Dritte Zinssenkung seit Juni. Ab dem 23. Oktober 2024 gelten für die Einlagefazilität 3,25 Prozent, für Hauptrefinanzierungsgeschäfte 3,40 Prozent und für die Spitzenrefinanzierungsfazilität 3,65 Prozent.
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat heute beschlossen, die Leitzinsen um jeweils 25 Basispunkte zu senken. Dies ist bereits die dritte Zinssenkung seit Juni 2024. Die Entscheidung betrifft auch den Zinssatz für die Einlagefazilität, mit dem die EZB ihren geldpolitischen Kurs steuert. Die Entscheidung spiegelt die aktualisierte Einschätzung der Inflationsentwicklung wider, da die aktuellen Daten darauf hindeuten, dass der Disinflationsprozess gut voranschreitet und die Konjunkturdaten schwächer als erwartet ausgefallen sind.
Ab dem 23. Oktober 2024 gelten für die Einlagefazilität 3,25 Prozent, für Hauptrefinanzierungsgeschäfte 3,40 Prozent und für die Spitzenrefinanzierungsfazilität 3,65 Prozent. Darüber hinaus werde das Ankaufprogramm für Vermögenswerte (APP) weiterhin in einem vorhersehbaren Tempo reduziert, während das Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) monatlich um 7,5 Milliarden Euro zurückgefahren wird. Bis zum Jahresende 2024 plant die EZB, die Wiederanlage fälliger PEPP-Wertpapiere einzustellen. Die EZB betonte, dass die Geldpolitik weiterhin restriktiv bleiben werde, um die Inflation auf das mittelfristige Ziel von 2 Prozent zu senken. „Der EZB-Rat legt sich nicht auf einen bestimmten Zinspfad fest und wird von Sitzung zu Sitzung auf Grundlage aktueller Daten entscheiden“, heißt es in der Erklärung der Währungshüter.
„Die Inflation dürfte in den kommenden Monaten wieder anziehen, bevor sie im nächsten Jahr auf unser Ziel von 2 Prozent zurückgeht“, erklärte der EZB-Rat. Während die Binneninflation weiterhin hoch bleibt, insbesondere durch steigende Löhne, wird erwartet, dass sich der Arbeitskostendruck allmählich abschwächt. Die Unternehmensgewinne könnten die Auswirkungen auf die Inflation dabei teilweise abfedern. Trotz der Anpassungen bekräftigte die EZB ihre Bereitschaft, ihre Instrumente flexibel zu nutzen, um auf pandemiebedingte Risiken und andere Herausforderungen für die geldpolitische Transmission zu reagieren.
Erste Reaktionen zum neuerlichen Zinsschritt gab es von Vertretern der deutschen Immobilienwirtschaft. Für Peter Axmann, Leiter Immobilienkunden bei der Hamburg Commercial Bank sei die Zinsentscheidung der EZB nach dem weiteren Rückgang der Inflation erwartet und im aktuellen Zinsniveau für die langen Laufzeiten bereits eingepreist worden: „Da wir immer noch eine inverse Zinsstrukturkurve haben, ist am langen Ende nicht mit einer signifikanten Verbilligung zu rechnen. Ein leichter Rückgang von bis zu 0,25 Prozentpunkten ist aber bis Jahresende noch drin.“
Francesco Fedele, CEO von BF.direkt, sagt, dass die EZB traditionell mit dem Vorwurf konfrontiert sei, sie reagiere nicht rechtzeitig: „Aber wenn es darum geht, den Kampf gegen die Inflation zu beenden, sollte die EZB im Zweifelsfall besser zu spät als zu früh dran sein. Eine vorschnelle Leitzinssenkung kann bewirken, dass der Markt nicht an eine entschiedene Bekämpfung der Inflation glaubt. Das würde eine Erhöhung der langfristigen Zinsen bewirken. Für den Immobilienmarkt sind in erster Linie die Zinsen von zehnjährigen Finanzierungen wichtig. Der Markt braucht das Vertrauen, dass die EZB die Inflation konsequent genug eindämmt – trotz der erneuten Leitzinssenkung.“
Mit der Leitzinssenkung um 25 Basispunkte bleibe die EZB ihrem Kurs treu und reflektiere damit auch die nachlassende Inflationsdynamik sowie das schwache konjunkturelle Umfeld, sagt Felix Schindler, Head of Research & Strategy bei HIH Invest: „Die weiterhin zu hohe Kerninflation dürfte aber im Fokus bleiben. Die erneute Zinssenkung trägt auch zur weiteren Normalisierung der Zinsstrukturkurve bei und reduziert die Kosten für variable Finanzierungen, was für weitere positive Impulse an den Immobilienmärkten sorgen dürfte. Das Niveau der langfristigen Kapitalmarktrenditen ist in den letzten Monaten bereits deutlich zurückgekommen und dürfte Immobilieninvestments mit Blick auf die Asset-Allokation zusätzlich unterstützen.“
Sascha Nöske, Vorstandsvorsitzender der Strategis AG sagt, dass der Transaktionsmarkt aktuell ein vergleichsweise geringes Volumen hat, da Angebots- und Nachfragepreise häufig noch zu weit auseinander liegen würden: „Der Zins ist eine wesentliche Brücke, diese Schlucht zu überwinden. Daher ist die erneute Zinssenkung der EZB ein wichtiger Schritt für mehr Dynamik auf dem Wohnimmobilienmarkt und wird insbesondere bei privaten Wohnungs- und Eigenheimkäufern zu positiven Effekten führen.“