Immobilienpreisspiegel: Preissteigerungen zwischen 2022 und 2023 moderat, jedoch unter Inflation. Für das heurige Jahr werden sinkende Preise erwartet. Sanierung auf erneuerbare Energie könnte 250 Millionen Euro kosten.
Die Tendenz im aktuellen Immobilienpreisspiegel ist deutlich: Während zwischen 2022 und heuer die Preise sowohl in Miete als auch Kauf nur moderate Preisanstiege ausgewiesen hatte – und die zum Teil weit unter der aktuellen Inflation, werden im Jahresverlauf sinkende Preise erwartet. Das geht aus der heutigen Pressekonferenz des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder gemeinsam mit dem Analysten Datenforum ZT und Otto Immobilien hervor. Demnach habe sich die Preisdynamik der vergangenen Jahre – vor allem zwischen 2021 und 2022 – deutlich abgeschwächt, zudem sei seit Herbst des vergangenen Jahre erstmals seit zehn Jahren ein Rückgang an Immobilientransaktionen zu beobachten gewesen. Fachverbandsobmann Gerald Gollenz: „Ich habe in meiner beruflichen Laufbahn bereits viele Ups and Downs erlebt, aber selten eine solche Verunsicherung am Markt.“ Als treibende Faktoren dafür nennt er die Inflation, steigende Zinsen, hohe Energiekosten aber auch die KIM-Verordnung, die vor allem für junge Familien „nicht stemmbar ist“. Insgesamt sind im Vorjahr laut Zahlen von Datenforum ZT 95.435 Transaktionsfälle registriert worden. „Klar ist: Die Nachfrage geht zurück, was allerdings nicht bedeutet, dass es kein Angebot geben würde oder kein Kaufwille vorhanden ist“, so Gollenz vor Journalisten.
Der Markt wird sich im Jahresverlauf definitiv drehen, sagt Johannes Wild, Niederösterreichischer Fachgruppenobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder auf immobilien investment-Nachfrage: „Wir merken das massiv an der Nachfrage, eine Preisdämpfung wird stattfinden.“ Zu Inflation, Zinsanstieg und Energiekosten schränke auch die KIM-Verordnung den Markt spürbar ein. Auch die Mietpreise schwächen sich ab, diese seien bereits im Zeitraum zwischen 2022 und 2023 schon unter der Inflation angestiegen, der Trend gehe allerdings seitwärts. Die Nachfrage richte sich vor allem an kleinere Wohnungen, um Betriebs- und Energiekosten zu senken. Dass aufgrund der niedrigeren Nachfrage nach Eigentumswohnungen im Umkehrschluss die Mieten steigen würden, bestätigt er nicht: „Das wäre Kaffeesud lesen.“
Demgegenüber steht ein massiver Sanierungsbedarf in Richtung Heizklasse D, nachdem sich die EU Mitte März auf eine entsprechende Gebäuderichtlinie geeinigt hatte. Für Österreich beziffert man den Nachrüstungsbedarf mit rund 250 Milliarden Euro. Das werde sich negativ auf die Preise auswirken, so Wild. Fraglich sei, wie diese Summe aufgebracht werden könne, jedenfalls werde das sein Übriges tun, um die Nachfrage von Eigentum auf Miete zu verlagern. Als wesentlicher Hemmschuh werde in dem Zusammenhang die Politik genannt. Viele würden bereits in diese Richtung sanieren wollen, rufen aber noch keine Förderungen ab, da nicht klar ist, ab wann etwa das Erneuerbaren Energiegesetz schlagend würde respektive, wie das dann im Einklang in die Bauordnung gestaltet würde: „Viele warten auf den Schuss, aber er kommt nicht“, so Wild.
In den kommenden Jahren ist überdies mit einer Verknappung beim Wohnungsneubau zu rechnen, so Michael Pisecky, stellvertretender Fachverbandsobmann und Wiener Fachgruppenobmann. Nachdem die Auftragsbücher in den Jahren zuvor prall gefüllt worden seien, was sich in steigenden Baukosten ausgedrückt hat, leeren sich diese wieder, bereits im Zuge der Coronapandemie habe es Bauverzögerungen gegeben. Zwischen 2020 und 2022 seien laut einer im Auftrag der WKO erstellten Studie der Bauträgerplattform Exploreal 138.600 Wohneinheiten errichtet worden: „Diese Werte werden wir so bald nicht mehr erreichen.“ Durch die Neuflächenproduktion, vor allem in Wien, habe man allerdings noch einen bequemen Polster, es gebe genug Angebot am Markt.
Ähnliches Bild am Zinshausmarkt. Laut Eugen Otto schwimme dieser im aktuellen Marktgeschehen mit, im Vorjahr seien in rund 483 Transaktionsfällen rund zwei Milliarden Euro investiert worden, zitiert er aus den Zahlen des kürzlich veröffentlichten Zinshausmarktbericht (immobilien investment berichtete). Die Preise hätten flächendeckend um zehn Prozent nachgegeben, in jenen Bezirken, die zuvor den stärksten Preisauftrieb zu verzeichnen hatten, waren auch Senkungen um bis zu 15 Prozent zu beobachten gewesen. Für viele Marktteilnehmer, die zuvor über die hohen Ankaufspreise geächzt haben, allerdings eine gute Nachricht, so Otto. Der Zinshausmarkt sei nach wie vor eine Rarität und es könne die Ware auch nicht reproduziert werden.