Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder: Transaktionszahlen steigen wieder, Wohnbau dürfte sich auf 27.000 Einheiten pro Jahr einpendeln – sofern keine neuen Krisen eintreten.
Nach einem neuerlichen deutlichen Rückgang im Wohnbau 2024 in Österreich um weitere 17,3 Prozent dürfte sich das Wohnbauvolumen in den kommenden Jahren auf einem niedrigen Niveau stabilisieren. Zu dieser Einschätzung gelangt der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer am Dienstag vor Journalisten. Wurden in den Rekordjahren bis 2023 pro Jahr mehr als 40.000 Wohneinheiten neu errichtet, rechnen die Branchenvertreter nach einem heurigen prognostizierten Rückgang um weitere 7.700 Einheiten für die kommenden Jahre mit einer Neubauleistung von rund 27.100 Wohnungen pro Jahr – sofern keine neuen Krisen eintreten, wie Fachverbandsobmann Gerald Gollenz anmerkt.
2024 war für den Wohnbau in Österreich eine Talfahrt – in allen drei Sektoren: gewerblich, kommunal und gemeinnützig. Teuerung, Inflation und strenge Kreditvergaberichtlinien führten dazu, dass der Neubaumarkt weitgehend zum Stillstand kam“, so Gollenz. Jedoch zeige sich der Immobilienmarkt trotz des Einbruchs in anderen Bereichen dynamisch: „Die Transaktionszahlen steigen. Ende 2024 wurden in fast allen Bundesländern – mit Ausnahme des Burgenlands – mehr Immobilien verkauft oder vermietet als im Jahr zuvor“, so Gollenz. Er sieht im Auslaufen der KIM-Verordnung im Sommer eine Möglichkeit, diese Entwicklung weiter zu stärken.
Dass die KIM-Verordnung nun Mitte dieses Jahres ausläuft, verbuchen die Branchenvertreter jedenfalls als Erfolg ihrer laufenden Interventionen bei der Politik. Johannes Wild, Obmann-Stellvertreter des Fachverbandes: „Die Verbesserungen sind maßgeblich auf unser Engagement zurückzuführen. Gemeinsam mit der Bauwirtschaft, der Finanzbranche, Ziviltechnikern, Architekten und Notaren haben wir konsequent auf die Herausforderungen der Immobilienwirtschaft hingewiesen.“ Das Ende der KIM-Verordnung und steuerliche Maßnahmen im Baukonjunkturpaket seien Ergebnisse dieser Bemühungen.
Es gebe allerdings noch Herausforderungen, vor allem in Wien: Die Bundeshauptstadt weist traditionell die höchsten Fertigstellungszahlen auf. 2024 verzeichnete sie jedoch einen Rückgang von 42 Prozent im Vergleich zu 2023“, erläutert Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Immobilien in der Wirtschaftskammer Wien. Auch wenn die Prognosen leichte Verbesserungen zeigen, warnt Pisecky: „Es wird zunehmend knapp mit nachhaltigem Wohnraum. Ohne gezielte Maßnahmen auf Bundes- und Landesebene wird sich die Lage weiter zuspitzen.“
Die Immobilienbranche fordert daher gezielte Erleichterungen. „Die Reduktion überzogener Baustandards, die Sicherstellung rechtlicher Rahmenbedingungen und die Ermöglichung von Nachverdichtung sind unumgänglich, um die Wohnraumversorgung sicherzustellen“, betont Pisecky. „Das betrifft sowohl den gewerblichen als auch den gemeinnützigen Sektor.“
Auch Gollenz sieht trotz erster Erfolge noch Handlungsbedarf: Auch wenn das Dunkel sich langsam lichtet, ist das noch kein Grund zum Aufatmen. Wir haben noch viel Überzeugungsarbeit zu leisten, unabhängig davon, wie die künftige Regierung aussieht. Dabei setzen wir auf Kooperation mit allen Marktteilnehmern.“
Trotz Herausforderungen bleibe die Immobilienwirtschaft zuversichtlich. „Unser Ziel ist es, weiterhin konstruktive Lösungen anzubieten. Wohnen ist das höchste Gut – wir geben Österreich ein Zuhause“, fasst Gollenz zusammen. In den kommenden Jahren wird sich zeigen, wie sich die Marktlage entwickelt und welche weiteren Maßnahmen notwendig sind, um eine nachhaltige Stabilisierung zu erreichen.