Seien es Photovoltaik-, Windenergie- oder Biomasseanlagen – die Energiewende ist nicht mehr nur ein Lippenbekenntnis, sondern bereits gelebte Realität. Die Lage in der Ukraine sorgt zusätzlich für ein breites Umdenken und eine Neupositionierung.
Das Burgenland will die Verfahren für den Ausbau von Wind- und Photovoltaikanlagen beschleunigen, um das Ziel, bis 2030 klimaneutral und energieunabhängig zu werden, zu erreichen, kündigte Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) im März 2022 an. Entfallen sollen Umwidmungen durch die Gemeinden für Anlagen von überregionaler Bedeutung. Die Flächen werden durch eine Verordnung der Landesregierung bewilligt. Damit will das Bundesland energieautark werden. Das Burgenland hat einen Energiebedarf von 14 TWh pro Jahr, 50 Prozent davon werden durch erneuerbare Energien aus dem Burgenland gedeckt, die andere Hälfte jedoch durch Gas, Öl und Atomstrom aus dem Ausland. Energieunabhängigkeit bedeute daher sieben TWh erneuerbare Energieerzeugung bis 2030. Neben der Energieeinsparung führe der Ausbau von erneuerbaren Energien zur Unabhängigkeit von den fossilen Energieträgern.
Enormes Potenzial
Im aktuellen Jahr würden 112 Windkraftanlagen mit mehr als 445 Megawatt Leistung ans Netz gehen, freut sich Martin Jaksch-Fliegenschnee von der AG Windkraft, was ein absoluter Rekord sei. Ein Großteil davon wird in Niederösterreich und dem Burgenland stehen. Ab Mitte 2022 sollen dank des Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzes (EAG) auch wieder Förderungen von Windkraftanlagen möglich sein. „Dieses wird auch zu einem weiteren Aufschwung der Windenergie führen“, ist der Sprecher der Interessengemeinschaft überzeugt, der auch hofft, dass die steigenden Strompreise das Umdenken in der Politik zusätzlich befeuern werden. Am Potenzial und an der Zustimmung der Bevölkerung scheitere es in Österreich nicht: Denn erneuerbare Energien seien im Überfluss vorhanden. Jedoch mangle es nach wie vor an den rechtlichen Rahmenbedingungen in den Bundesländern für Windkraft-, Photovoltaik- oder Biomasseanlagen, sagt Jaksch-Fliegenschnee. „Allein mit einer einzigen Anlage können rund 3.700 Haushalte versorgt werden.“ Bis eine Windkraftanlage steht und Strom liefert, vergeht rund ein Jahr.
Alle drei Minuten
Einen großen Aufholbedarf hat die Photovoltaik (PV): Insgesamt elf der 27 Terrawattstunden (TWh) müssen zugebaut werden. „Der PV-Ausbau hat sich in den vergangenen zwei Jahren sehr schön entwickelt“, heißt es vom Bundesverband Photovoltaik Austria (PV Austria). Jährliche Steigerungen von jeweils rund 30 Prozent wurden erreicht. Aktuell wird in Österreich etwa alle zehn Minuten eine PV-Anlage installiert. Um in den nächsten neun Jahren die Stromproduktion aus PV-Anlagen aber um elf TWh erhöhen zu können, brauche es wesentlich mehr Tempo und eine Steigerung auf eine PV-Anlage alle drei Minuten.
Mehr als 21 Leuchttürme
In allen österreichischen Städten und Gemeinden gewinnt der Klimaschutz an Bedeutung. „Sie haben nicht nur die dringende Notwendigkeit der Senkung von Treibhausgasemissionen, sondern auch die Chancen, die innovative Klimaschutzprojekte bieten, erkannt“, heißt es vonseiten des Österreichischen Städtebunds, der 21 vorbildliche Leuchtturmprojekte aufzeigt, die eine Signalwirkung für andere Städte und Gemeinden haben sollen. Das Spektrum ist breit und reicht etwa von der Energiebereitstellung und dem -verbrauch über kommunale Gebäude, die Straßenbeleuchtung, die Raumplanung, die Mobilität hin zur ökologischen Beschaffung. Für den Städtebund ergeben sich durch die Verbesserung der Umwelt- und Lebensqualität sowie den Impuls für die Förderung von Innovationen und Zukunftstechnologien enorme Chancen für die lokale Wirtschaft und die Profilierung von Städten und Gemeinden im internationalen Wettbewerb.
Viel Holz vor der Türe
Biomasse hat sich mit einem Anteil von 53 Prozent zum wichtigsten erneuerbaren Energieträger in Österreich entwickelt. Mehr als 661.000 Haushalte in Österreich nutzen bereits Holzheizkessel oder Holzöfen als Hauptheizsystem. Jedoch nur 6,4 Prozent des Stromaufkommens in Österreich stammen aus der Verbrennung organischer Stoffe. Bis 2030 soll die Stromerzeugung aus Biomasse um eine Terawattstunde gesteigert werden, so der Österreichische Biomasseverband, der angesichts der Energiekrise und des Krieges in der Ukraine einmal mehr die Vorteile der Holzenergie hervorhebt. Für dessen Präsident Franz Titschenbacher wachse „die Lösung des Problems vor der Tür“, daher ruft dieser zur Nutzung der heimischen Wälder auf: „Mit der Holzenergie haben wir die Möglichkeit, in allen Bereichen der Energienutzung noch einige Scheite nachzulegen.“