RICS Sustainability Report: Steigende Nachfrage von Investoren und Nutzern, das Marktumfeld mit hohen Anschaffungskosten sorgen aber für einen gewissen Stau.
Investoren und Immobiliennutzer wollen mittlerweile vor allem eines: grüne und nachhaltige Immobilien. Dementsprechend ist die Nachfrage nach solchen gestiegen, doch das aktuelle Marktumfeld erweist sich als Hemmschuh einerseits für die Entwickler und Bestandshalter aber auch bei Investoren. Wie aus dem aktuellen RICS Sustainability Report hervorgeht, sagen fast drei Fünftel der insgesamt 4.000 Immobilienexperten weltweit, dass die hohen Anschaffungskosten eines der Haupthindernisse für den Erwerb grüner Gebäude darstellt. Umkehrschluss: Offenbar gibt es in dem Zusammenhang noch zu wenig Produkt, die diese Kriterien erfüllen.
Aber nicht nur: Fast ein Drittel der befragten Experten kritisiert das Fehlen gemeinsamer Standards und Definitionen für umweltfreundliche Gebäude, man vermisst verbindliche Normen in ganz Europa. Denn: Was etwa die Messung von CO2-Emissionen und hierauf deren Bepreisung betrifft, stehe man erst am Anfang. Die Ergebnisse zeigen, dass etwa 43 Prozent der Umfrageteilnehmer weltweit angeben, dass bei Projekten keine Messung des gebundenen Kohlenstoffs vorgenommen wird. Selbst wenn eine Bewertung des Kohlenstoffs vorgenommen wird, gibt es kaum Hinweise darauf, dass sich dies auf die Auswahl von Materialien und Komponenten auswirkt. Um die Klimaziele jedoch zu erreichen, müsse die Messung zur gängigen Praxis werden.
Mittlerweile gab ein Drittel der Befragten an, dass eben das Fehlen gemeinsamer Normen und Definitionen für grüne Gebäude eine Hürde für weitere Investments darstellt. Ebenso, was die Standards von Energieausweisen für Gewerbeimmobilien betrifft. Weltweit glaubt nur rund ein Viertel der Befragten, dass die Regierungspolitik in Bezug auf Kohlenstoff-Reduzierung sehr effektiv oder effektiv ist. Allerdings reicht wohl der Einfluss auf die Preisbildung noch nicht aus, um Wirksamkeit bei der Eindämmung der Treibhausgasemissionen und dem Management der Klimarisiken zu erreichen.
Aktuell orientieren sich Investoren und zunehmend die Nutzer an Green Building-Zertifizierungen, wie etwa BREEAM, LEED, WELLS, NABERs, etc, von denen 30 Prozent der Befragten angaben, dass sie ein wesentliches Merkmal eines nachhaltiges Gebäudes sind. Ein Fünftel befindet das als wesentlich für Nutzer.
Was das nachhaltige Bauen an sich betrifft, ist man da offenbar schon weiter: Im Vordergrund stehen dabei die Abfallminimierung, das Recycling und die Wiederverwendung von Materialien nach dem Abriss vor Ort sowie die Wassereffizienz und die Minimierung der Auswirkungen des Baus auf die Umwelt. Rund 45 Prozent der Befragten weltweit sehen diese Faktoren als etablierte oder sehr etablierte Praktiken in der Branche an. Ein weitgehend ähnlicher Anteil weist auch auf den Bau umweltfreundlicher und besonders energieeffizienter Gebäude hin. Inzwischen sind weltweit rund 39 Prozent der Meinung, dass die Verwendung nachhaltiger Baumaterialien und das Bauen mit recycelten, erneuerbaren oder Abfallmaterialien und -komponenten ein Weg zu Nachhaltigkeitszielen sein können.
Für Susanne Eickermann-Riepe, Vorsitzende des RICS European World Regional Board, ist die Dekarbonisierung im Real Estate-Sektor jedenfalls noch zu langsam und nicht ausreichend effektiv: „Die Branche muss ihre Emissionen bis 2030 um 50 Prozent reduzieren, wenn sie bis 2050 Netto-Null erreichen will. Dabei muss der graue Kohlenstoff bis 2030 branchenweit um mindestens 40 Prozent verringert werden. Diese Ziele sind bei gleichbleibendem Tempo der Umsetzung nicht zu erreichen.“