Horváth-Umfrage: Baubranche erwartet für 2025 Erholung dank positiver Entwicklung im Tiefbau. Hochbau bleibt weiter auf niedrigem Niveau. Stimmung in Österreich pessimistischer als in Deutschland.
Die Baubranche blickt verhalten optimistisch in die Zukunft, insbesondere mit Blick auf das heurige Jahr. Während Projekte im Bereich Infrastruktur und Tiefbau eine positive Entwicklung zeigen, bleibt der Hochbau, vor allem im Büro- und Wohnbau, weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Das geht aus einer aktuellen Studie der Managementberatung Horváth hervor, bei der rund 50 Führungskräfte großer Bauunternehmen, darunter auch 15 aus Österreich, zu Branchenentwicklungen und Zukunftsaussichten befragt wurden.
Nach drei Jahren sinkender Umsätze erwarten die befragten Unternehmen im Jahr 2025 erstmals wieder ein leichtes Umsatzplus von durchschnittlich 3,8 Prozent. „Der Kostendruck hat sich entspannt, das ,Tal der Tränen‘ ist endlich durchschritten“, sagt Ralf Sauter, Studienleiter und Partner bei Horváth. Trotz dieser positiven Aussichten bleibt die Optimierung von Kosten- und Ertragsstrukturen das zentrale Managementthema der Branche.
Für heuer rechnen die Unternehmen im laufenden Jahr mit einem leichten Gewinnrückgang von 0,1 Prozent, wobei die Aussichten für österreichische Unternehmen mit einem Minus von 3,6 Prozent noch pessimistischer sind. Grund für die Negativentwicklung seien Marktunsicherheiten, die zu Zurückhaltung bei Investoren und privaten Bauherren geführt haben. Doch mit der Stabilisierung des Leitzinses und dem Ausbleiben weiterer Kostensteigerungen am Bau erholt sich der Markt allmählich. „Die Kosten im Griff zu behalten bleibt daher wichtig, gerade in Hinblick auf die anhaltend hohen Material- und Personalkosten“, so Horváth-Experte Stefan Bergsmann.
Ein weiteres großes Thema ist der Fachkräftemangel, den 53 Prozent der befragten Unternehmen als sehr großes Problem einstufen. Die steigenden Personalkosten dürften in der Folge auch die Baukosten weiter in die Höhe treiben, vor allem im Hauptbaugewerbe. Bergsmann sieht hier Potenzial für tiefgreifende strukturelle Veränderungen: „Reines personelles Cost-Cutting bringt die Firmen nicht weiter, für nachhaltige Verbesserungen müssen die Strukturen tiefergehend verschlankt und neu organisiert werden.“
Auch Nachhaltigkeit gewinnt in der Branche zunehmend an Bedeutung. Rund 47 Prozent der Unternehmen stufen nachhaltige Produkte und Kreislaufwirtschaft als sehr wichtig ein. In Österreich liegt dieser Wert sogar bei 60 Prozent. Die Umsetzung von ESG-Kriterien stellt die Branche jedoch vor Herausforderungen. „Die Firmen fangen jetzt erst an, auf Scope drei Ebene ihre Produktion nachhaltiger zu gestalten“, so Bergsmann. Schwierige Aspekte seien dabei die flächendeckende Entwicklung kreislauffähiger Bauprodukte und Lösungen zur Materialrückführbarkeit.
Ein weiteres Thema, das sich noch in der Anfangsphase befindet, ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) im Bauwesen. Sechs von zehn Unternehmen befinden sich hier noch im „Beginner“-Stadium. Bergsmann sieht das jedoch gelassen: „Das Bild entspricht dem im Maschinen- und Anlagenbau und ist nicht als kritisch zu bewerten.“ Wichtig sei, dass die digitale Transformation der Unternehmen eng mit organisatorischen Umstrukturierungen verzahnt werde.