EHL Wohnen: Erholungstendenzen bei Eigentum – Mietpreise steigen deutlich stärker als die Inflation.
Die Nachwehen aus Zinsen und Kreditvergaberichtlinien, gepaart mit deutlich abgeschwächter Neubautätigkeit im Wohnsektor zeitigen erste Folgen am Wiener Wohnungsmarkt. Wie aus dem Halbjahres-Update von EHL Wohnen hervorgeht, zeigt sich zwar auf der Nachfrageseite eine spürbare Belebung – jedoch bleibt das Angebot weiter rückläufig. Die Zahl der fertiggestellten Wohnungen lag erneut unter dem Vorjahresniveau und deutlich unter dem Durchschnitt der Jahre 2021 bis 2023. Besonders das Mietwohnungsangebot ist laut Analyse knapp, da viele Neubauprojekte primär für den Einzelverkauf konzipiert worden sind. Auch Lückenverbauungen und Dachbodenausbauten finden derzeit nur eingeschränkt statt.
Die anhaltende Abwärtsbewegung bei den Zinsen, steigende Mieten und eine absehbare Angebotslücke auch im Eigentumsbereich sorgen für zunehmende Aktivität in allen Marktsegmenten, führt EHL Wohnen in der Analyse an. Die Zahl der verbücherten Transaktionen ist im Jahresvergleich um mehr als 20 Prozent gestiegen. Besonders in überdurchschnittlichen Lagen hätten die Preise für Eigentumswohnungen bereits spürbar angezogen. Auch Kaufentscheidungen würden mittlerweile rascher getroffen, da potenzielle Käufer nicht mehr mit sinkenden Preisen rechnen. Gleichzeitig erwarten viele Wohnungssuchende, dass die Auswahl künftig weiter schrumpft.
Am Mietwohnungsmarkt hat sich der Engpass weiter verschärft. Die Nachfrage bleibt hoch, während das Angebot schrumpft. Die Zahl der Anfragen pro angebotener Wohnung steigt weiter, Neuvermietungen erfolgen in den meisten Fällen binnen kürzester Zeit. In guten Wohnlagen lagen die realen Mietzuwächse zuletzt bei etwa 2,9 Prozent gegenüber dem Vorquartal. Für das Gesamtjahr 2025 wird ein durchschnittlicher Mietpreisanstieg von etwa 7,3 Prozent prognostiziert. Die Eigentumspreise dürften im selben Zeitraum moderater um rund 2,4 Prozent steigen.
Auf der Angebotsseite bleiben Projektstarts weiterhin verhalten. Die Finanzierung neuer Bauvorhaben gestaltet sich nach wie vor schwierig, viele Bauträger agieren zurückhaltend. Gleichzeitig dauert die Bearbeitung von Bauverfahren laut Marktanalyse weiter an. Die Hoffnung, dass sich der Rückgang an Projekten durch schnellere Behördenentscheidungen kompensieren lässt, habe sich laut EHL bislang nicht bestätigt. Institutionelle Investoren würden zwar wieder vermehrt Interesse zeigen, agieren jedoch vorsichtig. Das derzeit dominierende Investitionsverhalten sei nach wie vor zurückhaltend, wodurch dem Markt dringend benötigtes Kapital fehlt.
Während der Mietmarkt unter hohem Druck steht, könnte sich im Eigentumsbereich mittelfristig eine Trendwende andeuten. In sehr guten Lagen würden demnach geringe Verfügbarkeit und starke Nachfrage aufeinandertreffen, was in ersten realen Preissteigerungen resultiert, so die Analyse. In den Stadtentwicklungsgebieten an der Peripherie sei die Preisentwicklung dagegen noch verhaltener. Die Verhandlungsspielräume für Käufer seien in den vergangenen Monaten kleiner geworden. Preisnachlässe, die der schnelleren Vermarktung dienen, liegen laut Bericht im niedrigen einstelligen Prozentbereich. Zusätzliche Anreize wie die Übernahme von Kaufnebenkosten werden seltener angeboten.
Mit Blick auf das zweite Halbjahr und das Jahr 2026 rechnet EHL Wohnen mit weiteren Rückgängen bei den Fertigstellungen. Die strukturelle Angebotslücke dürfte sich damit weiter vertiefen – sowohl bei Mietwohnungen als auch zunehmend im Eigentumssegment. Die aktuellen Markteingriffe der neuen Bundesregierung sorgen laut Einschätzung zudem für zusätzliche Investitionszurückhaltung.