Coore Market Beat: positive Einzelhandelsbilanz trotz konjunktureller Herausforderungen. Starke Zuwächse im Lebensmitteleinzelhandel, Möbelhandel von Konjunktur am stärksten betroffen.
Das verstärkte Tourismusaufkommen hatte positive Effekte auf den österreichischen Einzelhandel. Dieser konnte laut dem aktuellen MarketBeat des Retaildienstleisters Coore in Österreich im Jahr 2024 ein leichtes Wachstum verzeichnen. Der Umsatz stieg gegenüber 2023 nominell um 2,1 Prozent, real entspricht dies einem Plus von 0,5 Prozent. Dazu hatte vor allem der Tourismus wesentlichen Anteil, denn ohne diesen Faktor wäre die Einzelhandelsbilanz aufgrund der getrübten Konjunkturlage in Österreich wohl deutlich schwächer ausgefallen. Allein in Wien wurden 18,9 Millionen Nächtigungen verzeichnet – ein Anstieg von über 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr und ein neuer Höchststand. Es wird erwartet, dass diese Zahl 2025 erneut übertroffen wird.
Österreich, insbesondere Wien, profitiert stark vom Tourismus und hat sich als bedeutende Einkaufsstadt etabliert. Im Vergleich zu Bratislava, Budapest oder Prag bleibt Wien ein wichtiger Anziehungspunkt. Trotz Herausforderungen wie gestiegenen Energie- und Personalkosten zeigt sich eine stabile Nachfrage, insbesondere im Luxus- und Discounter-Segment. Im Luxussegment hat sich diese Entwicklung vor allem bei den Wiener Einzelhandelslagen sichtbar gemacht. So übernahm etwa Yves Saint Laurent die Räumlichkeiten von Salamander, Loewe ersetzte Michael Kors, dessen Geschäft nun als Pop-up-Store von 3SI genutzt wird.
Trotz des leichten Wachstums im österreichischen Einzelhandel gab es Sparten, die stärker zu kämpfen hatten. Der Lebensmittelhandel verzeichnete mit 4,3 Prozent die höchsten Zuwächse, was inflationsbereinigt einem Anstieg von 1,4 Prozent entspricht. Andere Sektoren waren hingegen rückläufig: Der Buch- und Zeitschriftenhandel sank um 11,5 Prozent, während der Möbelhandel mit einem Minus von 9,5 Prozent stark unter Druck geriet. Der Rückgang im Möbelhandel ist unter anderem auf strengere Finanzierungsrichtlinien für Wohnraum zurückzuführen.
Als wachsendes Marktsegment identifizierte Coore den Vintage-Handel. Besonders die Generation Z treibt diesen Trend, da Nachhaltigkeit und Klimaschutz eine zunehmend größere Rolle spielen. Zudem wird das Kaufverhalten der „Silver Ager“ zunehmend relevant. Die Gruppe der über 50-Jährigen wächst kontinuierlich, während Marken oft zu langsam auf ihre Bedürfnisse reagieren. Vor allem im Outdoor- und Sportbekleidungsbereich könnten sich neue Konzepte durchsetzen.
Was die erzielbaren Mieten pro in den wichtigsten Einkaufsstraßen betrifft, deutet sich nunmehr eine Seitwärtsbewegung an. In der Kärntner Straße werden zwischen 185 und 480 Euro pro Quadratmeter aufgerufen, am Graben zwischen 270 und 600 Euro, für den Kohlmarkt sind zwischen 400 und 650 Euro pro Quadratmeter fällig, im Goldenen Quartier liege man zwischen 70 und 300 Euro, wobei die Seitengassen von 55 bis 190 Euro rangieren.
Die Mariahilfer Straße bleibt durch Bauprojekte wie die U-Bahn-Station und das vormalige Lamarr-Einkaufszentrum geprägt, das im Zuge der Signa-Pleite von der Stumpf Gruppe übernommen wurde. Es bleibe abzuwarten, wie sich diese Entwicklungen auf die Geschäftsstruktur auswirken werden. Die Mieten liegen in der Mariahilfer Straße zwischen 50 und 160 Euro, in der Neubaugasse zwischen 40 und 95 Euro, in den Nebenlagen zwischen 30 und 80 Euro.