Im ersten Quartal sind knapp 500 Millionen Euro in den österreichischen Investmentmarkt geflossen. Situation für Projektentwickler derzeit kritisch.
Das Interesse vonseiten privater und institutionellen Investoren am österreichischen Immobilieninvestmentmarkt ist zwar da, doch noch hat sich das nicht direkt auf das Transaktionsvolumen im ersten Quartal ausgewirkt. Wie aus dem Investmentmarkt-Update für das heurige erste Quartal von EHL Investment Consulting hervorgeht, sind in den ersten drei Monaten des laufenden Geschäftsjahres gerade einmal rund 500 Millionen Euro in den heimischen Markt geflossen – was um gut 50 Millionen Euro weniger waren als im ohnehin schon schwachen Q1 des Vorjahres. Obwohl der Trend zwar mittelfristig anhalten dürfte, fänden laut EHL Investment Consulting vergleichsweise viele Ankaufsprüfungen statt, die allerdings mehr Zeit als zuvor üblich in Anspruch nehmen würden.
Besonders schwierig gestaltet sich die Situation für Projektentwickler, die mit Herausforderungen auf mehreren Ebenen konfrontiert sind. Die teuren Finanzierungen, gestiegene Baupreise und gesunkenen Exit-Preise machen es derzeit laut Einschätzung von EHL Investment Consulting de facto unmöglich, neue Projekte zu beginnen. Einige laufende Baustellen haben sogar eingestellt werden müssen, was langfristig zu einem Mangel an dringend benötigten Wohnungen sowie qualitativ hochwertigen Büroflächen in zentralen Lagen führen könnte.
Der österreichische Investmentmarkt blieb auch im ersten Quartal fest in der Hand heimischer Investoren, die einen erheblichen Anteil von fast 90 Prozent am Gesamttransaktionsvolumen ausmachten. Besonders auffällig war die anhaltende Aktivität von Family Offices und Privatinvestoren, die mit einem Anteil von 45 Prozent die größte Käufergruppe bildeten. Ihr breites Engagement spiegelte sich in einer Vielzahl von Transaktionen wider, die von kleinen bis hin zu großvolumigen Deals reichten und verschiedene Investitionsstrategien umfassten. Trotz eines leichten Rückgangs behielten deutsche Investoren ihr Interesse an österreichischen Immobilien bei und machten einen Anteil von 11 Prozent am Transaktionsvolumen aus.
Was den Anteil an gehandelten Assetklassen betrifft, erwiesen sich Büroimmobilien mit 51 Prozent des Investmentvolumens als dominant. Besonders hebt EHL den Verkauf des City Tower Vienna in Wien Mitte von der Immofinanz an die Euro Real Estate über die United Benefits Holding vor, bei dem ein Kaufpreis von etwa 150 Millionen Euro erzielt worden ist. Wohnimmobilien, insbesondere Bestandsimmobilien, verzeichneten ebenfalls eine starke Performance und hielten mit einem Anteil von 26 Prozent am Transaktionsvolumen einen bedeutenden Marktanteil. Hotels nahmen einen Anteil von 12 Prozent ein, gefolgt vom Einzelhandel mit sieben Prozent. Logistikimmobilien und andere Nutzungsarten machten zusammen weniger als fünf Prozent aus.
Die Renditelandschaft erweise sich als weiterhin volatil. Für Büroimmobilien variieren die Renditen je nach Lage und Qualität. Im CBD-Segment liegen die Spitzenrenditen zwischen 4,75 Prozent und 5,25 Prozent, während außerhalb des CBD-Bereichs Renditen von 5,50 Prozent bis 6,00 Prozent zu verzeichnen sind. Auf dem Wohnimmobilienmarkt in Wien und den Bundesländern bleiben die Spitzenrenditen für Bestandsobjekte im Wohnbereich in Wien zwischen 4,25 Prozent und 4,75 Prozent, während in den Bundesländern Renditen zwischen 4,50 Prozent und 5,00 Prozent erzielt werden. Fachmarktzentren in Wien rentieren zwischen 5,5 Prozent und 6 Prozent, während Logistikimmobilien zwischen fünf Prozent und sechs Prozent liegen.
Die anhaltend hohen Zinsen, die trüben Konjunkturaussichten und die Zurückhaltung der Banken bei neuen Finanzierungen bleiben weiterhin entscheidende Faktoren für die nach wie vor schwachen Transaktionsvolumina auf dem Investmentmarkt. Für die kommenden Monate bleibt die EHL vorsichtig optimistisch. Die laufenden Ankaufsprüfungen werden voraussichtlich in einigen bemerkenswerten Transaktionen resultieren, da der Unterschied in den Preiserwartungen potenzieller Käufer und Verkäufer langsam schwindet.
Trotz dieser Aussichten gehen Experten davon aus, dass die Europäische Zentralbank spätestens im zweiten Halbjahr mit einer Zinskorrektur nach unten beginnen wird, was sich positiv auf den Investmentmarkt auswirken könnte. Dennoch wird der Investmentmarkt auch im zweiten Halbjahr unter den gegebenen Rahmenbedingungen leiden müssen.