Berichte von EHL und Otto Immobilien zeigen differenziertes Bild der Marktdynamik. Auch eine Großtransaktion konnte abgewickelt werden.
Der Wiener Zinshausmarkt steht laut aktuellen Marktberichten weiterhin unter Druck. Gründe dafür sind laut EHL Immobilien eine Kombination aus Insolvenzen stark fremdfinanzierter Investoren sowie die Mietpreisbremse, die bei vielen Objekten zu Einnahmenausfällen führt. Zugleich zeigt sich aber eine erste Stabilisierung im Transaktionsvolumen, wie aus dem aktuellen „EHL-Zinshausmarktbericht 2025“ hervorgeht. Otto Immobilien berichtet hingegen von wachsender Marktaktivität, getrieben von Privatinvestoren und untermauert dies mit einer Großtransaktion im ersten Halbjahr.
„Die Marktsituation ist herausfordernd und wird es wohl noch zumindest bis 2026 so bleiben, aber es gibt auch wieder positive Signale“, sagt Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Investment Consulting. Nach einem Rückgang des Transaktionsvolumens um mehr als 60 Prozent gegenüber dem Spitzenwert 2021 habe sich das Marktvolumen zuletzt stabilisiert und beginne sich langsam zu erholen.
Der EHL-Bericht zeigt große Unterschiede zwischen den Lagen: Im ersten Bezirk seien die Preise im Durchschnitt um zehn bis 15 Prozent zurückgegangen, während es in guten Lagen zwischen Ring und Gürtel Preisabschläge von 20 bis 30 Prozent gab. In peripheren Lagen betrugen die Rückgänge laut EHL sogar bis zu 50 Prozent. Dort sei auch die Liquidität gering, wodurch sich Verkaufsprozesse deutlich verlängern.
Es gebe aber Licht am Horizont: „Auch wenn die Banken die niedrigeren Zinsen nur teilweise weitergeben und stattdessen ihre Margen angehoben haben, beginnen die Finanzierungskosten zu sinken“, führte Pöltl aus. Zudem ermögliche der schwache Neubau von Wohnungen und die Erholung am Eigentumswohnungsmarkt Exits durch den Einzelverkauf von Wohnungen.
Otto Immobilien berichtet von einer wieder zunehmenden Marktaktivität. Im ersten Halbjahr 2025 vermittelte das Unternehmen neun Projekte mit einem Gesamtvolumen von rund 58 Millionen Euro und einer Bestandsfläche von rund 24.000 Quadratmetern. Als größtes Einzelgeschäft wurde ein voll vermietetes Zinshaus am Schmerlingplatz im ersten Bezirk um rund 22,8 Millionen Euro an einen privaten Investor verkauft. „Die rege Transaktionstätigkeit in unterschiedlichsten Lagequalitäten und Losgrößen verdeutlicht das positive Marktsentiment“, erläuterte Philipp Maisel, Leiter des Zinshaus-Teams bei Otto Immobilien. Unter den vermittelten Objekten befanden sich Gründerzeitbauten ebenso wie Objekte mit Entwicklungspotenzial.
Lukas Tröthandl, Senior Investment Consultant bei Otto Immobilien, ergänzte: „Wir sehen, dass verstärkt Privatinvestorinnen und Privatinvestoren mit erheblichen Eigenmitteln auf der Suche nach Marktgelegenheiten sind.“ Parallel kämen auch Entwickler wieder verstärkt auf den Markt zurück, insbesondere angesichts der geringen Neubauleistung. Die Aussicht auf weitere Leitzinssenkungen im zweiten Halbjahr könnte die Marktbelebung zusätzlich unterstützen, so Otto Immobilien.