Nachhaltige Wohnprojekte stehen derzeit hoch im Kurs. Dank innovativer Lösungen werden sie mittlerweile auch zu leistbaren Mietpreisen angeboten.
Der Gebäudesektor ist aktuell für ein Drittel des Energieverbrauchs und etwa zehn Prozent der Kohlendioxid-Emissionen verantwortlich. Er spielt also eine zentrale Rolle, wenn es darum geht, Österreich bis 2040 klimaneutral zu machen. Sowohl im Neubau, wo die Weichen auf „Dekarbonisierung“ stehen, als auch in der Sanierung.
Unabhängige nachhaltige Gebäudestandards wie der klimaaktiv-Gebäudestandard des Bundesministeriums für Klimaschutz liefern Qualitätsmaßstäbe für Bauträger, Investoren und Planende. Erfolgreich, wie man sieht: Laut neuestem Gebäudereport stieg 2020 die Zahl der klimaaktiv-Gebäude um 20 Prozent. Noch beeindruckender ist der Zuwachs von 39 Prozent bezogen auf die Gebäudefläche. Plus: Immer mehr Bauvorhaben zeigen, dass Ökologie längst nicht ein Thema für die Luxus-Schublade ist, sondern Nachhaltigkeit und Leistbarkeit immer mehr Hand in Hand gehen (müssen). Wir stellen einige dieser Projekte vor.
Niedrige Kosten „trotz“ moderner Technik
In der Seestadt Aspern in Wien entsteht beispielsweise mit dem Projekt „H6“ im Quartier „Am Seebogen“ ein neues Wohnviertel mit Gewerbeflächen und begrünten Freiflächen. Auf Bauplatz 2 errichtet die ARE Austrian Real Estate nach den Plänen von HNP architects ein Wohngebäude mit 71 leistbaren Mietwohnungen zwischen 33 und 91 Quadratmetern. Für wohlige Wärme im Winter und angenehm temperierte vier Wände im Sommer sorgen Erdwärmesonden und ein Luftwärmetauscher, betrieben von „beyond carbon energy“. Auch ein Teil des Stroms wird nachhaltig über eine PV-Anlage auf dem begrünten Dach gewonnen. „Wir wollen das gesamte Baufeld mit den lokal verfügbaren erneuerbaren Energiequellen versorgen. Das bedeutet, dass mit einer natürlich vorhandenen Energiequelle geheizt und im Sommer gekühlt werden kann. Besonders erfreulich ist, dass die Heizkosten nicht über den Kosten anderer Anbieter liegen und auch nur geringe Kosten fürs Kühlen anfallen“, so Michaela Koban, Leiterin der ARE-Projektentwicklung. Läuft alles nach Plan, können die Wohnungen im Herbst 2022 bezogen werden.
Bis September 2022 rechnet man auch mit der Fertigstellung des modernen Mehrgenerationenwohnhauses in der Lanzendorfer Straße 20 in Achau bei Wien. Im Auftrag der Unternehmensgruppe Unger realisiert die BauConsult Group ein nachhaltiges und leistbares Projekt mit 58 barrierefreien Mietwohnungen. Die Energieversorgung erfolgt primär durch zwei Luft/Wasser-Wärmepumpen mit einer Leistung von je 50 Kilowatt und einer 44-kWp-PV-Anlage am Dach. Im Vergleich zu einer Energieversorgung rein durch Erdgas können mit dem Einsatz der Wärmepumpen rund 62 Tonnen CO₂ pro Jahr eingespart werden. Die durchschnittliche monatliche Nettomiete pro Quadratmeter wird zwischen 8,75 und 10,25 Euro liegen (zuzüglich Betriebskosten und Umsatzsteuer), wobei sich die Ersparnisse durch die Nutzung umweltfreundlicher Energiequellen, aber auch durch Reduktion des individuellen Energieverbrauchs – insbesondere beim Mobilitätsverhalten bzw. durch die gemeinschaftliche Verwendung ökologisch nachhaltiger Elektrofahrzeuge – erzielen lassen.
Von Carsharing bis Urban Gardening
Mieten unter zehn Euro pro Quadratmeter werden auch bei dem nachhaltigen Projekt „Wohnen am Park“ in Graz geboten. Auf den Reininghausgründen errichtet die GRAWE IMMO AG bereits bis Ende dieses Jahres 318 erschwingliche Mietwohnungen, die ebenfalls mit ökologischen Aspekten punkten. Erneuerbare Energieträger (290-kW-Peak-Anlage am Dach und Raumheizung mit Fernwärme als Industriewärme), eine Carsharing-Plattform, kostenlose Fahrradservice-Tage für die Bewohner, Wiesenanlagen und begrünte Flachdächer sind nur einige der erwähnenswerten „grünen“ Details. Die Vermarktung der Wohneinheiten läuft über Engel & Völkers Graz. Ein anderes nachhaltiges Vorzeigeprojekt ist das BUWOG-Projekt „Kennedy Garden“, das bis Ende 2022 mehr als 500 Eigentums- und Mietwohnungen nach Wien-Penzing bringt und mit ökologischer Bauweise und Urban Gardening punktet. Die energieeffiziente Wärmeerzeugung des durchgrünten Quartiers erfolgt mittels einer Brennwert-Gaskesselanlage und zwei Wärmepumpen, die als Sole-Anlage ausgeführt werden und zusätzlich von PV-Paneelen betrieben werden. Die Gesamtlänge der insgesamt 63 Tiefenbohrungen für die genutzte Erdwärme beträgt fast acht Kilometer. Das „Kennedy Garden“-Konzept wurde bereits mit dem „Greenpass“-Zertifikat in Silber ausgezeichnet. Ziel ist nun die Prämierung mit dem klimaaktiv-Zertifikat.