WKÖ veröffentlicht Immobilienpreisspiegel 2025 – Branche fordert konkrete Maßnahmen zur Stabilisierung des Markts.
Die Zahl der Immobilientransaktionen in Österreich ist im Jahr 2024 auf 69.500 gesunken und damit um fast die Hälfte niedriger als in den Jahren vor der Zinswende. Das geht aus dem am Dienstag vor Journalisten präsentierten Immobilienpreisspiegel des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) hervor. Zum Vergleich: Vor der COVID-19-Pandemie lag die Zahl der jährlichen Transaktionen noch zwischen 110.000 und 120.000. „Die Prognosen für das Jahr 2024 haben sich bewahrheitet, leider im negativen Sinn“, so Fachverbandsobmann Gerald Gollenz. Lagen die Transaktionen 2023 noch bei 78.000 Fällen, gaben diese 2024 neuerlich nach.
„Mit 69.500 Transaktionen sind wir zehn Jahre in der Zeit zurückversetzt – das ist der Wert von 2012“, sagt Michael Pisecky, Fachverbandsobmann-Stellvertreter der WKÖ. Die Ursachen sieht die Branche unter anderem in der KIM-Verordnung, gestiegenen Zinsen und einer verhaltenen Bautätigkeit. Die Branche warnt davor, die sinkende Zahl der Transaktionen zu unterschätzen. „An jeder Immobilientransaktion verdient auch der Staat – etwa durch Grunderwerbssteuer und Immobilienertragsteuer. Wenn Transaktionen wegfallen, fehlen auch diese Einnahmen“, sagt Pisecky.
Trotz der rückläufigen Anzahl an Abschlüssen zeigen sich die Preise weitgehend stabil. Eigentumswohnungen im Erstbezug kosteten 2024 im Schnitt 3.560 Euro pro Quadratmeter – ein Plus von 2,07 Prozent. Bei Einfamilienhäusern stiegen die Preise um 1,75 Prozent auf mehr als 2.400 Euro pro Quadratmeter. Baugrundstücke legten mit einem Durchschnittspreis von über 400 Euro pro Quadratmeter ebenfalls leicht zu. Gollenz: „Der Immobilienmarkt pendelt sich aktuell auf einem niedrigeren Niveau ein. Die Preissteigerungen über alle Kategorien hinweg bleiben unter der Jahresinflation. Das Hauptproblem ist der Rückgang an Transaktionen.“
Auch am Mietmarkt zeigt sich ein ähnliches Bild: Neuwertige Mietwohnungen ohne Mietzinsobergrenze lagen im Schnitt bei 9,30 Euro pro Quadratmeter – eine Steigerung von 3,03 Prozent. Gerald Gollenz, Branchensprecher der Immobilienwirtschaft, betonte: „Von einer Preisexplosion kann keine Rede sein. In vielen Lagen liegt die Mietpreisentwicklung sogar unter der Inflationsrate.“
In Wien, dem größten Mietmarkt in Österreich hätten sich laut Pisecky ebenfalls keine signifikanten Mietpreissteigerungen gezeigt, die Bundeshauptstadt profitiere nach wie vor vom Bauboom der gewerblichen Immobilienwirtschaft in den vergangenen Jahren. „Ein Plus bei Mieten in Höhe von 3,32 Prozent bei Neuabschlüssen im nicht preisgeregelten Mietsegment zeigt, dass wir bei weitem von keiner Mietpreisexplosion sprechen müssen. Allerdings gibt es eben noch genügend Angebot am Markt. Wenn aber die Bau- und Sanierungszahlen weiter einbrechen, sind Preissteigerungen aufgrund des geringen Angebots am Markt unausweichlich.“ Das gelte auch bei den Kaufpreisen, die kontinuierlich, jedoch auf moderatem Niveau angestiegen sind. Sollte die Angebotsverknappung anhalten, könnten die Preise in Zukunft noch stärker steigen, warnt Pisecky.
In Niederösterreich zeige sich ein gegenläufiger Trend. In der niederösterreichischen Landeshauptstadt St. Pölten sind die Preise für Eigentumsimmobilien leicht gesunken, so Johannes Wild, stellvertretender Obmann des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der WKÖ. Eine Ausnahme bilden Einfamilienhäuser in guten Lagen, deren Preise stabil bleiben. Die Mieten hingegen legten um 2,93 Prozent zu, blieben damit jedoch unterhalb der Inflationsrate. „Der Speckgürtel von Wien ist nach wie vor das begehrteste und teuerste Pflaster in Niederösterreich“, so Wild. Dort sei bei knappem Angebot und hoher Nachfrage mit weiter steigenden Preisen zu rechnen. Preisregulierungen lehnt Wild ab: „Preisdeckel lösen keine Wohnungsmarktprobleme, weil sie das Angebot verknappen.“
Im Hinblick auf das neue Regierungsprogramm sieht die Branche Licht und Schatten. „Ich kann mit dem Regierungsprogramm leben – es gibt Punkte, mit denen ich gut kann“, so Gollenz. Er forderte allerdings, den angekündigten „Interessensausgleich“ nun auch mit konkreten Maßnahmen zu füllen: „Der Sanierungsturbo muss gezündet werden. Wir brauchen mehr Anreize für Sanierungen und Neubauten. Nur so schaffen wir wieder ausreichend Wohnraum.“
Pisecky äußerte sich kritisch gegenüber Eingriffen wie der von der neuen Bundesregierung geplanten Mietpreisbremse: „Wenn Gewinne von privaten Vermietern abgeschöpft werden, frage ich mich, ob und wo diese bei Wiener Wohnen, die ebenfalls in das Mietrechtsgesetz fallen, abgeschöpft werden. Ohne gemeinsame Anstrengungen von Vermietern, Mietern und Staat wird es nicht gehen.“ Wild warnte vor einer Verwechslung: „Leistbares Wohnen ist nicht gleich günstiges Wohnen. Es braucht nicht Mietpreisdeckel, sondern verlässliche Rahmenbedingungen, damit wieder mehr gebaut wird.“
Für das heurige Jahr geht der Fachverband von einer Seitwärtsbewegung mit leichtem Trend nach oben aus: „Es wird nichts billiger – das hat sich erneut bewahrheitet“, so Gollenz. Gleichzeitig werde das Angebot knapper, was perspektivisch zu weiteren Preissteigerungen führen könne – insbesondere bei anhaltend niedriger Bautätigkeit.
Der Immobilienpreisspiegel 2025 basiert auf rund 11.000 Einzelwerten, die von Mitgliedsunternehmen des Fachverbandes gemeldet und gemeinsam mit dem ZT Datenforum analysiert wurden. Die Publikation gilt als umfassendes Werkzeug zur Einschätzung der realen Marktpreise in Österreich. Sie ist über den Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder erhältlich.