Wirtschaft und Bevölkerung müssen sich aktuell weltweit enormen Herausforderungen stellen: Seuchen, Kriegen, Versorgungskrisen und natürlich der Inflation. In derart unsicheren Zeiten tendiert man dazu, „sichere Häfen“ anzusteuern. Der Immobilienmarkt bietet als einzig sichere Anlageform eine interessante Rendite und Wertsteigerungspotenzial.
Da die Zinsentwicklung nach oben zeigt, wird sich das dämpfend auf die Preisentwicklung des Immobilienmarkts auswirken. Die Renditen im Wohnbau in der Höhe von rund zwei bis drei Prozent lassen bei den steigenden Kreditzinsen wenig Spielraum für ein erfolgreiches Investment. Hier werden wohl nur eigenkapitalgetriebene Investoren weiterhin gute Investitionschancen vorfinden. „Die abnehmende Leistbarkeit von Wohnraum hat in den letzten Jahren zu einer Tendenz Richtung Miete gezeigt, der Mietanteil bei Wohnbauprojekten hat entsprechend stark zugenommen“, so Christian Sommer, Geschäftsführer von Engel & Völkers Commercial Wien. Eine Entwicklung, die den gesamten Wohnbaubereich trifft, sind steigende Baukosten. „Die Pandemie hat zu Lieferkettenproblemen geführt, die nicht zur Preissteigerungen, sondern auch eine Ressourcenknappheit verursacht haben. Diese Punkte erschweren in der Projektentwicklung die Erstellung einer verlässlichen Kalkulation und erhöhen somit das kaufmännische Risiko enorm“, erläutert Sommer weiter.
Auf die Assetklasse kommt es an
Der Schwerpunkt des Interesses der Immobilien-Investoren wird sich jedenfalls auf Assetklassen konzentrieren, die höhere Renditen erwirtschaften. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass der Bereich Logistik für viele Investoren an Attraktivität gewonnen hat. Klassische Investmentgelegenheiten im Bürobereich und im Einzelhandel werden seit einiger Zeit auch wieder verstärkt gesucht und profitieren durch Mietsteigerungen aufgrund der durch die Inflation verursachten Indexierung. Nach dem erzwungenen Stillstand rücken auch Hotelimmobilien wieder in den Fokus der Investoren. Aufgrund der erwarteten Abflachung der Kaufpreisanstiege bietet sich für Immobilieneigentümer derzeit noch eine sehr gute Möglichkeit, ihre Liegenschaft ertragreich zu verkaufen. Auf der Käuferseite sei es laut Sommer zukünftig die Aufgabe des Investors, die regionale und qualitative Selektion der Immobilie noch intensiver zu bearbeiten. Die richtige Auswahl werde noch wichtiger, als sie es in der Vergangenheit bereits war. Immobilienpreise in guten Lagen rund um die Ballungszentren wie Wien, Graz oder Linz werden aufgrund der Bevölkerungsentwicklung weiterhin eine überdurchschnittliche Performance aufweisen.
Im Fokus: Wald & Wiese
Durch die weitreichenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten manifestiert sich ein weiterer interessanter Trend, weiß Harald Martich, Geschäftsführer von Engel & Völkers Commercial Steiermark: „Bei einer bestimmten Investorengruppe – wie Family-Offices, privaten Vermögensverwaltungen und sehr wohlhabenden Privatpersonen – sehen wir eine verstärkte Nachfrage nach Wald, Jagden, Weingütern und Ackerland sowie Wiesen, die dann zumeist verpachtet werden. Aufgrund der extrem gestiegenen Holzpreise werden für gut bestockte Wälder sehr hohe Preise bezahlt“. „Durch die extreme Unsicherheit rücken essenzielle Dinge wie Land, Wasser oder Holz, die für die Lebensmittelproduktion oder den Wohnbau benötigt werden, stärker in den Fokus von Investoren. Insbesondere bei jenen, die sehr langfristig denken und für die Kapitalerhalt wichtiger ist als eine gute Rendite“, so Martich.