Die Nachfrage steigt zwar, aber das Angebot bleibt knapp. EHL sieht steigende Verkaufszahlen bei bereits fertiggestellten Neuprojekten, Incentivierung nimmt ab. Neubauaktivität nach wie vor gehemmt. Buwog bringt 1000 neue Wohneinheiten.
Auch wenn der Wiener Wohnungsmarkt zarte Anzeichen einer Erholung zeitigt, bleibt der Aufschwung fragil. Das geht aus dem aktuellen „Ersten Wiener Wohnungsmarktbericht 2025“ von EHL und Buwog hervor, der am Dienstag veröffentlicht worden ist. Während die Nachfrage nach Eigentums- und Anlegerwohnungen spürbar steige, bleibt das Angebot an Mietwohnungen weiterhin begrenzt. Gleichzeitig werden durch die laufenden Senkungen des EZB-Leitzinses die Finanzierungen günstiger, allerdings halten die Banken an restriktiven Vergabekriterien fest, wie auch wirtschaftliche Unsicherheiten den Start vieler Neubauprojekte verhindert.
„Im Bereich Eigentumswohnungen registrieren wir derzeit einen bemerkenswerten Stimmungswandel“, sagt Karina Schunker, Geschäftsführerin von EHL Wohnen, in einer Stellungnahme. Das sei am Markt spürbar, so Schunker weiter: „Trotz der herausfordernden Wirtschaftslage setzen wieder mehr Wohnungssuchende auf Eigentum. Gründe dafür sind unter anderem der gesunkene Leitzins der EZB sowie die steigenden Mieten, die Eigentumswohnungen als Alternative attraktiver machen.“
Die gestiegene Nachfrage bilde sich in kürzeren Vermarktungszeiten und weniger Kaufpreisverhandlungen ab. „Die Wohnungen in den wenigen derzeit fertiggestellten Neubauprojekten werden inzwischen wieder deutlich rascher verkauft“, sagt Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter der EHL Immobilien Gruppe. Die in den vergangenen Jahren üblichen Kaufanreize wie die Übernahme der Grunderwerbsteuer durch den Verkäufer oder kostenlose Zusatzleistungen seien kaum noch zu finden. Ehlmaier rechnet in Folge damit, dass die Angebotspreise ab Herbst steigen werden.
Das auch, weil das Angebot nach wie vor zurückhaltend sei, wie aus dem Bericht weiter hervorgeht. Die Buwog, die vor rund einem Jahr sämtliche Baustarts von Neubauprojekten vertagt hatte, hat diese nun wieder aufgenommen und den Bau von 1.000 Wohneinheiten begonnen. Buwog-Geschäftsführer Andreas Holler argumentiert den nun erfolgten Beginn von Bauprojekten damit, dass der Nachfrageüberhang im Bereich Eigentumswohnungen und bessere Finanzierungsmöglichkeiten neue Projekte wirtschaftlich wieder tragfähiger machen würde: „Wir kaufen wieder Liegenschaften in Wien und anderen Großstädten, vorzugsweise baureife Grundstücke, denn Projekte sollten jetzt möglichst rasch gestartet werden
Insgesamt bleibe der Wohnbau jedoch noch verhalten, da sich viele Immobilienentwickler mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert sehen , weshalb zahlreiche geplante Projekte auch nicht realisiert werden können. Vor allem im Mietsegment deutet sich eine kritische Situation an, diese könnte aber auch auf den Eigentumssektor ausstrahlen, man steuere buchstäblich auf einen Wohnungsmangel zu: „Bis jetzt gibt es vor allem bei Mietwohnungen eine deutliche Nachfrageüberhang. Ab Herbst wird jedoch auch das Angebot an Eigentumswohnungen spürbar knapper“, prognostiziert Schunker. „In der Folge ist mit steigenden Angebotspreisen zu rechnen, insbesondere im unteren und mittleren Preissegment.“
Daniel Riedl, Vorstandsmitglied der Vonovia SE, sagt, dass es für Wohnungskäufer noch eine Gelegenheit gebe, von den aktuellen Bedingungen zu profitieren. Allerdings, so Riedl: „Ich gehe jedoch nicht davon aus, dass dieses Zeitfenster noch lange offen bleibt.“ Besonders Anlegerwohnungen seien durch die hohe Mietnachfrage attraktiv, da die Renditen derzeit über dem Durchschnitt liegen.
Im Zuge des sich herandräuenden Wohnungsmangels richteten Schunker, Ehlmaier, Holler und Riedl – auch in Hinblick auf die frisch angelobte neue Regierung – politische Maßnahmen, um den Wohnungsmarkt zu stabilisieren. „Der Wohnbau muss von kostentreibenden Faktoren wie langen Widmungs- und Bauverfahren sowie restriktiven Bauvorschriften entlastet werden“, betont Schunker. Zudem sei die Mobilisierung von Bauland notwendig, um den Anstieg der Grundstückspreise einzudämmen. Steuerliche Anreize könnten Investitionen in den Wohnungsmarkt attraktiver machen, während kostengünstigere Finanzierungen den Zugang zu Eigentum erleichtern könnten.