Bis zu 69 Prozent des Flächenbestandes droht aufgrund von Veralterung zu Stranded Assets zu werden.
Das anhaltend schwache konjunkturelle Umfeld hat sich auch stark auf den deutschen Bürovermietungsmarkt ausgewirkt. Wie aus einer Analyse von Colliers Freitagvormittag hervorgeht, seien mit Flächenumsatz von etwa 2,6 Millionen Quadratmetern in den deutschen Top 7-Standorten im vergangenen Jahr bereits deutliche Bremsspuren erkennbar gewesen – und dieser Trend dürfte sich auch zumindest bis 2026 fortsetzen. Für das Jahr heurige Jahr erwartet Colliers jedenfalls eine gleichermaßen schwache Dynamik mit einem Flächenumsatz von 2,2 bis 2,7 Millionen Quadratmetern.
Der konjunkturelle Gegenwind und die anhaltende Neuorganisation von Arbeitsmodellen würden die Flächennachfrage, insbesondere bei Großnutzern spürbar beeinflussen. Auf der Angebotsseite werde nach einem Volumen von 1,9 Millionen Quadratmetern im Jahr 2023 auch im Jahr 2024 ein großes Angebot an Neubauflächen von 2,0 Millionen Quadratmetern erwartet. Erst ab 2025 wird sich die Neubauentwicklung verlangsamen. Die Leerstandsquote in den Top 7 Standorten werde daher voraussichtlich bis 2026 auf 7,9 Prozent steigen und dort ihren Höhepunkt erreichen, was einem Anstieg der leerstehenden Bürofläche um rund 2 Millionen Quadratmetern gegenüber Ende 2023 entspricht.
Die Entwicklungen der einzelnen Big-Seven-Standorte seien jedoch unterschiedlich. Köln würde aufgrund geringer Bautätigkeit einen niedrigen Leerstand von 4,2 Prozent aufweisen, während in Frankfurt und München bereits für heuer mit einem Höhepunkt der Leerstandsentwicklung gerechnet wird. Cem Ergüney, Head of Office Letting bei Colliers in Deutschland: „Die aktuelle nachfrageseitige Schwächephase trifft auf den Höhepunkt der Bautätigkeit. Die prognostizierte Fortsetzung der Leerstandsanstiege ist die direkte Folge dieser Entwicklung. Mittelfristig erwarten wir jedoch eine Verknappung des Flächenangebots, besonders bei modernen Büroflächen in gefragten Lagen.“
Andreas Trumpp, Head of Market Intelligence & Foresight bei Colliers in Deutschland, sieht zudem ein drohendes Risiko für veraltete Flächen hinsichtlich der Nachfrage: „In unserer Analyse der Obsoleszenzrisiken von Büroimmobilien in den Top 7 Standorten sind wir 2023 zu dem Ergebnis gekommen, dass bis zu 69 Prozent des Flächenbestands in diesen Standorten von einer Veralterung bedroht sind und zu „Stranded Assets“ werden könnten.“ Für viele dieser Flächen würde sich die Frage einer wirtschaftlichen Weiternutzung stellen und damit auch die Prüfung einer Umnutzung oder einer umfassenden Revitalisierung. „Diese Entwicklung kann zu einem Anstieg der Bestandabgänge führen, der über unseren aktuellen Prognosewerten liegt und damit den Leerstandsanstieg bremst“, so Trumpp.