Wiener Fachgruppenobmann Pisecky: Innere Stadt am teuersten, Simmering am günstigsten, Nachfrageentwicklung und Bau-Einbruch verknappt Mietangebot, mehr Neubau als Lösung.
Der vielfach befürchtete starke Preisauftrieb bei den Wiener Wohnungsmieten hat sich vorerst nun doch in Grenzen gehalten. Wie eine Detailanalyse des Immobilienpreisspiegels 2024 des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder für den Wiener Markt Dienstagvormittag zeigt, seien die Mieten in Wien im Schnitt unterhalb der Inflationsrate gestiegen. Auch die Kaufpreise haben einen eher moderaten Preisanstieg erfahren. „Alle Segmente sind stabil, die Kaufpreise von Immobilien steigen, jedoch deutlich unter der Inflation“, so Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Immobilientreuhänder in der Wirtschaftskammer Wien in einer Stellungnahme.
Konkret sind die Mieten im frei vermietbaren Segment im Vorjahr um 2,89 Prozent gestiegen, was Pisecky vor allem auf ein Überangebot im Neubausegment in den Wiener Randlagen zurückführt. Allerdings dürften die Mietpreise in den kommenden Jahren aufgrund der geänderten Gesamtsituation in den kommenden Jahren empfindlich steigen, die Nachfrage nach Mietwohnungen ist – wohl aufgrund der durch die Zinsen und KIM-Verordnung abgeebbte Nachfrage im Kaufsegment – erheblich angestiegen. So ergebe eine Auswertung der Immobiliensoftware Justimmo im ersten Quartal in Wien 250.000 Suchanfragen – nach knapp 200.000 Suchanfragen im Vergleichszeitraum des Vorjahres. „Mit dieser Entwicklung, wie sie in den kommenden Jahren bevorsteht, kommt es zu einer weiteren Angebotsverknappung, damit kann es künftig mit den Preisen wieder nach oben gehen“, erklärt Pisecky.
Überdies habe das Bestellerprinzip, das seit Juli 2023 in Österreich gilt, die Lage für Mieter laut Einschätzung der Wiener Fachgruppe verschlechtert. „Seit dem fast einjährigen Bestehen blicken wir auf eine sehr durchwachsene Entwicklung zurück“, erklärt Immobilienmakler Philipp Sulek. „Das öffentlich zugängliche Angebot wird kleiner, Transparenz und Vollständigkeit der Informationen gehen verloren.“
Um dem durch die gestiegene Nachfrage zu erwartenden steigenden Mietpreisniveau Herr zu werden, sieht Pisecky nur den Bau neuer Wohneinheiten als Lösung an: „Für die Forcierung des geförderten Wohnbaus und auch für die Stimulierung der Nachfrage im Eigentum wurden mit dem Baupaket der Bundesregierung wichtige Akzente gesetzt.“ Die Politik müsse die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, um den Neubau anzukurbeln und damit dem Wohnungsmarkt in Wien entgegenzukommen.
Was die Kaufpreise betrifft, so lagen die Steigerungen im Erstbezug im Schnitt bei 3,3 Prozent auf rund 4.950 Euro pro Quadratmeter. Die teuerste Lage verzeichnete die Innere Stadt mit knapp 14.100 Euro (+4,2 Prozent), während Simmering den günstigsten Quadratmeterpreis aufwies (rund 3.900 Euro, +2,6 Prozent). Bei Reihenhäusern betrug der Durchschnittspreis pro Quadratmeter knapp 2.900 Euro (+2,0 Prozent), bei Einfamilienhäusern außerhalb des Gürtels zwischen 10 und 23 waren es rund 3.200 Euro (+3,9 Prozent).