Wir werden älter und damit ändern sich auch unsere Bedürfnisse an das Wohnen. Das sollte auch bei der Planung berücksichtigt werden. Apropos: Herzliche Gratulation zum 16. Geburtstag von immobilien investment, das aus der Immobilienwelt nicht mehr wegzudenken ist.
Barrierefrei leben zu können ist nicht nur ein zentrales Thema für körperlich herausgeforderte Menschen, es betrifft uns alle. Wir werden als Gesellschaft immer älter und bleiben hoffentlich auch lange gesund. Doch irgendwann kommt der Tag, an dem beispielsweise eine Gehhilfe auch im Wohnbereich Wohlbefinden und Sicherheit erhöht. Dieser Einsatz muss aber auch machbar sein. Wir wollen alle so lange wie möglich in der gewohnten Umgebung leben. Der erzwungene Umzug in ein Pflegeheim ist für niemanden erstrebenswert. Eine barrierefreie Gestaltung der Wohnräume kann den Verbleib in den eigenen vier Wänden verlängern – wenn sie rechtzeitig geplant und ausgeführt wird. Rechtzeitig – denn wenn sie bereits dringend notwendig ist, ist es für größere Umbauarbeiten aus den verschiedensten Gründen bereits zu spät.
Es ist menschlich, dass die Gedanken an altersgerechtes Wohnen so lange wie möglich fortgeschoben werden. Wenn wir in der Branche über „barrierefrei“ diskutieren, dann immer nur in Bezug auf körperlich herausgeforderte Menschen. Darum wird bei diesem Thema auch so viel über unmittelbare Notwendigkeit, Kostenbelastung und Quoten der barrierefrei gestalteten Wohneinheiten gestritten – ohne aus einer langfristigen Perspektive zu erkennen, dass Barrierefreiheit uns alle betreffen wird, so wir es erleben dürfen.
Die barrierefreie oder sagen wir besser „altersgerechte“ Gestaltung von Wohnhäusern ist von großer Relevanz, denken wir aber bitte auch an die Umgebung, die Infrastruktur und die Erreichbarkeit von wichtigen Lebenspunkten für Menschen. Was hilft es uns, wenn wir in altersgerechtem Wohnraum sitzen, aber für jede Erledigung außerhalb dieser vier Wände auf Hilfe angewiesen sind und nicht frei agieren können? Das betrifft Arztpraxen und Apotheken ohne altersgerechten Zugang, den öffentlichen Verkehr, meist alles andere als barrierefrei, Gemeindeämter, die nur über steile Treppen erreichbar sind, und vieles mehr. Was im urbanen Bereich teilweise schon gut geregelt wird, ist im ländlichen Raum noch weit von guten Lösungen entfernt. Die Bedeutung der Thematik für eine alternde Gesellschaft wird leider immer noch viel zu wenig wahrgenommen, und der Wille, Investitionen in diesem Bereich zu tätigen, ist in unseren ländlichen Kommunen größtenteils noch nicht vorhanden.
Ausbildung für Barrierefreiheit
Die ÖGNI wird 2024 eine eigene Ausbildung für Barrierefreiheit ins Leben rufen, und wir konnten dafür namhafte Experten gewinnen. Ziel dieser Ausbildung ist, den Blick unserer Auditoren auf das Thema zu schärfen. Neubau- und Sanierungsprojekte, die von ÖGNI-Auditoren begleitet werden, setzen damit die Anforderungen im Bereich „barrierefrei/altersgerecht“ erfolgreich um.
Die Inklusion von Menschen mit besonderen Bedürfnissen ist in unserer Gesellschaft ein wichtiges Anliegen, und es wird einiges unternommen, damit sie auch gelingt. Indem wir den Wunsch nach Inklusion auch auf alte Menschen ausdehnen, wird das Verständnis für diesbezügliche Maßnahmen wachsen. Denn vielleicht können wir selbst einmal davon profitieren.
Peter Engert, ÖGNI-Geschäftsführer