Der deutsche Immobilienmarkt hat sich in Europa als einer der robustesten erwiesen – einerseits erfreulich für die Investoren, auf der anderen Seite ist die Nachfrage so groß, dass die Renditen sinken.
Deutschlands Immobilienmarkt zählt neben dem Markt in Großbritannien zu einem der starken Immobilienmärkte in Europa. Er erwies sich in den letzten Jahren als relativ robust, sodass ihm selbst die Coronakrise nichts anhaben konnte. Gewinner waren vor allem Wohn- und Logistikimmobilien. Diese beiden Segmente haben sich als relativ risikofrei gezeigt. Damit entsprechen sie auch dem Wunsch der Investoren. Diese haben derzeit eine klare Ausrichtung auf risikoaverse Investmentstrategien. So wurden im ersten Quartal des heurigen Jahres 71 Prozent des Transaktionsvolumens in Core- und Core-Plus-Immobilien investiert. Laut CBRE blieb mit mehr als zwei Milliarden Euro die Hauptstadt Berlin der größte Markt für nationale und internationale Investoren, gefolgt von München und Frankfurt am Main.
Hohe Nachfrage nach Wohnraum
Vor allem im Osten Deutschlands zeichnen sich die Wohnungsmärkte durch ein breites Spektrum an Rendite-Risiko-Profilen aus. Ostdeutschland ist grundsätzlich gekennzeichnet durch eine Mischung aus prosperierenden Schwarmstädten und schrumpfenden Regionen. Laut der Studie „Ostdeutsche Wohnungsmärkte: Daten und Perspektiven 2021“ von Wüest Partner überwiegen aber grundsätzlich die positiven Ausblicke in Ostdeutschland. Plauen, Gera und Dessau-Roßlau bieten hohe Renditen bei hohem Risiko, während Investments in Berlin, Leipzig, Dresden und Potsdam relativ risiko- und renditearm sind. Das günstigste Verhältnis aus Risiko und Rendite haben Potsdam, Rostock, Erfurt und Jena.
In der Untersuchung wurden 20 Städte in Ostdeutschland anhand mehrerer Kriterien verglichen, darunter Demografie, Wirtschaftskraft, Wohnungsbestand und Wohnungsbautätigkeit. Der Osten Deutschlands hat nicht nur einen starken Wohnungsmarkt. Karsten Kluge, Geschäftsführer der DVI Gruppe, sieht auch im Büromarkt großes Potenzial: „Ostdeutsche Mittelstädte werden nicht nur als Wohn-, sondern auch als Büroinvestmentstandorte vielfach unterschätzt. Sie bieten aber gute Bedingungen zum Leben und Arbeiten.“
Der Büromarkt ist aber nicht nur im Osten Deutschlands bemerkenswert, er ist in ganz Deutschland gut durch die Coronakrise gekommen, wie ein Rating von Wüest Partner zeigt. Die Analyse berücksichtigt 16 Kennziffern, darunter u. a. die Anzahl und den Anteil der Beschäftigten in Zukunftsbranchen, die Arbeitslosenquote, die Entwicklung des Büroflächenumsatzes und -leerstands sowie die Spitzenmiete.“
Der Blick in Zukunft
Solange es keine attraktiven Alternativen zu Immobilienveranlagungen gibt, wird weiterhin in diese Sachwerte investiert. Felix Schindler, Head of Research der Warburg-HIH Invest: „Der Anlagedruck bei den Investoren und damit die Nachfrage an den Immobilienmärkten bleibt aufgrund fehlender Anlagealternativen nach wie vor hoch, wobei mit einer stärkeren Differenzierung bei den Mikro- und Makrolagen, Nutzungsarten sowie Objektqualitäten zu rechnen ist. Ebenso erwarten wir aufgrund der gestiegenen Risikoaversion der Investoren und eines von erhöhten Unsicherheiten geprägten Umfelds eine zunehmende Nachfrage nach Core-Produkten.“ Insgesamt dürften Immobilienanlagen im anhaltenden Niedrigzinsumfeld in den Portfolien der Investoren einen noch größeren Stellenwert einnehmen. Daran wird auch ein Anstieg der Inflationsraten nichts ändern.