Steigerungen sieht man nur bei Logistikimmobilien in Bestlage. Österreich bleibt aber attraktiver Investmentstandort.
Die Energiekrise, Inflation und hierauf die Zinserhöhungen durch die EZB lassen den österreichischen Immobilienmarkt nicht unberührt. Im Gegenteil: Laut einer aktuellen Studie des Beratungs- und Prüfungsunternehmens EY unter 50 Vertretern der Immobilienbranche geht man heuer von einer deutlichen Eintrübung der Preisentwicklungen nach Jahren des stetigen Preisanstiegs aus – und zwar über alle Assetklassen. Lediglich für Logistikimmobilien in Bestlage seien heuer möglich, ansonsten geht man von einer Seitwärtsbewegung bis zu sinkenden Preisen aus.
Konkret schätzen die Studienteilnehmer ein, dass die Preise für Wohnimmobilien in 1a- und 1b-Lagen heuer gleichbleiben werden, in peripheren Lagen werden sie jedoch sinken. Im Vorjahr ging man noch in allen Lagen von steigenden Preisen aus. Aufgrund des Trends zu Homeoffice rechnen die Befragten auch mit sinkenden Preisen für Büroimmobilien, diese Tendenz dürfte sich verschärfen. Außer für Top-Objekte in 1a-Lagen bleibe das Niveau konstant, ansonsten gehen die Investoren von rückläufigen Preisen aus. Gemischte Prognosen dafür im Einzelhandel. Während die Preise für Einkaufszentren quer durch alle Lagen nach mehrheitlicher Einschätzung der Teilnehmer sinken, dürften die Preise in Highstreets stabil bleiben.
Allerdings werde der österreichische Immobilienmarkt laut Studie nach wie vor überwiegend attraktiv eingeschätzt, trotz Einbußen in der Detailbewertung: Waren 2022 noch mehr als die Hälfte (52 Prozent) der Befragten der Meinung, dass der Immobilienstandort Österreich „sehr attraktiv“ ist, so glaubt das für das Jahr 2023 nur mehr jeder Fünfte (20 Prozent). 70 Prozent schätzen den heimischen Immobilienmarkt heuer aber trotzdem als attraktiv ein (Vorjahr 41 Prozent), nur jeder zehnte Befragte befindet den Markt für weniger attraktiv (Vorjahr: 7 Prozent).
Getrübt wird die Stimmung auch durch die erschwerten Rahmenbedingungen für die Finanzierung, geht aus der Studie weiter hervor. Da seien laut Studie nahezu alle Marktteilnehmer der Ansicht, dass Anschlussfinanzierungen im heurigen Jahr Kreditnehmer vermehrt unter Druck setzen werden, auch rechnet man sowohl mit steigenden Zinsen als auch mit höheren Eigenkapitalanforderungen. Über ein Drittel ist zudem der Ansicht, dass im laufenden Jahr Kreditausfälle spürbar zunehmen. Die Zinsentwicklungen dürften den Markt ohnehin längerfristig beschäftigen, ebenso der Klimawandel.
Laut Stephan Größ, Leiter des Immobiliensektors bei EY Österreich, hätte die Gemengelage aus Zinswandel, Inflation und Angst vor einer drohenden Rezession zu einer Trendwende geführt: „Wer aktuell kaufen will, sollte einen detaillierten Blick auf die Immobilie werfen. Angesichts der bestehenden Zurückhaltung vieler Investoren können sich aber auch interessante Opportunitäten ergeben.“