Walter Ruck, Präsident der Wirtschaftskammer Wien, über die Pandemie und die Maßnahmen zur Stärkung der Wirtschaft.
INTERVIEW: Ronald Riska
Wie schon das Jahr 2020 ist auch 2021 von der Pandemie geprägt. Wie konnte die Wirtschaftskammer Wien den Wiener Betrieben helfen und welche Maßnahmen sind für das Jahr 2022 geplant?
Wir haben unsere Anstrengungen auf allen Ebenen nochmals verstärkt. Dabei hat sich auch die gute Zusammenarbeit mit der Stadt Wien bewährt. Gemeinsam haben wir zum Beispiel ein System für betriebliche Impfungen aufgebaut. Unsere gemeinsame Initiative „Alles Gurgelt“ mit kostenlosen PCR-Tests hat sich mehr als bewährt. Wir führen mittlerweile bis zu 250.000 PCR-Tests pro Tag durch. Unsere Serviceaktivitäten haben wir auf hohem Level verstärkt. Das honorieren auch unsere Mitglieder. Die Wirtschaftskammer Wien ist 2021 erstmals Hauptansprechpartner in wirtschaftlichen Fragen für Unternehmerinnen und Unternehmer – klar vor den Steuerberatern. Diesen Weg gehen wir selbstverständlich auch 2022 konsequent weiter.
Wie geht es den Unternehmen?
Wien ist ein starker Wirtschaftsstandort und profitiert von der Vielfalt seiner Unternehmen. Das hat sich auch gezeigt, als die Pandemie abgeflaut ist und sich die Konjunktur rasch aufgebaut hat. Aber ich sage es Ihnen ganz offen: Das Verständnis der Unternehmen für harte Einschränkungen ist mittlerweile äußerst gering. Die politischen Entscheidungsträger werden ihr Coronamanagement deutlich verbessern müssen.
Sie haben kürzlich gesagt, Wohnraum und moderne Infrastruktur sind für den Wirtschaftsstandort Wien entscheidende Faktoren. Können Sie bitte näher darauf eingehen?
Wien ist eine der wenigen Großstädte, in der Wohnen, Arbeiten und Freizeitgestaltung noch möglich sind – und das mit relativ kurzen Wegen. Die hohe Lebensqualität macht uns auch als Wirtschaftsstandort attraktiv, zieht neue Arbeitskräfte und Unternehmen an. Diese Durchmischung muss bestehen bleiben. Dafür braucht es allerdings auch eine moderne Infrastruktur und eine hochwertige Verkehrsanbindung. Sonst entwickeln sich reine Schlafbezirke. Konnektivität ist ein Schlüsselfaktor im Standortwettbewerb. Das bedeutet optimale Erreichbarkeit offline wie online, Letzteres beispielweise durch schnelles Breitbandinternet.
Wie wirbt die Wirtschaftskammer Wien um Unternehmen, damit diese sich in Wien ansiedeln?
Wenn nicht gerade die Pandemie zuschlägt, sind wir sehr intensiv in den Auslandsmärkten vor Ort unterwegs. Denn Werbung für den Standort Wien funktioniert so am besten. Auch hier arbeitet die Wirtschaftskammer Wien eng mit der Stadt zusammen. Wir konnten 2021 immerhin eine gemeinsame Wirtschaftsmission in die Vereinigten Arabischen Emirate umsetzen. Derzeit sind wir allerdings wieder stark auf digitale Kanäle angewiesen. Wir haben zum Beispiel erst kürzlich ein weltweites Treffen von Wirtschaftskammern virtuell ausgerichtet.