EHL-Trendprognose zur MIPIM: Abwarten als dominierende Strategie, ohne Nachhaltigkeit und Qualität geht nix und mehr Wissen wird gefragt sein.
Momentan wird abgewartet, Investoren sind aber bereits in Lauerstellung: Im Zuge der morgen zu Ende gehenden MIPIM in Cannes hat die EHL einige Trends identifiziert, die die Branche die nächsten Monate und Jahre beschäftigen wird. Fakt ist jedoch: Der Höhenflug der vergangenen Jahre ist vorbei. In einer Stellungnahme sagt Michael Ehlmaier, CEO der EHL Immobilien Gruppe, dass die Kombination mehrerer belastender Faktoren wie der Krieg in der Ukraine, die rapide gestiegene Inflation sowie Zinserhöhungen und des generell verhaltenen Wirtschaftswachstums den Boom der vergangenen Jahre jäh beendet habe. Dementsprechend sei die Stimmung „sicherlich schon besser gewesen“, so Ehlmaier.
Obwohl die Nachfrage auf den Kapitalmärkten zyklisch zurückgegangen ist, ist die Branche parallel mit der stärkeren Hinwendung zu mehr Nachhaltigkeit konfrontiert. Ehlmaier: „„Die Inflation und der dadurch ausgelöste Zinsanstieg wird uns im Vergleich zur Umstellung der Immobilienbranche auf die Anforderungen der EU-Taxonomie nur kurzfristig beschäftigen. Dieser Trend ist auf der MIPIM auf nahezu allen Ständen greifbar und wird das beherrschende Thema der kommenden Jahre bleiben.“ Die Umstellung auf ESG werde jedenfalls eine langfristige Aufgabe darstellen: „ESG-Konformität wird einerseits für Entwickler im Neubaubereich zu einem absoluten ‚Must-Kriterium‘, andererseits für Bestandhalter zu einer Mammut-Aufgabe werden, um die von der Kommission vorgegebene CO2-Neutralität bis 2050 zu schaffen. So mancher Entwickler/Asset Manager entdeckt daher vor diesem Hintergrund das Geschäftsmodell ‚Manage to ESG‘ für sich“, sp Pöltl.
Doch aus den durchaus unbefriedigenden Rahmenbedingungen, mit denen sich die Immobilienwirtschaft nun herumschlagen muss, können auch Chancen erwachsen. Auch wenn das Transaktionsgeschehen ab dem zweiten Halbjahr 2022 dramatisch zurückgegangen ist, sondierten auf der MIPIM bereits einige Marktteilnehmer nach neuen Geschäftsmöglichkeiten, auch beginnt sich ein neues Preisniveau abzuzeichnen. Franz Pöltl, Chef der EHL Investment Consulting: „Das Umfeld ist zwar nach wie vor schwierig, aber mittlerweile werden die geänderten Rahmenbedingungen in die Business-Pläne eingearbeitet. Zudem entwickeln sich wichtige Nutzermärkte wie Wohnen, Büro und Logistik trotz konjunktureller Risiken erfreulich positiv.“
Positive Signale auch, weil Kostenüberlegungen bei Standortwechseln aktuell eher eine untergeordnete Rolle spielen, sagt Stefan Wernhart, Geschäftsführer EHL Gewerbeimmobilien. In den vergangenen zwei bis drei Jahren schon habe sich am Büromarkt eine Qualitäts- und Nachhaltigkeitsoffensive vollzogen, das Büro ist zu einem zentralen Element für die Attraktivität als Arbeitgeber geworden. Dem entsprechend ist auch die Nachfrage im Top-Segment sehr gut.
Im Bereich Wohnimmobilien seien Entwickler und Investoren durch die geänderten Marktbedingungen gefordert, Kaufentscheidungen und Bauvorhaben noch genauer zu prüfen als in den Jahren zuvor, konstatiert Karina Schunker, Geschäftsführerin von EHL Wohnen: „Ein Projekt wird heute nur erfolgreich sein, wenn es in jeder Hinsicht – Wohnungsmix, Pricing, Grundrisse, Zusatzservices etc. – exakt den Markterfordernissen entsprechend geplant und umgesetzt wird.“ Aktuell seien Einflussfaktoren wie etwa die wirtschaftliche Belastung vieler Haushalte, die strengeren Finanzierungsvorschriften, neue Mobilitätsformen, geänderte Mieter- bzw. Käuferpräferenzen, Nachhaltigkeitsthemen etc. spürbar, die den Markt deutlich verändern, weswegen alte Erfahrungswerte nur mehr bedingt gültig seien. Stattdessen seien fundierte Marktkenntnisse und Erfahrungswerte gefragt. Schunker: „Damit gewinnen das Know-How und die Vielzahl an Daten sowie Informationen, die Makler aus täglichen Kundenkontakten gewinnen, noch stärker an Bedeutung.“