Re/Max Commercial: Trotz leicht gestiegener Konsumausgaben keine Trendwende. Insolvenzwelle rollt über Retail-Landschaft.
Der österreichische Handel steht auch 2025 unter hohem Druck. Zwar zeigen sich leichte Erholungen bei den Konsumausgaben, doch von einer Trendwende könne laut einer aktuellen Aussendung von Re/Max Commercial am Mittwoch keine Rede sein. Während die Umsätze im stationären Geschäft vielerorts zurückgehen, verzeichnet der Online-Handel kräftige Zuwächse. Parallel dazu rollt eine Insolvenzwelle über das Land.
Als einen der Gründe führt Re/Max Commercial an, dass sich Österreichs Wirtschaft weiterhin in einer anhaltenden Rezession befindet. Basierend auf Daten der Statistik Austria schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) 2024 um 1,2 Prozent. Besonders betroffen waren die Industrie mit minus 5,5 Prozent und der Bausektor mit minus 4,4 Prozent. Für 2025 erwarten Wirtschaftsforscher einen weiteren Rückgang um bis zu 0,3 Prozent.
Das habe Auswirkungen auf den privaten Konsum, dieser verharre in einer Stagnationsphase. „Es ist ein schwaches Licht am Ende des Tunnels sichtbar, dennoch sind die leicht gestiegenen realen Umsätze für den gesamten Handel noch keine Entwarnung“, so Stefan Krejci von Re/Max Commercial Austria. Die Unterschiede zwischen den Branchen seien erheblich. Während der Möbelhandel 2024 ein Minus von 5,4 Prozent verzeichnete, legten der Lebensmittelhandel um 4,6 Prozent und die Textil- und Schuhbranche um 0,8 Prozent zu.
Der Online-Handel entwickelte sich dagegen dynamisch. Laut Handelsverband erreichte der e-Commerce-Anteil 2024 mit über 14 Prozent einen neuen Höchststand, was rund 12,5 Milliarden Euro Umsatz entspricht. Besonders stark wächst das „mobile commerce“ mit einem Plus von 28 Prozent. „Der Distanzhandel hat einen massiven Aufschwung hinter sich, der so nicht abzusehen gewesen ist“, sagt Krejci.
Auf der anderen Seite nehme die Zahl der Insolvenzen zu. 2024 meldeten rund 6.500 Unternehmen Insolvenz an, darunter 1.146 Einzelhändler. Große Pleiten betrafen Kika/Leiner, Pepco und zuletzt Palmers. „Wir haben bereits 2021 damit gerechnet, dass es zu Nachholeffekten bei Insolvenzen kommen wird. 2024 erreichte diese Entwicklung den bisherigen Höhepunkt, der 2025 wahrscheinlich noch einmal überboten werden wird“, so Krejci. Trotzdem setzen Diskonter wie Woolworth, Action oder Tedi weiter auf Expansion. Auch im Lebensmittel- und Drogeriehandel gibt es Neueröffnungen, während klassische Segmente wie der Schuhhandel kaum neue Marktteilnehmer verzeichnen.
Die Entwicklungen schlagen auch auf den Immobilienmarkt durch. In den Innenstädten sind Verkaufsflächen weiter rückläufig, die Leerstandsquote stieg 2024 in den 24 größten Innenstadtbereichen auf 5,5 Prozent. „In Summe sehen wir, dass immer mehr Flexibilität vom Vermieter eingefordert wird. Das ist aus Sicht der Mieter verständlich, auf der anderen Seite für Bestandsgeber eine Herausforderung“, so Krejci.