Urbane Räume können dank Bauwerksbegrünung umweltfreundlich, langlebig und lebenswert gestaltet werden. Ein Trend, von dem zahlreiche Projekte profitieren.
Pflanzen sind mannigfache Darbieter: Sie verbessern das Mikroklima und die Luftqualität, fördern die Artenvielfalt und stärken unsere Gesundheit. Hüllen sie sich um Gebäude, schützen sie diese und ihr unmittelbares Umfeld vor Wärme, Kälte und Wettereinflüssen wie beispielsweise Starkregen. Wussten Sie etwa, dass begrünte Dächer Regenwasser zu 100 Prozent zurückhalten oder zeitverzögert langsam abgeben können und so das Kanalnetz entlasten? Ein Quadratmeter Dachbegrünung kann bei 25 Zentimeter Aufbauhöhe bereits die Füllmenge einer Badewanne aufnehmen!
Großes Potenzial
Und im Sommer? Da wirken Blätter von Kletterpflanzen wie natürliche Vorhänge und schaffen als naturnahe Klimaanlage an Hitzetagen Abhilfe. Im Winter wiederum, wenn die Blätter fallen, lassen sich Häuser von der Sonne erwärmen, was Energiekosten einspart. Bauwerksbegrünungen lassen sich zudem ideal mit erneuerbaren Energiequellen kombinieren, zum Beispiel mit Solar- oder Photovoltaikanlagen, und werten Immobilien damit auch finanziell auf. Wien hat hier eine Vorreiterrolle übernommen und fördert seit Juni 2021 die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf Gründächern. Auch für Dachbegrünungen gibt es geeignete Förderungen durch die Stadt Wien.
Das Potenzial für Bauwerksbegrünungen ist vielversprechend: Laut dem Green Market Report Austria, einer Marktanalyse des Innovationslabors GRÜNSTATTGRAU, könnten allein in Wien 18 Millionen Quadratmeter Dachfläche mit geringem Aufwand begrünt werden. Seit April 2021 sind neben der Dach- und Innenraumbegrünung auch für Fassadenbegrünungen die Mindeststandards normativ geregelt (ÖNORM L1136).
Grün, wohin das Auge reicht
In zahlreichen Projekten werden Begrünungsmaßnahmen bereits umgesetzt: Diesen Sommer wurde beispielsweise die „Biotope City Wienerberg“ weltweit als erstes Stadtquartier mit der GREENPASS-Platinum-Zertifizierung ausgezeichnet. Zu den Besonderheiten zählen die vertikale Begrünung der Fassaden des „Wien-Süd“-Bauteils und die üppige grüne Ausgestaltung des Dachbereichs. Dort finden sich nicht nur Pflanzentröge für Urban Gardening, die von den Bewohnern ganz begeistert angenommen werden, sondern auch mit heimischen Pflanzen bewachsene, modellierte Grünbecken.
Bis Ende 2022 wird auch das BUWOG-Projekt „Kennedy Garden“ mit Kleingärten und begrünten Dachflächen aufgewertet. Es bringt mehr als 500 Eigentums- und Mietwohnungen nach Wien-Penzing und wurde bereits mit dem GREENPASS-Zertifikat ausgezeichnet.
Auch das kürzlich – von ARE Austrian Real Estate gemeinsam mit areos Development – fertiggestellte Wohnprojekt „Eschengarten“ in Wien-Liesing, das aus insgesamt vier Wohnhäusern besteht, punktet neben der großzügigen Gartenanlage mit Urban-Gardening-Angeboten und Gründächern (insgesamt knapp 2.200 Quadratmeter Fläche). Auf dem Zeughausareal in Innsbruck wiederum errichtet die ARE gemeinsam mit der Neuen Heimat Tirol bis Sommer 2023 ein neues Wohnquartier mit 117 Wohneinheiten, das ebenfalls mit Bauwerksbegrünung glänzen wird: Rund 2.100 Quadratmeter Dachfläche auf drei Gebäuden werden extensiv begrünt. Zudem ist die Montage von rund 150 Quadratmetern PV-Paneelen geplant.