen vor allem für jene Investoren, die auf langfristige Stabilität und Cashflow-Sicherheit setzen. Sollten sich die makroökonomischen Bedingungen stabilisieren und die Rezession überwunden werden, könnte sich das Investitionsklima im Jahr 2025 verbessern. Anleger konzentrieren sich derzeit jedoch vorwiegend auf risikoarme und gut kalkulierbare Investments, während spekulative Projekte und Neubauten in den Hintergrund treten.