Renovave.at: Sanierungsrate im Österreichischen Wohnungsbestand nur 1,7 Prozent und ist 2022 sogar gesunken. Das bringt die Erreichung der Klimaziele in Gefahr. Gesetzliche Rahmenbedingungen noch vor der Sommerpause gefordert.
Österreich läuft zunehmend Gefahr, dass die Klimaziele im Gebäudesektor bis 2040 nicht erreicht werden können. Zu diesem Schluss kommt das Innovationslabor für klimaneutrale Gebäude- und Quartierssanierungen Renovate.at, wonach die aktuelle Sanierungsrate nach Zahlen des IIBW gerade einmal bei 1,7 Prozent liegt und diese im Vorjahr damit sogar gesunken ist. Notwendig wären für die Erreichung der Klimaziele aber mindestens 2,5 Prozent. Es bedürfe dringend die Schaffung von gesetzlichen Rahmenbedingungen – und das noch vor der Sommerpause. Susanne Formanek, Vorstand bei Renovave.at: „Eine wesentliche Voraussetzung für die Dekarbonisierung des Gebäudebestands bis 2040 sind geeignete rechtliche und insbesondere wohnrechtliche Rahmenbedingungen, vor allem mit Blick auf den großvolumigen Wohnungsbestand.“
Allerdings haben Covid, Krieg in der Ukraine und Inflation aber auch die hohen Baupreise die Sanierungsquote ausgebremst. Laut Renovate seien die Baukosten nnerhalb von zwei Jahren um 30 Prozent in die Höhe geschossen. Die österreichische Inflation sei wiederum Auslöser für einen scharfen Anstieg der Kapitalmarktzinsen gewesen. Habe vor einem Jahr eine größere Sanierung noch um 1,5 Prozent finanziert werden können, ist der Zinssatz heute etwa dreimal so hoch, rechnet Renovate vor. Das verteuert die monatliche Rückzahlung bei 20 Jahren Laufzeit um etwa ein Drittel die monatlichen Kosten seien aufgrund der Bau- und Finanzierungskosten gar um 70 Prozent gestiegen.
Da allerdings seit dem letzten Quartal 2022 auch die Baubewilligungszahlen eingebrochen sind, habe die Hoffnung bestanden, dass die Bauunternehmen sich nun auf die Sanierung stürzen würden, das sei aber aufgrund der Teuerung und abwartenden Haltung von Gebäudeeigentümern nicht geschehen.
Dem gegenüber seien die Förderungssysteme von Bund und Ländern von dieser Kostendynamik überfordert, auch wenn eine allgemeine Bereitschaft bestehe, die Fördersätze anzupassen. Allerdings bestehe hier noch das Risiko, damit die Inflation noch weiter anzuheizen.
Nun brauche es konkrete Maßnahmen, um Wohnhaussanierungen in Österreich in Schwung zu bringen, vor allem, was die Umstellung des Heizungssystems betrifft. Hier liege die Problematik vor allem daran, wie die Kostentragung eines Heizungsaustauschs geregelt werde, vor allem in Hinblick auf einkommensschwacher Bewohner und auf den Schutz von Eigentümerrechten. Formanek: „Die Sanierung und Heizungsumstellung sehr vieler älterer Bauten von Gemeinden, Gemeinnützigen, Privaten und Eigentumsbauten scheitert vielfach am Widerstand von Einzelpersonen – zum Nachteil der großen Mehrheit.“
Dazu brauche es geeignete wohnrechtliche Rahmenbedingungen, um Rechtssicherheit herstellen zu können und damit die Förderinstrumente auch ihre volle Wirkung entfalten könnten. Ulla Unzeitig, Vorstand bei Renovave.at sagt, dass der weitaus überwiegende Teil der Bundesförderung für den Heizkesseltausch und die Sanierungsoffensive für private Eigenheime in Anspruch genommen worden sei, während der Anteil im mehrgeschossigen Wohnbau gerade einmal 15 PRozent beträgt: „nter den heute gegebenen Rahmenbedingungen kommt die Förderung im großvolumigen Wohnbau viel zu wenig an. Es liegt offensichtlich weniger am Geld, als an den rechtlichen Gegebenheiten.“ Überdies seien die Beschlussfassung zu EWG und wohnrechtliche Reformen längst überfällig, so Renovate-Gründungs-Genossenschafter Walter Hüttler. Renovate fordert diesbezüglich eine entsprechende Beschlussfassung, und zwar noch vor der Sommerpause. „Sonst sind die österreichischen Ziele einer Dekarbonisierung des Gebäudebestands bis 2040 nicht zu erreichen“, sagt Unzeitig.
Wolfgang Amann, Chef des IIBW und Gründungsgenossenschafter von Renovate sagt, dass Festlegungen im Regierungsprogramm allein in einem Rechtsstaat nicht ausreichen würden: „Für Rechtssicherheit des staatlichen Handelns und im Hinblick auf die langfristigen Investitionspläne in der Wohnungs- und Immobilienwirtschaft brauchen wir einen Stufenplan für den Ausstieg aus Öl und Gas bei der Beheizung unserer Gebäude.“