Andreas Matthä, Vorstandsvorsitzender der ÖBB-Holding, über den Ausbau des Regionalverkehrs und alternative Antriebe.
Knapp drei Milliarden Euro jährlich werden die ÖBB in den kommenden sechs Jahren im Auftrag der Bundesregierung in eine moderne und leistungsfähige Bahn-Infrastruktur investieren. In welche Projekte soll das Geld fließen?
Der neue Rahmenplan ist ein großartiges Bekenntnis der Bundesregierung zur Bahn – und zum Klimaschutz. Mit 17,5 Milliarden Euro investieren wir in den nächsten sechs Jahren die höchste Summe, die wir je für den Infrastrukturausbau zur Verfügung hatten. Ein großer Teil der Investitionen, drei Milliarden Euro, fließt in komplett neue Projekte bis inklusive 2026.
Bei diesen Investitionen setzen wir etwa auf den Ausbau des Nahverkehrs in Ballungsräumen sowie von Infrastrukturanlagen, auf die Attraktivierung der Regionalbahnen, auf ein ehrgeiziges Elektrifizierungsprogramm sowie auf die Digitalisierung und Effizienzsteigerung. Nach Abschluss dieses Rahmenplans und der Fertigstellung der Großprojekte Koralm, Semmering und Brenner wird am Ende dieses Jahrzehnts eine Bahn stehen, die umweltfreundliche, bequeme und günstige Mobilität völlig neu definiert.
Den ÖBB ist Klimaschutz ein wichtiges Anliegen. Was sind die neuesten Maßnahmen?
Die ÖBB sind heute schon das größte Klimaschutzunternehmen Österreichs. Das soll so bleiben. Dafür haben wir eine ambitionierte Klimaschutzstrategie. Ein zentraler Hebel dabei ist die Verkehrsverlagerung von der Straße auf die Schiene – auch im Güterverkehr. Der Ausbau zahlreicher Regionalbahnen wird ein attraktives Angebot für Pendler darstellen. Und das nicht nur in den Ballungsräumen und rund um diese, sondern auch in den ländlicheren Regionen. In Kombination mit dem von der Regierung geplanten 1-2-3-Ticket werden wir so die Mobilitätswende beschleunigen.
Welche Vorteile bietet die Rollende Landstraße (ROLA)?
Neben der Umwelt profitieren vor allem Unternehmen und Lkw-Fahrer von der ROLA. So sind Lkw auf der ROLA von manchen Beschränkungen, wie beispielsweise dem maximal zulässigen Gesamtgewicht, ausgenommen, der Treibstoffverbrauch sowie Betriebskilometer reduzieren sich und diverse Mautgebühren werden eingespart. Auch die zeitlichen Vorteile liegen auf der Hand: Vermeidung von Stauwartezeiten und Entfall von etwaigen Fahrverboten. Darüber hinaus leistet die ROLA durch die geringere Lärmbelastung und Reduktion des CO2-Ausstoßes einen wesentlichen Beitrag zum Klimaschutz. Eine ROLA -Fahrt von Wörgl zum Brennersee spart allein im Vergleich zu einer Lkw-Fahrt rund 129 Kilo CO2 ein.
Die ÖBB testeten 2020 zum ersten Mal einen Wasserstoffzug im Fahrgastbetrieb auf Strecken im Raum Wiener Neustadt. Was ist Ihr Resümee?
Wir sind mit dem Ablauf des Testbetriebs sehr zufrieden. Trotz der Länge und anspruchsvollen Topografie absolvierte der Wasserstoffzug diese Strecken souverän. Die gesammelten Daten werden nun im Detail ausgewertet. Die Erkenntnisse daraus dienen als Handlungsempfehlungen für einen möglichen zukünftigen Einsatz von Wasserstoffzügen bei den ÖBB.