EHL Gewerbeimmobilien: Filialnetze werden verkleinert, neue Konzepte scharren in den Startlöchern. Zukunft von Signas Lamarr beeinflusst auch Mariahilfer Straße.
Einzelhandelsimmobilienmarkt steht im ersten Halbjahr 2024 vor herausfordernden Zeiten, prognostiziert Mario Schwaiger, Einzelhandelsspezialist bei der EHL Gewerbeimmobilien GmbH. Verstärkte Flächenrückgaben infolge von Geschäftsaufgaben und Filialverkleinerungen werden erwartet, da der Einzelhandel mit real rückläufigen Umsätzen und hohem Kostendruck konfrontiert ist. Insbesondere schwächere Standorte könnten von Schließungen betroffen sein.
Trotz dieser Herausforderungen werden keine großflächige negative Auswirkungen auf den Markt erwartet. Frequenzstarke Einkaufsstraßen, Einkaufs- und Fachmarktzentren bleiben weiterhin gefragt, und an Top-Standorten gibt es eher Wartelisten als leerstehende Lokale. Der langfristige Trend zur Reduktion der Gesamtverkaufsfläche in Österreich setzt sich fort, und der Bestand wird voraussichtlich weiter schrumpfen. Neue Einzelhandelsflächen sind kaum in Sicht, wodurch die Leerstandsrate stabil bleibt. Für die zweite Jahreshälfte 2024 und die erste Jahreshälfte 2025 wird eine spürbare Erholung erwartet, da die Prognosen für den Einzelhandel wieder positiver sind und internationale Retailer ihre Präsenz in Österreich ausbauen wollen.
Positiv sei auch das steigende Interesse aus anderen Branchen an Einzelhandelsflächen. Fitnessstudios, Ordinationen, medizinische Labors und Dienstleister suchen vermehrt nach gut sichtbaren Erdgeschossflächen als Alternative zu klassischen Büros. Zudem wird die Nachfrage nach Flächen für Kurzzeitvermietungen (Airbnb) in zentralen Lagen immer häufiger. Die Vermarktung freiwerdender Flächen werde 2024 durch Umnutzungen eine wesentliche Rolle spielen. Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter der EHL Immobilien Gruppe, betont die Flexibilität und Kreativität von Mietern und Investoren, die Bestandsflächen mit neuen Nutzungskonzepten fit für die Zukunft machen.
Indessen ist die Zukunft des Warenhauses „Lamarr“ der insolventen Signa an der Wiener Mariahilfer Straße ungewiss. Laut EHL werde die Zukunft desselben eine Schlüsselrolle für die MaHü spielen, die als Österreichs wichtigste Einkaufsstraße gilt. Trotz geänderter Umstände und neuer Eigentümer hofft man, dass die ursprünglichen Planungen unter Berücksichtigung neuer Rahmenbedingungen weitgehend realisiert werden können. „Das hochklassige Konzept hat die Erwartung geweckt, dass hier eine neue Luxuslage entsteht und den benachbarten Abschnitten der Mariahilfer Straße starke Impulse gegeben“, erklärt Mario Schwaiger. „Positiv ist, dass der Bau weit fortgeschritten und ein Großteil der Flächen bereits vorvermietet ist, sodass gute Aussichten bestehen, dass die ursprünglichen Planungen auch unter den geänderten Umständen und von neuen Eigentümern im Wesentlichen umgesetzt werden können.“