Hohe Lebensqualität, hervorragende Infrastruktur: Immer mehr internationale Unternehmen kommen nach Wien, um dort ihr Business voranzutreiben. Das forciert auch die Stadtpolitik mit vielen Initiativen und Förderungen, um internationale Betriebe in die Bundeshauptstadt zu locken. Großer Wert wird auch auf Klimapolitik gelegt. Der Wiener Finanzstadtrat Peter Hanke im Interview mit Charles Steiner.
Nach der Pandemie hat durch den Ukraine-Krieg auch eine Energiekrise eingesetzt. Welche Maßnahmen setzt die Stadt Wien, um die Energieversorgung im Hinblick auf Unternehmensansiedelungen sicherzustellen?
Mit Anfang Februar 2023 startet die neue Energiespar-Förderung der Wirtschaftsagentur Wien. Hier möchte die Stadt Wien Kleinunternehmer und Nahversorgungsunternehmen zu einer nachhaltigen, energieeffizienten Transformation ihrer Geschäftsprozesse hinführen. Dadurch werden auch die Auswirkungen der allgemeinen Teuerung und der hohen Energiekosten abgefedert. Für die Energiespar-Förderung stehen zehn Millionen Euro zur Verfügung, pro Projekt sind bis zu 20.000 Euro Förderunterstützung vorgesehen.
Mittlerweile hat sich die Stadt Wien auch den Klimaschutz auf die Fahnen geheftet. Wie wird dieser umgesetzt und welche weiteren Maßnahmen sollen ergriffen werden?
Umwelt- und Klimaschutz spielen seit vielen Jahren eine wichtige Rolle in Wien. 1999 wurde das erste Wiener Klimaschutzprogramm (KliP) beschlossen, in der „Smart City Wien“-Rahmenstrategie wurden noch ambitioniertere Anstrengungen im Klima- und Umweltschutz festgelegt. Zudem gibt es jährlich ein erweitertes Klimabudget inklusive Treibhausgas-Budgets sowie Klimachecks für Projekte und Umsetzungsevaluierung. Das betrifft relevante Projekte und Maßnahmen im Wirkungsbereich der Stadt Wien, aber auch alle relevanten klimapolitischen Instrumente, etwa neue gesetzliche Regelungen. Die größte Herausforderung ist derzeit aber der Ausstieg aus fossilen Energieträgern, allen voran aus russischem Gas. Dazu investieren wir bis 2026 rund 6,2 Milliarden Euro. Im Rahmen der Wiener Fotovoltaik-Offensive soll die Produktion von Sonnenstrom bis 2025 verfünffacht werden, bis 2030 soll 16-mal so viel Strom aus der Sonne gewonnen werden wie 2020. Bis 2040 wird die Wiener Fernwärme ganz ohne Erdgas auskommen, wir setzen dafür laufend Projekte um.
Im europäischen Vergleich befindet sich Wien in einem stark kompetitiven Umfeld, was Unternehmensansiedelungen betrifft. Welche Anreize schafft die Stadt, um internationale Unternehmen aufs Wiener Parkett zu bringen?
Um qualifizierte Arbeitskräfte sowohl für den heimischen Arbeitsmarkt als auch für internationale Unternehmen, die nach Wien kommen, leichter zur Verfügung stellen zu können, hat Wien im Herbst 2021 das Business Immigration Office eröffnet. In dieser neuen Servicestelle werden rechtliche Angelegenheiten wie Anträge auf Aufenthaltstitel (MA 35) für internationale Fachkräfte, Unternehmen, Organisationen sowie Forschungs- und Bildungseinrichtungen mit der Möglichkeit zu mehrsprachigen Beratungen (Wirtschaftsagentur Wien) betreffend Beschäftigungs- und Aufenthaltsrecht unter einem Dach vereint. In nur einem Jahr haben die Experten der Wirtschaftsagentur Wien im Business Immigration Office rund 2.500 Menschen aus 89 Ländern beraten. Zusätzlich haben rund 360 in Wien ansässige Unternehmen den Dialog mit dem Team der Wirtschaftsagentur Wien gesucht. Die Ansiedelungszahlen der Jahre 2020 und 2021 sprechen eine deutliche Sprache: Im ersten Coronajahr 2020 haben sich trotz erschwerter Rahmenbedingungen 218 neue ausländische Unternehmen in Wien niedergelassen.