Mehr Fläche, mehr Ruhe, mehr Grün: Wohnträume haben sich spätestens seit Ausbruch der Pandemie – für Alt und Jung – verändert. Im Wald- und im Weinviertel fühlen sich derzeit viele Bewohner so richtig zu Hause.
Lockdowns, Quarantäne und vermehrtes Homeoffice haben dazu geführt, dass den eigenen vier Wänden (noch) mehr Bedeutung geschenkt und Kaufwünsche verstärkt oder gar geweckt wurden. Tendenz steigend. Interessierte suchen nach Immobilien, die großzügigen Platz zum Wohlfühlen bieten, mit Grundrissen punkten, die es ermöglichen, Arbeit, Familie und Freizeit unter einem Dach zu vereinen, und die sich obendrein mit Grünflächen (inklusive Gemüsegarten) schmücken.
In Niederösterreich ist – laut den Experten von RE/MAX und IMMOunited – ein wesentlicher Teil des Wohnungsmarkts rund um Wien konzentriert: Rund 57 Prozent aller Wohnungskäufe fanden 2021 in den vier mengenstärksten Bezirken – Mödling, Baden, Korneuburg, Tulln – samt Bruck an der Leitha und Gänserndorf statt. Korneuburg setzte mit 603 Wohnungen eine neue Höchstmarke (+19,2 %), ebenso Krems (Stadt und Land; +35,1 %), Amstetten samt Waidhofen/Ybbs (+27,6 %), Mistelbach (+27,7%), Melk (+57,1 %), Lilienfeld (+50,0 %) und Zwettl (+66,7 % – der höchste relative Zuwachs).
Attraktivität steigt
Die Randlagen im Wald- und im Weinviertel konnten kräftig aufholen – nicht zuletzt aufgrund der sukzessiven Erschließung durch Öffi-Anbindung und weiterer Infrastrukturmaßnahmen wie beispielsweise durch den Ausbau der Kinderbetreuungseinrichtungen. In 18 Bezirken haben die Preise deutlich angezogen, prozentuell am stärksten in Waidhofen/Thaya, in Gmünd und Horn. Ein Wohnungsquadratmeter kostete in Niederösterreich 2021 typischerweise 3.219 Euro, um 239 Euro (+8,0 %) mehr als 2020 und um 32,6 Prozent mehr als 2016. Wie 2020 führte auch 2021 Korneuburg das Quadratmeterpreisranking an: 3.722 Euro bedeuten um 19 Euro mehr als 2020, aber auch um 14 Euro mehr als in Mödling, was wohl auf die zunehmende Verknappung des Angebots zurückzuführen ist.
Bernhard Reikersdorfer, Managing Director von RE/MAX Austria, führt die steigende Investitionsbereitschaft auf die Pandemie und Inflationsängste zurück: „Viele haben sich für Immobilien entschieden, vor allem für Wohnungen. Erträge stehen nicht immer im Vordergrund, sondern die Absicherung gegen Inflationsverluste. Und das Spannende: Bereits junge Menschen beginnen, ihre ersten Ersparnisse entsprechend abzusichern, und kaufen und finanzieren den Rest langfristig.“ Peter Weinberger, Geschäftsführer Raiffeisen Immobilien NÖ/Wien/Burgenland, pflichtet dem bei und betont, dass „primär Eigentumswohnungen gefragt sind – und diese vor allem im Wiener Umland, also z. B. in Korneuburg, Stockerau oder Tulln bzw. in der Region Wagram“. Schließlich „sind hier noch bessere Renditen zu erzielen als in der Bundeshauptstadt. In die ländlicheren Lagen des Wald- und des Weinviertels zieht es vor allem Eigennutzer und Zweitwohnsitzer.“
2022: Solides Preiswachstum
Immobilien haben sich in der Vergangenheit stets als verlässliche „Krisenwährung“ erwiesen. „Daher rechnen wir in der aktuellen Situation – Stichworte Ukraine-Krieg und Inflation – auch für 2022 mit einem soliden Preiswachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich. Ab 2023 dürfte sich die Preisdynamik generell etwas einbremsen“, so Weinberger.
Auf das steigende Interesse reagieren auch die Projektentwickler. 2021 hat die STRABAG Real Estate das spannende Projekt „Weingartensiedlung ob der Krems“ fertiggestellt und einen besonderen Wohnraum geschaffen. Eingebettet in die idyllischen Weinberge, beherbergt die – für die Wachau typisch – in Terrassen angelegte Wohnanlage insgesamt 61 (hochwertig ausgestattete) frei finanzierte Eigentumswohnungen mit Garten, Terrasse oder Balkon. Diese bieten außerdem einen der schönsten Ausblicke auf die Stadt, Stift Göttweig und das UNESCO-Weltkulturerbe Wachau. Die Bewohner profitieren von allen Vorzügen des ländlichen Lebens mit Freizeit- und Erholungsflächen und gleichzeitig von der zentrumsnahen Lage mit sehr guter öffentlicher Verkehrsanbindung und einem optimalen Infrastrukturangebot. Highlight: der hauseigene Weinkeller, der sich als Treffpunkt der Bewohner etabliert hat. Aktuell sind noch wenige Gartenwohnungen verfügbar.
Auch Mietwohnungen hoch im Kurs
Sowohl im Wald- als auch im Weinviertel ist Eigentum besonders gefragt. Doch auch die Nachfrage nach Mietwohnungen steigt – insbesondere unter den Einheimischen selbst. Die gemeinnützige Wohnbaugesellschaft „Heimat Österreich“ hat das Bauunternehmen „Leyrer + Graf“ in einer ARGE (Arbeitsgemeinschaft) mit der Errichtung einer dreigeschoßigen Wohnhausanlage in Gerasdorf mit 53 Wohneinheiten (49 bis 103 Quadratmeter), die jeweils über eine Terrasse, einen Balkon oder eine Loggia bzw. eine Dachterrasse und einen Tiefgaragenplatz verfügen, als Generalunternehmer beauftragt. Die Erdgeschoßwohnungen punkten darüber hinaus mit kleinen Gärten. Das Projekt soll im April 2023 fertiggestellt werden.
Bereits im Mai 2022 wurde eine weitere Wohnhausanlage in Pillichsdorf mit 20 altersgerechten, barrierefreien Wohnungen zwischen 50 und 70 Quadratmetern mit großzügigen Balkonen und Gemeinschaftsräumen schlüsselfertig übergeben. Hier fungierte Leyrer + Graf ebenso als Generalunternehmer im Auftrag der Heimat Österreich.
Nachhaltig wohnen
Ende des Jahres, geplant für das vierte Quartal, können wiederum elf geförderte Mietwohnungen in Kleinweikersdorf im Bezirk Hollabrunn übernommen werden. Sie werden in dem – vom Land Niederösterreich finanziell unterstützten – Modell „Barrierefreies Wohnen“ von der WETgruppe, Niederösterreichs größtem gemeinnützigen Wohnbauträger, errichtet. Jede Wohneinheit bietet Freiflächen in Form von Terrasse, Balkon oder Eigengarten. Ganz im Sinne von Effizienz und Nachhaltigkeit wurde das Wohnhaus in Niedrigenergiebauweise mit kontrollierter Wohnraumlüftung und Fußbodenheizung nach modernen ökologischen Standards errichtet.
Mit 20 barrierefreien Wohnungen wird das Projekt „Betreutes Wohnen“ in Pillichsdorf im Auftrag von „Heimat Österreich“ umgesetzt. © aap.architekten ZT-GmbH