Erst im November 2021 hat die Wiener Trafin in Kyjiw das Einkaufszentrum Respublika Park eröffnet. Doch dann kam der Krieg. Jetzt, 15 Monate später, zieht Vassili Tolstunov, Managing Director der Trafin Bilanz. Sogar neue Mieter konnte das Shoppingcenter während des Kriegsjahres gewinnen. Und man wurde Drehscheibe für humanitäre Hilfe.
Es war ein rauschendes Fest im November 2021 bei der Eröffnung des Shoppingcenters Respublika Park in der ukrainischen Hauptstadt Kyjiw, das größte Einkaufszentrum Osteuropas. Die Aufbruchstimmung des Wiener Entwicklers Trafin um Managing Director Vassili Tolstunov währte allerdings nur kurz. Am 24. Februar überfiel Russland das Nachbarland Ukraine, die Zukunft des Einkaufszentrums und überhaupt der Ukraine war ungewiss. Nun, 15 Monate später, herrscht wieder mehr Klarheit. Der Angreifer hat es nicht in die ukrainische Hauptstadt geschafft, die Ukraine war sogar in der Lage, den Aggressor bis weit in den Osten zurückzudrängen. Sieht man von Raketen- und Drohnenangriffen ab, mittels derer Russland vergeblich versucht, den Widerstandswillen der Ukrainer zu brechen, herrscht in Kyjiw wieder zunehmend der Alltag. Und auch das Einkaufszentrum, das eine Geschäftsfläche von rund 300.000 Quadratmeter Fläche, aufgeteilt auf über 500 Shops sowie ein riesiges Entertainmentzentrum mit Themenparks, Achterbahn und vielem mehr beinhaltet, steht noch.
Vassili Tolstunov blickt über die schwierigen Monate zurück. Der Angriff Russlands auf die Ukraine hatte auch unmittelbare Auswirkungen auf den Respublika Park und dessen rund 5.000 Mitarbeiter. Kurz nach Beginn der russischen Invasion am 24. Februar 2022 wurde das Zentrum geschlossen und erst ab 25. April wieder für den regulären Besuch eröffnet. Auf Initiative der Wiener Trafin und der von Tolstunov und seinem Team gegründeten Austrian Aid Community (aac) wurden währenddessen in Österreich Ressourcen für die Opfer des Krieges mobilisiert. „Im Rahmen der aac unterstützten ab März 2022 heimische Unternehmer mit Geld- und Sachspenden für Personen, die es geschafft haben, nach Österreich zu flüchten und jene, die vor Ort verharren mussten“, erzählt Tolstunov. Das Unterfangen mündete in der Lieferung von insgesamt 40 Tonnen an Hilfsgütern, die per LKW von Wien in die Ukraine geliefert wurden.
Mehr noch: Aus dem Einkaufszentrum wurde ein Punkt der Unzerstörbarkeit, ein Ort, wo sich im Zuge der Angriffe auf die kritische Infrastruktur Menschen aufwärmen konnten, ihre Handys aufladen und an denen Hilfe für Mütter mit Kindern geboten wird. Tolstunov: „„Mit der Eröffnung eines Punktes der Unzerstörbarkeit wollen wir Unterstützung für die Menschen in Kyjiw und damit auch für unsere Mitarbeiter und Kunden leisten.“ Zugleich sei die Maßnahme auch Teil unserer Strategie zur Wiederaufnahme des Betriebs im Respublika Park unter veränderten Bedingungen gewesen. „Wir überwinden Schwierigkeiten und Probleme und finden gemeinsam mit dem Team Lösungen für Notfälle.“ Ein Beispiel für diese von Trafin initiierten Lösungen sind Notstromgeneratoren und ein satellitengestütztes Internetsystem, mit denen Stromausfälle überbrückt werden können“, sagt Tolstunov, der der Ukraine und Kyjiw als Wirtschaftsstandort nach wie vor die Treue halten will, wie er betont.
Mittlerweile steigt auch wieder die Frequenz, an einem Wochentag werden wieder zwischen 20.000 und 60.000 Besucher gezählt. Tolstunov betont dennoch die Solidarität und den Zusammenhalt. Letzterer werde durch die Wiederaufnahme der Marketingaktivitäten proaktiv gefördert: Seit der Wiedereröffnung wurden im Center Konzerte und Fashion Shows ukrainischer Künstler, Kinderfeste, Hochzeiten ukrainischer Promis (beispielsweise eines bekannten Soldaten) und Wohltätigkeitsveranstaltungen zugunsten von Kriegsopfern organisiert. Nicht nur das: Im Kriegsjahr konnten sogar 43 neue Mieter gewonnen werden, darunter Bugatti, Gerry Weber, Oui, Marina Militare, Ultrashop, Levi’s und EA7, mittlerweile beträgt der Vermietungsgrad 74 Prozent. Tolstunov: „Die Innovation, die Atmosphäre, die Qualität des Mietermixes und der unterbrechungsfreie Betrieb durch Generatoren bei Stromausfällen sind die wichtigsten Wettbewerbsvorteile. Und wir blicken zuversichtlich in die Zukunft. In diesem Sinne wollen wir zeigen, dass wir nach wie vor an den Wirtschaftsstandort, das Projekt, unsere Vision und unsere Mitarbeiter vor Ort glauben.“