Nach Schweden verfügt Österreich über die zweithöchste Forschungsquote in Europa. Wien bildet dabei das Rückgrat. 30 Prozent der heimischen Forschungsausgaben werden hier getätigt.
Mit Innovationskraft und Technologie-Expertise hat Frequentis, eine international agierende Hightech-Unternehmensgruppe mit Sitz in Wien, den Weltmarkt erobert. Zahlreiche Blaulichtorganisationen, Flugsicherungen, aber auch Bahnen sowie die Schifffahrt setzen auf Kommunikations- und Informationslösungen des 1947 gegründeten Unternehmens. Ein Grund für dessen Aufstieg vom Kleinunternehmen zur Firmengruppe in führender Marktposition: Wiens formidabler Boden für Forschung und Entwicklung (F&E), den auch etwa Boehringer Ingelheim zu schätzen weiß. Das deutsche Pharmaunternehmen eröffnete hier kürzlich ein neues Kompetenzzentrum für Geflügelimpfungen.
Big Player wie eben Boehringer Ingelheim sowie Kapsch, Siemens oder die ÖBB investieren massiv in den Standort Wien. „Forschung und Entwicklung sind die Triebfedern unserer Stadt. Denn Forschung schafft Innovationen, und Innovationen schaffen Arbeitsplätze. Wien setzt deshalb gezielt Initiativen, damit der Standort auch weiterhin zu den Topregionen in Europa gehört“, erklärt Eva Czernohorszky, Leiterin Technologie Services der Wirtschaftsagentur Wien. Diese unterstützt F&E-Unternehmen mit Förderangeboten, mit Infrastruktur für junge „Life Science“-Unternehmen oder mit dem Technologiezentrum Seestadt, wo Entwicklung und Produktion Platz finden. Und das äußerst erfolgreich. Czernohorszky: „Die Anzahl der forschenden Unternehmen in Wien hat sich in 15 Jahren um 300 Prozent erhöht. An die 850 gibt es in der Stadt bereits, davon sind 773 kleine und mittlere Betriebe. Mit einer Forschungsquote von 3,6 Prozent liegt Wien im internationalen Vergleich unter anderem vor Berlin. Die Ausgaben für angewandte Forschung haben sich fast verdoppelt und betragen rund 1,2 Milliarden Euro. Mit dieser Dynamik können wir sehr zufrieden sein.“ Vor allem in der Biotechnologie, bei digitalen Innovationen für den Finanzsektor, in der Sicherheitsforschung sowie im Visual Computing werden derzeit viele Forschungsergebnisse zu marktfähigen Produkten. In der additiven Fertigung (3D-Druck) und neuerdings auch bei der Digitalisierung der Baubranche sei Wien laut der Leiterin derzeit „ein aufgehender Stern“.
Großzügiges Förderangebot
Zahlreiche internationale Firmen lockt auch das vielfältige und großzügige Förderangebot nach Wien. „Durch die Programme der Forschungsförderungsgesellschaft (FFG) und der Wirtschaftsagentur Wien standen 2020 in Summe an die 190 Millionen Euro für Wiener Forschungs- und Innovationsprojekte bereit“, erklärt Czernohorszky. Seit 2002 gibt es zudem mit der Forschungsprämie ein starkes Signal an innovative Unternehmen. „Jedes Unternehmen kann – unabhängig von seiner Größe, Branche oder Firmenstruktur – sowohl für eigenbetriebliche F&E als auch für Auftragsforschung die Forschungsprämie erhalten, es gibt keine Deckelung“, erläutert René Tritscher, Geschäftsführer der Austrian Business Agency (ABA). Die Forschungsprämie beträgt 14 Prozent der gesamten Forschungsaufwendungen.