Initiative „Mehr Zuhaus‘ in Österreich“: Ankündigungen der Politik seien weitestgehend ohne konkrete Ergebnisse geblieben. Warnung vor Wohnungsnot und Abbau von Arbeitsplätzen.
Das groß von der österreichischen Bundesregierung angekündigte Wohnbaupaket im Frühjahr klang zwar salbungsvoll, konkrete Ergebnisse hat es allerdings noch nicht gezeitigt. Im Gegenteil: Die Kritik der Branchenverbände wächst, vieles sei nicht umgesetzt worden, auch bei der Abwicklung des Pakets selbst herrschen noch jede Menge Unklarheiten. Dem gegenüber wird die Luft für Bauträger und Bauwirtschaft im Wohnsegment immer dünner. Experten warnen mittlerweile offen vor einer sich verschärfenden Wohnungsnot und einem massiven Rückgang von Arbeitsplätzen in der Bauwirtschaft sowie den verschiedenen Gewerken, da die Umsetzung der angekündigten Maßnahmen sowohl auf Bundes- als auch Länderebene nur schleppend vorangeht.
Nun zeigt sich auch die Initiative „Mehr Zuhaus‘ in Österreich“ – ein Zusammenschluss führender Unternehmen und Institutionen der österreichischen Bauwirtschaft und Baustoffindustrie zur Förderung des Wohnungsbaus- über die fehlenden Fortschritte alarmiert: Georg Bursik, Geschäftsführer von Baumit Österreich, betont: „Für Sommerferien ist keine Zeit. Wir werden unsere Arbeit fortsetzen und trotz der politischen Sommerpause weiterhin das Gespräch suchen. Wenn die Politik jetzt nicht handelt und den Wohnbau endlich wirksam ankurbelt, droht ein Desaster für die österreichische Wohnbevölkerung, für den Arbeitsmarkt und für den Wirtschaftsstandort.“
Bereits im Vorjahr hatten führende Vertreter der Bauwirtschaft und Baustoffindustrie auf die akute Krise im Wohnbau hingewiesen. Der massive Rückgang an Bauaufträgen im privaten und öffentlichen Sektor gefährdet nicht nur die Wohnungssituation, sondern bedroht auch die Arbeitsplätze von über 300.000 Beschäftigten in der Bauwirtschaft. Lösungsvorschläge wie eine verstärkte Wohnbauförderung, steuerliche Anreize und eine Lockerung der Kreditvergaberichtlinien seien bereits vor Monaten an die Politik herangetragen worden. Und obwohl die Bundesregierung ein umfassendes Wohnbaupaket angekündigt hatte, das unter anderem eine Milliarde Euro zusätzliche Wohnbauförderung vorsah, verhandeln Länder und Ministerien noch immer über die Details, und die Bautätigkeit im Wohnsektor ist nahezu zum Erliegen gekommen.
Statistiken der Statistik Austria zeigen einen alarmierenden Rückgang bei den Baubewilligungen für Wohnungen im Jahr 2023, den zweitstärksten in der EU. Branchenexperten wie jene des Beraternetzwerks Kreutzer Fischer und Partner prognostizieren einen weiteren Rückgang bis 2025, während der Bedarf an Wohnraum aufgrund der steigenden Bevölkerungszahlen weiter wächst. „Im ganzen Land stehen Wohnbauprojekte still, der Neubau kommt zum Erliegen. Die Politik hat Großes angekündigt, doch sie muss endlich ins Handeln kommen und den Bau von leistbarem Wohnraum ankurbeln“, mahnt Torsten Kreft, Geschäftsleiter von hagebau Österreich.
Viele Maßnahmen gegen die Wohnbaukrise kommen mittlerweile fast zu spät, warnt Gunther Sames, Geschäftsführer von Ardex Österreich: „Die Hauptbauzeit haben wir bereits versäumt“. Und während einige Bundesländer wie die Steiermark und Kärnten eigenständige Programme umsetzen, bleibt die bundesweite Umsetzung des Wohnbaupakets bislang unzureichend. Organisationen wie der WKO-Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder sowie die Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE) und der Verband gemeinnütziger Bauvereinigungen Österreichs (GBV) fordern dringend eine rasche und effektive Umsetzung der Wohnbaumaßnahmen, um eine weitere Eskalation der Krise zu verhindern.