Geldpolitik abermals gelockert. Jedoch: Die Binneninflation ist weiterhin hoch. Ab 5. Februar liegt der Leitzins bei 2,75 Prozent.
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hat am 30. Januar 2025 beschlossen, die drei Leitzinssätze abermals jeweils 25 Basispunkte zu senken, ab 5. Februar wird damit der Zinssatz für die Einlagefazilität wird auf 2,75 Prozent, der für Hauptrefinanzierungsgeschäfte auf 2,90 Prozent und der für die Spitzenrefinanzierungsfazilität auf 3,15 Prozent gesenkt. EZB-Präsidentin Christine Lagarde begründete die Entscheidung mit einer aktualisierten Bewertung der Inflationsaussichten und der Stärke der geldpolitischen Transmission: „Der Disinflationsprozess ist gut auf Kurs. Die Inflation entwickelt sich weiterhin im Einklang mit unseren Projektionen und dürfte im laufenden Jahr den mittelfristigen Zielwert von zwei Prozent erreichen.“
Die EZB sieht Anzeichen einer nachhaltigen Preisstabilität. „Die meisten Messgrößen der zugrunde liegenden Inflation deuten darauf hin, dass sich die Inflation stabil im Bereich unseres Zielwerts einpendeln wird“, so Lagarde. Allerdings bleibe die Binneninflation hoch, da Löhne und Preise in bestimmten Sektoren weiterhin mit Verzögerung auf frühere Inflationsanstiege reagieren. Dennoch gebe es laut Lagarde Anzeichen für eine Abschwächung des Lohnwachstums, während Unternehmensgewinne einen Teil der Inflationseffekte absorbieren.
Durch die Zinssenkung werde die Kreditaufnahme für Unternehmen und private Haushalte jedenfalls günstiger. Gleichzeitig betonte Lagarde, dass die Finanzierungsbedingungen weiterhin restriktiv bleiben: „Unsere Geldpolitik bleibt vorsichtig ausgerichtet, und frühere Zinserhöhungen wirken weiterhin auf den Kreditbestand ein.“ Während die Wirtschaft weiterhin mit Gegenwind kämpft, erwartet die EZB, dass steigende Realeinkommen und die allmählich nachlassenden Auswirkungen der restriktiven Geldpolitik mittelfristig zu einer Belebung der Nachfrage führen.
Dennoch fährt die EZB auf Sicht, da die wirtschaftliche Entwicklung im Euroraum gedämpft bleibt. Laut Lagarde stagnierte die Wirtschaft im vierten Quartal 2024, und das Wachstum bleibe vorerst verhalten. „Die Produktion im verarbeitenden Gewerbe schrumpft weiterhin, während der Dienstleistungssektor leicht wächst. Zudem bleibt das Verbrauchervertrauen fragil“, führte sie aus. Die EZB werde daher ihre geldpolitische Strategie weiterhin datenabhängig und von Sitzung zu Sitzung anpassen. „Wir legen uns nicht im Voraus auf einen bestimmten Zinspfad fest“, so Lagarde.
Positiv sei jedoch, dass die Arbeitslosenquote mit 6,3 Prozent niedrig bleibe und steigende Realeinkommen langfristig zu einer Erholung der Konsumnachfrage führen könnten. Hinsichtlich der Inflationsrisiken verwies die EZB auf mögliche Unsicherheitsfaktoren wie geopolitische Spannungen, Handelskonflikte oder steigende Energiepreise. „Sollten sich globale Unsicherheiten verstärken, könnte dies die Inflation und das Wirtschaftswachstum im Euroraum weiter beeinflussen“, so Lagarde.