In Deutschland entsteht mit dem Havelufer-Quartier das erste Bauprojekt mit einem Mehrparteienvertrag. Das soll die Bauabwicklung effizienter gestalten.
Mit dem Havelufer-Quartier von Patrizia und Kauri Cab Development entstehen in Berlin Spandau 19 Gebäude mit 19 Gebäuden und 1.700 Wohneinheiten. Dabei handelt es sich um das deutschlandweit erste Hochbauprojekt, das mittels integrierter Bauabwicklung (IPA) realisiert wird. Dieses Modell könnte durchaus Vorteile bei der Realisierung von Großprojekten mit mehreren Projektbeteiligten hinsichtlich Kosten und Termindruck bringen, ist sich der Projektsteuerer Drees & Sommer sicher. Denn obwohl der Baustart mitten in der Coronapandemie erfolgt ist, konnte der erste Bauabschnitt im Kosten- und Zeitrahmen fertiggestellt werden. Luca Bauernfeind, Geschäftsführer der Kauri Cab Development Berlin: „Dank der integrierten Projektabwicklung konnten wir Verträge, Kapazitäten und Rohstoffe frühzeitig und vor allem langfristig sichern. Ohne einen Mehrparteienvertrag wäre das nicht möglich gewesen. Umso mehr freut es uns, dass unser erster Bauabschnitt als Blaupause für weitere IPA-Projekte in Deutschland dienen kann.“
Die integrierte Bauabwicklung funktioniert dahingehend, dass alle Schlüsselbeteiligten wie Bauherr, Architekt, Planer und Bauunternehmer einen Mehrparteienvertrag unterschreiben und somit Risiken, Mehrkosten aber auch die Einsparungen teilen. Damit sollen Anreize geschaffen werden anstatt Abmahnungen und Nachträge zu unterschreiben. Beim Projekt Havelufer-Quartier seien vier solcher Mehrparteienverträge unterfertigt worden. Das Modell der integrierten Bauabwicklung stammt ursprünglich aus dem angelsächsischen Raum, in Deutschland (und sicher in Österreich, Anm.) noch wenig verbreitet. Laut Moritz Schöbel, Projektverantwortlicher für das Havelufer-Quartier bei Drees & Sommer, würden durch Mehrparteienverträge die Realisierungspartner aber früh eingebunden und alle Vertragspartner partizipieren am Erfolg des Gesamtprojekts: „Das sorgt dafür, dass alle an einem Strang ziehen, effizienter zusammenarbeiten und die Kosten- und Terminvereinbarungen präziser einhalten.“
Noch sei man bei dem Modell vielerorts zurückhaltend. Jörn Köster, Experte für alternative Abwicklungsmodelle bei Drees & Sommer führt das darauf zurück, dass viele in der Risikoteilung ein Warnsignal sehen und sich erst gar nicht mit den Vorteilen des IPA-Modells beschäftigen: „Dass es in Zeiten zunehmender Projektkomplexität und wachsender Herausforderungen durch Digitalisierung, Rohstoffmangel und Klimaziele durchaus ein Gewinn sein kann, dafür liefert das Havelufer Quartier jetzt den besten Beweis.“