Die Arbeitswelt im Wandel

Visualisierung Innenraum Breakout - Foto:© LMNT

Das Büro wird auch in Zukunft eine Daseinsberechtigung haben. Neue Konzepte werden allerdings unsere Arbeitswelt nachhaltig verändern.

Der Wiener Büromarkt hat den markanten Konjunkturabschwung infolge der Corona-Pandemie 2020 überraschend gut verdaut. Mit rund 210.000 Quadratmetern vermieteter Fläche lag er im Jahr 2020 nur rund sieben Prozent unter dem Niveau des Jahres 2019. Der Wiener Büromarkt ist damit einer der stabilsten Büromärkte in Europa, im Durchschnitt ist die Nachfrage in Europa nämlich um mehr als 40 Prozent zurückgegangen. Die Leerstandsrate ist sogar weiter gefallen und liegt aktuell bei nur 4,6 Prozent.

Ausgehend von dieser soliden Basis ist also auch für 2021 keine Büromarktkrise in Sicht: Da heuer nur wenige Neuflächen (ca. 105.000 Quadratmeter) auf den Markt gebracht werden und diese bereits hohe Vorverwertungsgrade aufweisen, wird der Leerstand weiter sehr niedrig bleiben. „Moderne Büroflächen in gut etablierten Businessclustern werden in Wien auch in Zukunft gut nachgefragt werden“, ist Stefan Wernhart, Geschäftsführer der EHL Gewerbeimmobilien GmbH, überzeugt. „Der Markt ist sehr stabil, und daher wird die aktuelle Wirtschaftsflaute zu keiner deutlichen Abschwächung führen.“

Büro der Zukunft
Dennoch rechnet Wernhart nicht mit einem Zurück in die Vor-Corona-Zeit: „Die Pandemie hat einen tiefgreifenden Wandel der Arbeitswelt in Gang gesetzt. In Zukunft werden zwar nicht weniger, aber vielfach ganz andere Bürokonzepte benötigt werden. Diese neuen Anforderungen werden vor allem ältere Bestandsobjekte oft nicht erfüllen können. Schon deswegen werden in den kommenden Jahren zahlreiche Unternehmen einen Standortwechsel vornehmen.

Im Büro der Zukunft müssen nicht mehr möglichst viele Arbeitsplätze auf möglichst kleiner Fläche Platz finden, sondern es geht darum, einen Ort der Begegnung und der Zusammenarbeit zu schaffen, der attraktiv genug ist, dass Mitarbeiter die physische Anwesenheit im Büro nicht als Verpflichtung, sondern als positives Erlebnis ihrer Arbeitswelt empfinden. Darüber hinaus führen Sicherheits- und Hygieneanforderungen bereits jetzt dazu, dass die benötigte Bürofläche pro anwesendem Mitarbeiter teilweise wächst.

„Office Trends 2021“
Auch die Workplace-Experten von CBRE haben sich in den vergangenen Monaten intensiv mit den verschiedenen Nutzungsarten sowie der Gestaltung von Büros auseinandergesetzt. Sie haben zahlreiche Umfragen und Studien durchgeführt und auf Basis dieser Informationen die „Office Trends 2021“ herausgearbeitet. „Das Büro wird bleiben, wird aber neu definiert“, fasst Julian Schramek, Head of Building Consultancy bei CBRE, die Zukunft des Büros zusammen.

QBC1&2 – Foto:© ZOOM VP

Die wichtigsten CBRE-Office-Trends:

• Das Büro wird zur Drehscheibe für Teamarbeit, wo Ideen ausgetauscht werden, kommuniziert und an innovativen Konzepten gearbeitet wird. Ein Beispiel: Rund 78 Prozent der Anwaltskanzleien in Europa, die im September 2020 an einer CBRE-Umfrage teilnahmen, gaben an, den Platz für Zusammenarbeit in ihren Offices erweitern zu wollen.

• Hybrid ist das neue Normal in der Arbeitswelt. In Zukunft wird sowohl im Office als auch im Homeoffice gearbeitet. Eine CBRE-Umfrage in UK zeigt, dass Arbeitnehmer mindestens zwei bis drei Tage pro Woche im Büro arbeiten wollen.

• Die Ansprüche an Bürogebäude seitens der Mieter und deren Mitarbeitern verändern sich und machen Investitionen notwendig. Innovative Haustechnik ist zunehmend für das Wohlbefinden entscheidend. „Technologische Investitionen in Gebäude sind von einem ‚nice to have‘ zu einem ‚must have‘ geworden“, weiß Schramek.

• Die Quadratmeterzahl pro Mitarbeiter wird sich in den kommenden Jahren erhöhen, das heißt, dass Unternehmen mehr Fläche für weniger Mitarbeiter mieten und diese großzügiger und weniger dicht gestalten werden als bisher.

 • Das Büro wird noch mehr zum Ort der Identifikation. Dies wird von der Notwendigkeit angetrieben, die spezifische Kultur jeder Organisation am Leben zu erhalten, sie an neue Mitarbeiter weiterzugeben und sie weiterentwickeln zu können.

• Immer öfter werden Arbeitsplätze nicht mehr einem bestimmten Mitarbeiter zugeteilt, sondern können nach Bedarf und Verfügbarkeit täglich neu vergeben bzw. gebucht werden. Solche Free-Address-Formate erlauben größtmögliche Flexibilität und die bestmögliche Nutzung der vorhandenen Arbeitsplätze durch eine täglich schwankende Anzahl von Mitarbeitern im Büro.

„Wir empfehlen Unternehmen, die ihren langfristigen zukünftigen Raumbedarf ermitteln wollen, eine genaue Analyse, was im Sinne des Unternehmens ist und was sich die Mitarbeiter wünschen, um danach die Büros der Zukunft maßgeschneidert zu konzipieren“, so Julian Schramek.

Die mobile Version verlassen