Vier Sofortmaßnahmen sollen den österreichischen Immobilienmarkt stabilisieren und die Betriebe absichern. Diese seien notwendig, damit die Situation für 12.000 Betriebe und 26.000 Beschäftigte nicht kippt.
Mit dem heutigen Dienstag beginnen die Koalitionsverhandlungen einer möglichen Dreierregierung in Österreich. Anlässlich der aktuellen Krise im Wohnbau präsentierte der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder vor Journalisten einen vier Punkte umfassenden Maßnahmenkatalog, um private Immobilienwirtschaft vor drohenden Einbrüchen zu bewahren und den Wohnungsmarkt zu stabilisieren. Dieser drohe laut Fachverband zu kippen, was die gesamte österreichische Wirtschaft betreffen würde. „Wenn jetzt nicht rasch die richtigen Maßnahmen gesetzt werden, stehen viele Unternehmen und deren Mitarbeitervor dem Aus“, warnte Gollenz.
„Die gewerbliche Immobilienwirtschaft in Österreich ist für rund zwei Drittel aller Neubauten und Bestandsanierungen verantwortlich und bewirtschaftet den gesamten gewerblichen und privaten Wohnungsmarkt“, sagt Gerald Gollenz, Obmann des Fachverbands der Immobilien- und Vermögenstreuhänder. Dabei sei besonders der Rückgang der Bautätigkeit, der laut Prognosen bis 2025 um 40 Prozent einbrechen könnte: „Unsere Mitgliedsbetriebe, fast ausschließlich kleine und mittelständische Familienunternehmen, schaffen in ländlichen Regionen sichere Arbeitsplätze. Doch der Rückgang beim Neubau wird massive Auswirkungen auf den gesamten Markt und die Wirtschaft haben“, warnte Gollenz.
Johannes Wild, Obmann der Fachgruppe Immobilien in der Wirtschaftskammer Niederösterreich: „In Niederösterreich wird es 2025 erstmals mehr Haushaltsgründungen geben als neu errichtete Wohneinheiten. Das darf nicht passieren, die Situation droht zu kippen.“ Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Wien, betonte: „Die Zahl der Markthemmnisse ist groß – von unnötigen Normen und hohen Baukosten bis hin zu regulatorischen Einschränkungen wie der KIM-Verordnung. Viele Maßnahmen könnten jedoch relativ schnell umgesetzt werden, um das Schlimmste abzuwenden.“
Mit dem Maßnahmenkatalog will der Fachverband nun vier zentrale Forderungen an die zu bildende Regierung richten. Subsumiert unter Schutz durch leistbarem Wohnraum will man unter anderem eine Beschleunigung von Baugenehmigungsverfahren, eine Baukostensenkung durch Deregulierung sowie eine Nachverdichtung im Bestand erwirkt werden, um den Wohnungsbau zu stabilisieren. Ebenso soll ein Sanierungsturbo gezündet werden, der unter anderem steuerliche Anreize für Sanierungen, die Begünstigung von Ausbauten und die Beseitigung rechtlicher Hemmnisse vorsieht.
Ebenso soll die Rechtssicherheit gestärkt werden, darunter gehört vor allem die Aufhebung der KIM-Verordnung. Fachverbandsobmann Gerald Gollenz kündigte in dem Zusammenhang ein Treffen mit dem Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) an, um die Bedenken zu den strengen Kreditvergaben darzulegen. Gollenz: „Mitte des kommenden Jahres läuft die bisherige KIM-Verordnung aus, wenn es verlängert werden soll, bräuchte es ein neues Prozedere mit Gutachten, das von der Oesterreichischen Nationalbank und dem Finanzminister abgesegnet werden müsste. Ich sehe eine gewisse Chance, dass die Kreditbedingungen für den Endverbraucher zumindest aufgeweicht werden können.“ Ebenso ist das mittlerweile zu komplexe MRG ein Thema, das dringend angegangen werden müsste, so Wild, der vor allem eine Lücke bei der Wertsicherungsklausel sieht: „Würde diese wegfallen, dann müssten Wohnimmobilien abgewertet werden, womit auch Banken wieder ein Problem bekommen würden.“
Unter dem Punkt „Schutz durch Entgeltfairness“ fordert der Fachverband der Immobilien- und Vermögenstreuhänder ein Ende des Bestellerprinzips für Makler. Pisecky: „Ein Makler gibt Sicherheit und Transparenz gleichermaßen für den Mieter wie auch für den Abgeber. Der Gesetzgeber sieht nicht, was wir tun, wenn Makler etwa eine Türe zur Besichtigung aufsperren, sei er schon mit 50 bis 60 Prozent in Vorleistung hinsichtlich Aufbereitung gegangen.“
Der Fachverband unterstreicht die Bedeutung der gewerblichen Immobilienwirtschaft, die mehr als 50 % der Österreicherin von ihr errichteten Wohnungen beherbergt. „Der Stellenwert der Branche ist unbestritten“, so Gollenz. Gleichzeitig fordert er eine Gleichstellung von gemeinnützigem, gewerblichem und regionalem Wohnbau – allerdings mit klaren Abgrenzungen in der staatlichen Förderung. „Steuergeld, wie es im gemeinnützigen Sektor fließt, brauchen wir nicht. Aber wir erwarten Rahmenbedingungen, die faire Wettbewerbsbedingungen schaffen.“