Re-Max Commercial: Sowohl stationärer Handel wie E-Commerce kämpfen mit sinkenden Umsätzen, dafür steigen die Insolvenzen.
Die geopolitisch schwierige konjunkturelle Lage mit sinkenden Konsumausgaben bringt zunehmend den österreichischen Einzelhandel unter Druck. Sowohl der stationäre Einzelhandel wie auch der Onlinehandel müssen sich mit Umsatzrückgängen herumschlagen, während die Insolvenzzahlen steigen, so eine Analyse von Re/Max Commercial am Dienstagmorgen. Denn das BIP habe sich im Vorjahr gegenüber 2022 um 0,8 Prozent reduziert, führt der Immo-Franchiser Zahlen von Statistik Austria ins Treffen. Auch für dieses Jahr dürfte die Konjunkturflaute anhalten, so die Prognosen sowohl des Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) wie auch des Instituts für Höhere Studien (IHS), die im Re/Max Commercial-Marktbericht zitiert werden.
Das wirke sich entsprechend negativ auf die Konsumlaune aus: Die gegenwärtige wirtschaftliche Schwäche hatte einen Rückgang der privaten Konsumausgaben von 1,1 Prozent zur Folge, was sich wiederum negativ auf die Einzelhandelsumsätze auswirkt. Diese seien zwar nominell um 3,6 Prozent angestiegen, real allerdings um 3,4 Prozent geschrumpft. Auch der Online-Handel verzeichnete einen deutlichen Rückgang. Im Jahr 2023 ging der E-Commerce um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück. Trotz eines Anstiegs der Anzahl der Käufer fielen die Ausgaben pro Kopf.
Jene Sparten, die während der Covid-Pandemie zu den Krisengewinnern gehörten, verlieren laut Re/Max Commercial aufgrund der konjunkturellen Lage jedenfalls weiterhin an Boden. Der Elektro- und Möbelhandel verzeichnete Umsatzrückgänge von 11,5 Prozent, während der Bereich „Sport“ ein Minus von 4,4 Prozent verzeichnete. Die Umsatzrückgänge in den Bereichen „Lebensmittel“ (-1,0 Prozent) und „Kleidung und Schuhe“ (-0,4 Prozent) fielen etwas moderater aus. Stefan Krejci von Re/Max Commercial Austria: „Der Handel in Österreich sieht sich noch immer mit einer Vielzahl an Herausforderungen konfrontiert. Die anhaltende Teuerung, sinkende Konsumausgaben und steigende Betriebskosten stellen den stationären Handel nach wie vor auf eine harte Probe.“
Während die Umsätze sinken, schnellen die Insolvenzen in die Höhe: Im Jahr 2023 wurden rund 5.400 Unternehmen insolvent, was einem Anstieg von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Besonders betroffen war der Retail-Bereich, wobei 944 Handelsunternehmen Insolvenz anmeldeten. Stefan Krejci erklärte: „Eine Trendwende konnte auch im ersten Quartal 2024 noch nicht erzielt werden. Die größte Pleite aus Handelssicht betraf zweifellos die Firma Kika/Leiner.“
Ungeachtet der schwierigen Lage wittern vor allem Diskonter Morgenluft: Diskont-Konzepte wie KIK, TEDI, Action und Thomas Philipps würden weiterhin nach neuen Filialstandorten suchen. Darüber hinaus kehrte die deutsche Warenhauskette Woolworth 2023 wieder auf den österreichischen Markt zurück und plant bis Ende 2024 bis zu 30 Standorte.Auch im Bereich der Gastronomie, Sport- und Wellnessangebote sowie Luxusmarken ist eine gewisse Expansionslust zu beobachten.