Investoren zeigen nach wie vor großes Interesse an Wohnimmobilien, wobei das Interesse mittlerweile auch die Landeshauptstädte – vor allem Graz und Linz – erreicht hat.
Auch 2020 gab es eine hohe Bereitschaft, in Wohnimmobilien zu investieren. Rund 40 Prozent des Investmentvolumens im Vorjahr betrafen dieses Segment. Laut Otto Immobilien wurde mit über 1,3 Milliarden Euro an Transaktionsvolumen und einem Wachstum von 50 Prozent gegenüber 2019 der Trend der letzten Jahre fortgesetzt. „Das hohe Volumen ist durch das große Interesse und den starken Zufluss an institutionellem Kapital begründet – aber auch durch die Verfügbarkeit geeigneter Produkte nationaler Projektentwickler“, so Christoph Lukaschek, Leiter Investment bei OTTO Immobilien.
Stabiler Wiener Markt
Besonders der Wiener Wohnungsmarkt zeigt sich von dem schwierigen ökonomischen Umfeld weitgehend unbeeindruckt. Die Rekordzahl von rund 19.000 neuen Wohnungen, die 2020 fertiggestellt wurden, konnte laut EHL vom Markt gut absorbiert werden und die Nachfrage nach Wohnraum ist weiterhin ungebrochen hoch. „Der Wohnungsmarkt bleibt auch in der aktuellen Krise sehr stabil“, bestätigt auch BUWOG-Geschäftsführer Andreas Holler. „Zum einen ist Wohnen als Grundbedürfnis generell weitgehend unabhängig von konjunkturellen Schwankungen, zum anderen hat die Coronakrise so klar wie nie zuvor gezeigt, dass Wohnqualität entscheidend für die Lebensqualität insgesamt ist. Nie haben die Menschen so viel Zeit zu Hause verbracht wie in den vergangenen elf Monaten und nie war eine Wohnung, in der sich alle Bewohner wohlfühlen, so wichtig wie in dieser Zeit. Auch das hat dazu beigetragen, dass eine den eigenen Ansprüchen entsprechende Miet- oder Eigentumswohnung weiter an Stellenwert gewonnen hat.“
Wohnen mit Mehrwert
Viele Projekte möchten diesen neuen Ansprüchen nach mehr Wohnkomfort gerecht werden. Direkt am Wiener Donaukanal werden Mitte 2021 die ersten Wohnungen des Hochhausensembles „TrIIIple“ übergeben. Das Projekt der Partner ARE und Soravia bietet u. a. parkähnliche Freiflächen, Sport- und Spielplätze sowie einen Pool am Dach. Ein Concierge-Service kümmert sich um die Post oder Anlieferungen, und ein Salon mit Bibliothek im Sinne eines erweiterten Wohnzimmers steht allen Ruhesuchenden zur Verfügung.
An der Neuen Donau wiederum wird bis Mitte 2022 der von BUWOG und IES Immobilien entwickelte MARINA TOWER mit 41 Stockwerken und 500 Eigentumswohnungen errichtet. Neben einem traumhaften Ausblick trumpft der Turm beispielsweise mit online buchbarer Catering-Küche im 30. Stockwerk, Home-Cinema, Waschsalon oder Gemeinschaftsraum auf. Auf drei Etagen bietet ein externer Betreiber auch einen Fitness- und Wellnessbereich an.
Mit facettenreichen Ausstattungsmerkmalen punktet das von der STRABAG Real Estate GmbH bis Herbst 2022 errichtete Projekt „Taborama“. Das Wohnhochhaus im Nordbahnviertel in Wien-Leopoldstadt wird 213 frei finanzierte Eigentumswohnungen beherbergen. Zu den Highlights zählen hier u. a. Rooftop-Pool, Sauna, Fitnessraum und Boulder-Halle. Bis Sommer 2021 wird im Viertel Zwei das „Korso“ mit 179 Eigentumswohnungen fertiggestellt. Auch hier können die künftigen Bewohner einigen Komfort genießen: Wellnessbereich samt Fitnessraum, Sauna mit Ruhebereich sowie Außenterrasse.
Sichere Anlage
Für ein Immobilieninvestment sprechen auch die sehr niedrigen Zinsen, die günstige Finanzierungen ermöglichen, und die Verunsicherung über die weitere Wirtschafts- und Währungsentwicklung, die Veranlagungen in Sachwerte noch attraktiver macht. „Wohnimmobilien sind objektiv eine sehr sichere, vielleicht sogar die sicherste Veranlagungsmöglichkeit für private Investoren, und das ist ein wesentlicher Treiber für die Nachfrage“, so Holler. Das betreffe keineswegs nur das Segment Vorsorgewohnungen, sondern auch eigengenutzte Wohnungen: „Eine Eigentumswohnung ist letztlich ja ebenfalls eine Geldanlage, deren Rendite aus der ersparten Miete und der langfristigen Wertsteigerung besteht.“
Sandra Bauernfeind, Geschäftsführerin der EHL Wohnen GmbH, bestätigt: „Neu auf den Markt kommende Objekte sind weiterhin großteils bereits bei Baufertigstellung verkauft bzw. vermietet, und bei kaum einem Projekt dauert es länger als sechs Monate, bis fast alle Wohnungen verwertet sind.“ Dabei ortet Bauernfeind aber deutliche Unterschiede bei Miet-und Eigentumswohnungen: „2019 und vor allem 2020 haben institutionelle Investoren ihr Engagement im Wohnsegment stark ausgebaut und eine ganze Reihe großer Projekte erworben, um sie langfristig im eigenen Bestand zu halten. Das reduziert das Angebot an Eigentumswohnungen und erhöht die Verfügbarkeit von Mietwohnungen.“ Diese Tendenz werde auch 2021 und darüber hinaus anhalten.
Mehr Mietwohnungen
Zwei große Projekte für Mietwohnungen seien beispielsweise hier genannt: Mit 296 Mietwohnungen und zusätzlichem Infrastrukturangebot wird die BUWOG den letzten Bauteil im Quartier „RIVUS“ in Liesing bis November 2022 realisieren. Unmittelbar vor Fertigstellung befinden sich die Wiener „Bel & Main Residences“ zwischen Schloss Belvedere und Hauptbahnhof. Jede der 209 Mietwohnungen verfügt über Freiflächen und raumhohe Verglasung. Das Signa-Projekt bietet nach amerikanischem Vorbild zahlreiche Extras wie einen exklusiven Fitnessraum mit hochwertigen Geräten, Co-Working und Community-Space oder Paketboxen für Onlinebestellungen.
Teuerstes Pflaster ist Innsbruck
Aufgrund der anhaltend großen Nachfrage steigen auch die Immobilienpreise weiter an. Laut einer Analyse von immowelt.at verteuerten sich die Kaufpreise für Eigentumswohnungen im Jahr 2020 deutlich. In Wien erhöhte sich der Quadratmeterpreis auf 4.530 Euro – ein Zuwachs von sieben Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Den stärksten prozentualen Sprung unter allen untersuchten Städten gab es in Linz, wo sich der Quadratmeterpreis um 17 Prozent auf 3.440 Euro erhöhte.
Trotz des starken Anstiegs ist Linz im Vergleich noch ein eher günstiger Standort für Immobilienkäufer. Die mit Abstand höchsten Preise für urbanes Wohneigentum werden mit 6.170 Euro pro Quadratmeter in Innsbruck verlangt. Das sind 14 Prozent mehr als 2019. Die zweitteuerste Stadt Salzburg ist mit 5.200 Euro im Median nahezu 1.000 Euro günstiger, obwohl dort ein Zuwachs von sieben Prozent vorliegt. Sowohl in der Mozartstadt als auch in Innsbruck ist Bauland wegen der Lage inmitten von Bergketten begrenzt. Das treibt die Grundstückspreise und in der Folge die Immobilienpreise für Neubauten.
In seiner Auswertung des dritten Quartals 2020 kommt der Grundbuchexperte IMMOunited zum Schluss, dass auch Einfamilienhäuser in ganz Österreich Preissteigerungen verzeichneten – den stärksten Anstieg gab es in Tirol mit mehr als 30 Prozent. Dahinter folgten Wohnhäuser im Burgenland mit knapp 28 Prozent und in Vorarlberg mit fast 26 Prozent.
In den Bundesländern
Die Landeshauptstädte rücken aufgrund der Produktenge in Wien verstärkt in den Fokus von Investoren. Am höchsten ist die Aktivität derzeit in Graz und Linz, aber auch Salzburg und Innsbruck sind sehr gefragt. In Graz-Reininghaus läuft aktuell beispielsweise eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Europa. Bis zum Jahr 2025 wird auf einem 54 Hektar großen Areal ein neues urbanes Zentrum für 10.000 Bewohner und 5.000 Beschäftigte errichtet. Dafür wird ein Investitionsvolumen von insgesamt einer Milliarde Euro bewegt. Mit dem Q12 entwickelt die ARE eines der größten Baufelder in diesem Stadtteil. Realisiert werden neben einer Pflichtschule und einer höher bildenden Schule auch Bauplätze für gemischte Nutzungen. Allein auf 45.700 Quadratmetern Grundfläche soll neuer Wohnraum entstehen.
Auch in Linz stehen die Baukräne nicht still. Im Februar hat die BODNER Gruppe mit den Abrissarbeiten für ihr Großbauprojekt „QUADRILL“ in der Linzer Tabakfabrik begonnen. Herzstück des neuen Quartiers auf einer Grundfläche von 10.900 Quadratmetern ist der 109 Meter hohe QUADRILL Tower.
Auf dem Areal der alten Rauchmühle in Salzburg werden derzeit wiederum die historischen Bestandsgebäude revitalisiert und u. a. rund 220 neue Wohnungen geschaffen. 78 frei finanzierte Eigentumswohnungen werden von PRISMA realisiert, 143 geförderte Mietwohnungen errichtet die Salzburg Wohnbau.